George Orwell
hat in seinem Roman „1984“
eine düstere Zukunft gemalt; jene des totalen Überwachungsstaates. Wir leben
heute mit Sicherheit nicht in jener dystopischen Welt, die Orwell 1949 beschrieben hat. In
diesem Sinne ist 1984 nicht 2013. Aber die Überwachung in der digitalen
Gesellschaft hat Ausmasse angenommen, über die wahrscheinlich auch Orwell gestaunt hätte.
Inzwischen
haben Sie es auch schon mitbekommen: Dank eines „Whistleblowers“ wissen wir,
dass die Amerikanische NSA (National Security Agency) in
gewaltigem Umfang Daten sammelt: Es geht um Telefon- und Handygespräche,
aber auch um Einträge auf Facebook, Twitter und YouTube, sowie um
Internet-Kommunikationen wie E-Mails. Rund 80 Milliarden Dollar gebe die
Obama-Administration jährlich aus, um diese Daten elektronisch zu sichten –
alles zum Zwecke der Terrorbekämpfung. Zitat
aus der NZZ:
“Die National Security Agency (NSA), die speziell zur Überwachung der elektronischen Kommunikation geschaffen wurde und heute zu einem der grössten Geheimdienste der Welt gewachsen ist, hat auch Zugang zu allen grösseren Internetdiensten und kann dort E-Mails, Nachrichten, Bilder, Kundenverhalten und Chats auswerten. Die «Washington Post» und der «Guardian» berichteten praktisch gleichzeitig und auf der Basis der gleichen Powerpoint-Präsentation über ein bisher geheimes Programm namens «Prism» (Prisma), mit dessen Hilfe die NSA direkt auf die Server von Microsoft, Yahoo, Google, Facebook, Youtube, Skype, Apple und anderen zugreifen könne…“
Das war vor
einigen Tagen. Heute nun hat sich die Quelle dieser Angaben zu erkennen
gegeben. Es handelt sich um Edward Snowden, einen jungen Techniker, der für die
NSA tätig war, und sein Wissen über diese Aktionen nicht
mehr für sich behalten wollte:
«Ich will nicht in einer Gesellschaft leben, die so etwas macht», sagte Snowden dem «Guardian». «Ich will nicht in einer Welt leben, in der alles was ich mache und sage aufgenommen wird.» Er beschrieb eine noch grössere Dimension der Datensammlung als die von ihm enthüllten Dokumente andeuten: «Die NSA hat eine Infrastruktur aufgebaut, die ihr erlaubt, fast alles abzufangen.» Damit werde der Grossteil der menschlichen Kommunikation automatisch aufgesaugt. «Wenn ich in ihre E-Mails oder in das Telefon ihrer Frau hineinsehen wollte, müsste ich nur die abgefangenen Daten aufrufen. Ich kann ihre E-Mails, Passwörter, Gesprächsdaten, Kreditkarteninformationen bekommen...»
Das sind ja
tolle Aussichten!
Die gute
Nachricht in diesem Szenario ist die Tatsache, dass die grossangelegten
Abhöraktionen gemäss US-Regierung bereits einen Terroranschlag in der
New-Yorker-U-Bahn verhindert haben.
Die
schlechte Nachricht ist die Tatsache, dass es wohl nie mehr gelingen wird, den
digitalen Geist in seine Flasche zurückzuschicken – das heisst, den digitalen
Überwachungsstaat zurückzubinden. Die fast totale digitale Überwachung ist
technisch möglich geworden – also wird es sie auch geben. Vielleicht nicht hier
und heute, aber sicher dort - und wenn nicht heute, sicher morgen. Da werden auch
Proteste, Gesetze und Gerichtsurteile nichts dagegen ausrichten können.
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