Es gibt ein
modernes Medium, dass es dem Konsumenten möglich macht, Inhalte zu konsumieren,
ohne dass er gleichzeitig oder zwischendurch auch mit Werbebotschaften
zwangsgefüttert wird. Natürlich: das Internet. Wer auf seinem PC
werbeblockierende Software installiert hat, wird vom Dröhnen der Werbetrommeln
verschont. Inzwischen sind das Millionen von Anwendern, und die
Werbewirtschaft, die im vordigitalen Zeitalter nie mit diesem Phänomen zu
kämpfen hatte, ist einigermassen ratlos.
Wer einmal
für längere Zeit in Nordamerika TV-Angebote konsumiert hat, weiss, wie ungemein
lästig und störend Fernsehwerbung sein kann. Abgesehen vom niedrigen Produktions-
und Informationswert den viele Werbeproduktionen aufweisen, ist es ganz einfach
unglaublich mühsam, wenn eine 30minütige Sendung fünfmal unterbrochen wird und
dabei etwa 10 Minuten Werbung serviert werden. In der Schweiz ist es noch nicht
so schlimm, aber Werbung wird auch hierzulande von vielen Medienkonsumenten höchstens
noch als notwendiges Übel angesehen. Genau auf dieses Thema geht Rainer
Stadler, der NZZ-Medienkolumnist in seinem neusten Artikel ein. Unter dem Titel
“Konsumenten
als gestopfte Gänse“ lässt er seine Verwunderung als Zeitungsmann
durchscheinen, dass immer noch so viel Geld für Fernsehwerbung ausgegeben wird –
obwohl der Nutzen nicht belegt werden kann – im Gegenteil. Zitat:
“Welcher Zuschauer ist bereit, TV-Spots während quälend langer Werbeunterbrechungen anzuschauen? Die öffentliche Klage ob solcher täglicher Exzesse ist alt, doch kann man sie inzwischen nicht mehr als Marotte von ein paar vergrämten Kulturkritikern ignorieren. Das Internet macht das Ausmass der Abneigung gegenüber Werbebotschaften sichtbar. Vor einem Monat wiesen deutsche Presse-Websites ihr Publikum darauf hin, wie wichtig Werbung als Treibstoff für die Informationsmedien sei. Dies verbanden sie mit der Bitte an die Besucher, keine Werbeblocker auf ihren Geräten zu installieren. Die Aktion bewirkte das Gegenteil. Weitere Nutzer montierten Blocker. Die Zahl der Werbeabstinenzler ist überraschend hoch. Einige Websites registrieren offenbar bei den Seitenaufrufen eine Werbeverweigerungsquote von über 50 Prozent. Das Open-Source-Projekt Adblock Plus schreibt, sein Programm werde von 40 Millionen Personen verwendet…“
Tatsächlich
scheinen das schlechte Aussichten für die Werbeindustrie zu sein. Wenn
Zwangsfütterung das Erfolgsrezept ausmacht, ist wohl etwas falsch gelaufen.
Währendem feiert
sich die Werbeindustrie wiedermal in Cannes, am internationale
Werbefestival. Und tatsächlich, da gibt es zwischendurch sogar Originelles, Gescheites
und Informatives, das man sich ausnahmsweise sogar freiwillig ansehen würde –
mit Betonung auf ausnahmsweise.
Bis dahin
verlassen wir uns auf die Software (erhältlich für Internet Explorer wie auch für andere Browser), die uns vor kommerzieller
kultureller Belästigung schützt. Sie funktioniert hervorragend, spart Zeit und
Nerven und hat auch schon dazu geführt, dass Werbung nicht mehr durch Zwang an
den Konsumenten gebracht wird – wie viele virale Werbespots beweisen, die von Millionen
von Menschen völlig freiwillig konsumiert werden, zum Beispiel weil sie witzig sind.
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