Auch wenn man nicht zu den eingefleischten Apple-Fans gehört: Das ganze Theater um die Lancierung des neusten Apple-Produktes wurde sehr gekonnt über die Bühne, respektive in die Medien gebracht. Apple macht nicht nur populäre Gadgets, auch marketingmässig ist das Unternehmen führend. Zwölf Stunden nach der Lancierung des iPads berichten tausende von digitalen und anderen Publikationen über das neuste Apple-Produkt. Dabei gibt es erstaunlich viele Kritiken.
Mehr als 27'000 mal war am Morgen nach der Präsentation der Suchbegriff iPad auf Google-News zu finden. Das ist schon ziemlich beeindruckend. Was man sich von der Apple-Fangemeinde allerdings weniger gewohnt ist, sind die zahlreichen kritischen Stimmen zum neuen Produkt. Natürlich gibt es immer noch viele Apple-Apostel, die jedes Produkt, das aus Cupertino kommt, ganz toll finden – bis jetzt, war das ja auch die Regel. Dass der iPad aber vielleicht nicht unter dem gewohnt guten Stern steht, zeigt die Tatsache, dass Apple es scheinbar nicht einmal fertiggebracht hat, die Namensrechte sauber zu klären: Das Wall Street Journal berichtet heute, dass Fujitsu den Namen für sich beansprucht (siehe Bild). Es ist anzunehmen, dass dieses Problem mit Geld gelöst werden kann. Was nicht heisst, dass der iPad zu einem iPhone-ähnlichen Kassenschlager werden wird. Schliesslich ist der Apple-Flachmann längst nicht der erste Tablett-Computer der IT-Geschichte. Beim Spiegel fragt man sich denn auch, ob das Gerät überhaupt eine Marktlücke füllt:
“Eine vorstellbare Zielgruppe ist die Generation iPod. Doch gerade sie, die das Design, die Benutzerführung und die Marke schätzen wissen wird, erwartet wahrscheinlich am meisten von dem Gerät - und wird seine Schwächen als Mängel empfinden. Andererseits: Es gibt Menschen, die auch schon bisher gern 500 Euro in die Hand nahmen, um sich einen portablen Medienplayer oder einen E-Reader zu kaufen.“
Die Financial Times Deutschland nennt den IPad ein “surfendes, musizierendes Buch“, kritisiert aber unter anderem mangelnde Schnittstellen und die Multitasking-Unfähigkeit des neuen Gadgets:
“ Das wurde bereits beim iPhone bemängelt. Scheinbar hat Apple nichts aus der Kritik gelernt…“
Auch beim ORF ist man sich nicht so sicher, was das neue Produkt denn nun darstellt:
“Enttäuschung und Enthusiasmus. Firlefanz und Revolution. Das iPad polarisiert nach dem Vorschuss-Hype, 60 Tage vor seinem Erscheinen […] Setzt sich Steve Jobs mit seinem "Bindeglied zwischen iPhone und Laptop" zwischen die Stühle, oder ist es tatsächlich sein wichtigstes Vermächtnis an die IT-Welt, wie er zuletzt gerne behauptet hat?
Natürlich macht auch der Tagesanzeiger voll mit beim iPad-Hype. Zur Zeit finden wir in der Online-Ausgabe sechs aktuelle Artikel über das Gerät. Einer davon zählt auf, was am iPad stört und kommt zu einem Schluss, der für Apple nicht erfreulich sein kann:
“Wenn das Ding hier wirklich ein Netbook-Ersatz sein soll, wie soll das bitte ohne Multitasking funktionieren? Will uns Apple damit sagen, dass man nicht gleichzeitig Internetradio hören und an Textdokumenten arbeiten kann? Man kann keine Twitter-App im Hintergrund geöffnet lassen und gleichzeitig im Web surfen? Man kann keinen Messenger geöffnet haben und gleichzeitig Mails schreiben? Wollt ihr uns verarschen? Das alleine ist eine hundertprozentige Garantie, dass wir das Gerät niemals kaufen werden…“
Übrigens scheint auch die Börse nicht hell begeistert zu sein. Die Apple-Aktien fielen bis heute Nachmittag, einen Tag nach der Präsentation, um etwa vier Prozent.
Das neuste Apple-Gadget soll im März in der Schweiz erhältlich sein. Es wird wahrscheinlich in der billigsten Ausführung gegen gute 500 Franken kosten. Dazu kommen dann noch die Abokosten für die Verbindung im mobilen Netz.
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