Videotechnologie
ist so billig und leistungsfähig geworden, dass es für quasi jeden Anwender möglich
ist, qualitativ hochwertige Videos zu erstellen, die so gut wie nichts kosten.
Das wirkt sich extrem negativ auf unser aller Privatsphäre aus. Überwachungskameras
an Hauseingängen und Kreuzungen, in Hotellobbys, Tiefgaragen, Geschäftshäusern,
Restaurants, Verkaufsläden, Banken und andernorts, wo wir noch nicht mal eine
Ahnung davon haben, sind nur die Spitze des Eisbergs. Dann gibt es ja auch noch
Drohnen, die die Welt von oben filmen. Und natürlich Dashcams, die bald in
jedem zweiten Auto angebracht sind. Sogar im Wald gibt es Überwachungskameras,
die manchmal nicht nur Füchse und Hasen, sondern ganz unerwartete Szenen
aufzeichnen!
Wer auf Google nach Dashcams sucht, findet unzählige Modelle, viele für weniger als 100 Franken. Google Screengrab |
Man
realisiert es erst, wenn mal wieder etwas Schlimmes passiert – ein grosser Unfall,
ein Terroranschlag, eine andere Katastrophe. Noch vor wenigen Jahren existierten
in solchen Fällen oft keine oder nur wenige, zufällige Bilddokumente derartiger
Ereignisse. Pressefotos und Fernsehaufnahmen, die kurz nach der Katastrophe angefertigt
wurden, waren oft die einzigen Bildquellen. Heute ist das anders. Quasi alles
ist dokumentiert – das Smartphone als Tool dafür, haben wir alle immer in der
Tasche. So stehen wir also unter ständiger Beobachtung – und merken es nicht
mal.
Doch
dieser Raster wird in den nächsten Jahren immer enger werden, weil sich die Technologie
weiterentwickelt, und weil sich die Gesellschaft nicht gegen die damit
einhergehende Überwachung wehrt.
Ein
Beispiel dafür sind Dashcams, die heute für weniger als 100 Franken von jedem
Autofahrer gekauft und an die Frontscheibe montiert werden können. Solche
Kameras laufen ständig – wer ihnen in die Quere kommt, wird aufgenommen und
verliert damit potentiell seine Privatsphäre. In der Schweiz will sich jetzt
immerhin der Bundesrat mit dem Thema befassen. Zitat aus dem Tagi:
“Sie filmen die Strasse, Autos sowie ahnungslose Passanten. Und sie filmen immer öfter. Autofahrer installieren vermehrt eine sogenannte Dashcam an ihrer Frontscheibe. Doch sind die Aufnahmen auch erlaubt? Oder verletzen sie das Persönlichkeitsrecht der Aufgenommenen? Solcher Fragen soll sich der Bundesrat jetzt annehmen. Einen entsprechenden Vorstoss hat der Ständerat gestern einstimmig gutgeheissen. Er verlangt einen Bericht über die Risiken von Dashcams, Drohnen-, Handy- und anderen Kameras…“
Eigentlich
ist ja die Gesetzeslage klar: Es ist nicht erlaubt, Videos, auf denen andere
Privatpersonen (Verkehrsteilnehmer) zu erkennen sind, zu veröffentlichen. Wie
wirkungsvoll dieses Gesetz ist, zeigt ein Blick auf Youtube. Wer über einen
weiteren Abbau der Privatsphäre besorgt ist, wird also über die neusten
Anstrengungen der Gesetzgeber kaum den Atem anhalten.
Inzwischen
hat die ständige Überwachung nämlich sogar im Wald Einzug gehalten, wie ein
Österreichischer Politiker am eigenen Leib erfuhr:
“Ein Kärntner Kommunalpolitiker ist laut ORF Kärnten bei einem Schäferstündchen im Wald fotografiert worden - von einer Kamera zur Wildbeobachtung. Abseits von Spötteleien löste dieser Fall umgehend auch eine Debatte zur Praxis der elektronischen Waldüberwachung auf, insbesondere da die Aufstellung der Geräte eigentlich genehmigungspflichtig ist und Passanten durch Schilder vorgewarnt werden müssten. Glück für den umtriebigen Politiker: Die inkriminierenden Bilder landeten vorerst nicht in der Öffentlichkeit.“
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