Mittwoch, 20. April 2016

Facebook: Die Angst vor dem Persönlichen

In den USA, wo die Trends immer noch herkommen, hat sich Snapchat zum wichtigsten sozialen Medium für junge User emporgeschwungen. Instagram und Facebook wurden abgehängt.  Facebook hat sowieso ein Problem: Immer weniger Menschen posten persönliche Inhalte, dafür teilen sie Content, den sie irgendwo auf dem Net gefunden haben, umso lieber.

Noch zeigt der Daumen am Eingang des Hauptquartiers nach oben - aber für
Facebook zeichnen sich Probleme ab, weil viele Menschen nur noch ungern
Privates auf der Plattform publizieren.                                  Creative Commons
Es wird immer seltener, dass persönliche Originalinhalte auf Facebook gestellt werden, die Hand und Fuss haben. Dafür wird immer mehr Schrott geteilt – und dafür haben wir ja nun wirklich keine Zeit mehr. Als digitaler Schrott darf man übrigens ohne weiteres auch seriöse Artikel aus seriösen Medien bezeichnen – vor allem wenn es nur darum geht, mit derartigen Publikationen einen argumentativen Standpunkt zum x-ten Mal zu verstärken. Es sind also längst nicht nur “lustige“ Videos und anrührende motivierende Sprüche, die uns im Newsfeed auf die Nerven gehen.  Vielleicht ist das auch der Grund dafür, dass gerade junge Menschen sich inzwischen bei SnapChat wohler fühlen – da werden Postings sowieso nach kurzer Zeit gelöscht, und die Flüchtigkeit der digitalen Sphäre kommt voll zum Ausdruck.
Für das Unternehmen Facebook könnte sich diese Entwicklung langfristig als problematisch erweisen - genauso wie die Tatsache, dass sich die Zahl der privaten Postings auf Facebook bis Mitte 2015 um mehr als einen Fünftel verringert hat. Immerhin reist Facebook-Gründer Mark Zuckerberg um die Welt, um Facebook allumfassend zumachen; da passt es schlecht, wenn das Interesse nachlässt. Doch man scheint bei Facebook gemerkt zu haben, dass etwas nicht rund  läuft. Zitat aus fr-online:
“Zwar würden weiterhin viele Inhalte auf Facebook geteilt, doch es seien weniger Beiträge aus dem Leben der Nutzer und mehr und mehr Nachrichten und Links auf andere Websites. Für das Phänomen sollen die Facebook-Mitarbeiter sogar schon einen eigenen Begriff haben: "Context collapse" ("Kontext-Zusammenbruch"), berichtet ein Insider. Das Teilen persönlicher Inhalte habe sich in soziale Netzwerke verlagert, in denen die Nutzer ein kleineres Publikum hätten: Snapchat, Instagram und Messaging-Dienste.“
Nicht alle Beobachter finden es schlecht, dass weniger Privates gepostet wird. Meint die FAZ:
“Für Facebook bleibt am Ende die Frage: Wird es uninteressanter, wenn die Menschen weniger private Beiträge posten? Wenn es weniger Essensfotos gibt? Mancher – wie Blogger Scoble – glaubt, dadurch könnte Facebook interessanter werden. Auf jeden Fall würde der Nachrichtenstrom auf Facebook weniger Neid auslösen, denn gerade die persönlichen Nachrichten machen andere neidisch. Andererseits war Facebook immer gerade deswegen beliebt, weil sich allgemeine Nachrichten mit Nachrichten über Freunde und entfernte Bekannte vermischt haben.“
Dass immer weniger Menschen Privates ins Facebook stellen, ist an sich nicht überraschend – ist ja auch nicht immer ganz ungefährlich. Ein falsches Wort oder eine falsche Meinung, und schon besteht die Möglichkeit, dass ein Shitstorm aufzieht. Ausserdem werden immer wieder alarmierende Artikel publiziert, die davor warnen, persönliche Details auf Facebook zu publizieren – aus Sicherheitsgründen.

Wir sind allerdings nicht der Meinung, dass die schrumpfende Anzahl Privat-Postings auf Facebook eine positive Entwicklung darstellen – im Gegenteil. Die privaten News von Freunden, am liebsten aus der Nachbarschaft, sind jene Inhalte, die Facebook für uns am Leben erhalten. 

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