Mit dem Internet wurde auch die publizierte Meinungsäusserung demokratisiert. Will heissen: Jeder kann seinen Senf zu jeglichem Thema absondern – ob es sich um wohlüberlegte oder gut argumentierte Überlegungen handelt, spielt gar keine Rolle. Bei verschiedenen Online-Medien scheint man jetzt aber zu merken, dass die mangelnde Qualität der fast immer anonym abgegebenen Kommentare auch auf die eigene Website abfärbt.
Zahlreiche angelsächsische Zeitungen sind schon seit längerem dazu übergegangen, gar keine Kommentare mehr zu akzeptieren, wenn eine Story zu viele unzivilisierte Reaktionen hervorruft. “Für diese Story ist die Kommentarfunktion ausgeschaltet worden…“ heisst es dann jeweils am Ende des Artikels. Für die Online-Redaktionen ist das immer noch einfacher, als einzelne Kommentare zu zensurieren. Eine amerikanische Zeitung geht nun noch einen Schritt weiter. Währenddem sich viele Publikationen überlegen, die Leser für ihre Artikel bezahlen zu lassen, hat eine Zeitung in Massachusetts eine sogenannte Pay-Wall für Kommentare eingefügt. “Sun Chronicle“ heisst das Blatt, und die Idee ist nicht etwa, dass man mit den Kommentaren Geld verdienen möchte. Es geht vielmehr darum, all die Verfasser von anonymen Tiraden zu stoppen, die im Web zur Tagesordnung gehören. Wer in dieser Zeitung kommentieren will, muss 99 Cents bezahlen und sich deshalb mit einer Kreditkarte registrieren. Zusammen mit weiteren Angaben zur Identität macht dieses Vorgehen Anonymität weitgehend unmöglich. Zitat aus der NZZ (wo übrigens ebenfalls nicht nur Kommentare erscheinen, die der alten Tante Ehre erweisen):
“Mit dieser einmaligen Gebühr bleibt der Zugang zur Öffentlichkeit immer noch günstig. Denn zu Zeiten, als es noch kein Internet gab, musste die Leserschaft jede Mitteilung an die Redaktionen mit einer Briefmarke versehen. Vielleicht könnte das allgemeine Niveau der Online-Debatten gar verbessert werden, wenn für jeden Kommentar ein kleiner Geldbetrag erhoben würde. Das gäbe der alten Lebensmaxime wieder mehr Rückhalt: erst nachdenken, dann schreiben.“
Das glauben wir auch. Man darf hoffen, dass mehr Zeitungen solche Regelungen einführen - damit die sogenannten Trolle, die mit ihren Kommentaren Gift und Galle verbreiten, sich in ihre Höhlen zurückziehen. Denn sobald sie mit ihrem richtigen Namen zu ihren Sprüchen stehen müssen, verlässt ja bekanntlich die meisten Internet-Kommentatoren der Mut.
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