Es gibt
genügend Studien die zeigen, dass viele Bürger über den Erhalt ihrer
Privatsphäre besorgt sind. Das war schon
so, bevor Edward Snowden sich dazu entschied, riesige Mengen von
Überwachungsdaten zu veröffentlichen. Snowdens Aktion führte allerdings dazu,
dass es plötzlich allgemein bekannt wurde, dass die Geheimdienste der
Grossmächte so viele Daten wie möglich aus dem Internet absaugen. Das Erstaunliche
ist aber, dass es massenweise Anwender gibt, die sich durch die scheinbar allgegenwärtige
digitale Überwachungsgesellschaft nicht im Geringsten stören lassen und
ausserdem der Meinung sind, dass der Zweck die Mittel heiligt.
Wenn die eigenen Bürger abgehört werden, sind viele Amerikaner kritisch. Grosszügiger sind sie, wenn es um Politiker oder Terroristen geht. Grafik Pew Research |
Als das
Amerikanische Pew Research Center kürzlich eine Studie zum Thema Überwachung
und Privatsphäre veröffentlichte, lauteten die Schlagzeilen im deutschen
Sprachraum alle ähnlich: “ “Snowden-Effekt: US-Bürger achten stärker auf
Privatsphäre“, schrieb zum Beispiel ZDNet.de und hielt fest:
“Viele US-Bürger achten heute stärker auf ihre Privatsphäre als noch vor den Enthüllungen des Whistleblowers Edward Snowden über die Abhörprogramme des US-Auslandsgeheimdiensts National Security Agency (NSA).[…] Demnach haben 34 Prozent der Amerikaner, die von der staatlichen Überwachung in ihrem Land erfahren haben, mindestens eine Maßnahme ergriffen, um ihre Informationen vor den Blicken der Regierung zu schützen…“
Das
stimmt zwar alles; die gleiche Pew-Studie zeigte allerdings noch etwas
Wichtigeres, nämlich dass eine klare Mehrheit der Befragten angibt, dass man diesbezüglich
nicht sehr besorgt sei. Das Argument ist ein Bekanntes: Man tue nichts Unrechtes
und habe deshalb nichts zu verbergen. Datenschützer seien sehr besorgt über
diese Einstellung, berichtet die US-News-Website McClatchy DC. Deren Aufgabe
sei nicht leicht:
“Amerikanische Anwender haben, mehr als User in anderen Ländern, akzeptiert, dass ihr digitales Leben halb öffentlich ist. Private Unternehmen verdienen Milliarden durch das Sammeln von Informationskrümmeln, die durch digitale Anwender im Netz zurückgelassen werden. Dafür ermöglichen diese privaten Unternehmen eine relativ nahtlose und billige Webnutzung – wie sich das die meisten Konsumenten wünschen.“
Die
Pew-Studie zeigt aber nicht nur, dass man sich als User leicht an Überwachung
gewöhnen kann – vor allem wenn es dafür eine Gegenleistung gibt. Sie zeigt
auch, dass für viele User auch bei der digitalen Überwachung gilt, was in der
Politik längst gang und gäbe ist, nämlich dass der Zweck die Mittel heiligt:
“40 Prozent halten die staatliche Überwachung von Amerikanern im Kampf gegen den Terrorismus für akzeptabel – 57 Prozent lehnen dies jedoch grundsätzlich ab. Richtet sich die Überwachung gegen Bürger anderer Staaten, sind aber 57 Prozent mit den Maßnahmen der NSA einverstanden.Interessant ist, dass US-Bürger bei eigenen und ausländischen Politikern keinen Unterschied machen – jeweils 60 Prozent halten das Abhören dieser Personengruppen für zulässig. Einigkeit besteht auch bezüglich Aktionen, die sich konkret gegen Terrorverdächtige richten. Hier sind 82 Prozent der Befragten für eine Überwachung und lediglich 15 Prozent dagegen.“
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