Donnerstag, 7. Januar 2010

Google als Telefondienstleister

Google sorgt mit der Vorstellung seines ersten Smartphones für Wirbel. Tatsächlich ist die Lancierung des Nexus One nur ein Teil der der Google-Strategie. Verschiedene Beobachter glauben, dass dies auf verschiedenen IT-Ebenen signifikant ist – für Mobilfunkanbieter, für den Onlinehandel und sogar für die Zukunft des PCs.

Nexus One, das neue Google Smartphone wird nur im Web verkauft, für die Schweiz aber noch nicht angeboten. Trotzdem sorgt es hier mindestens für soviel Aufsehen unter den Smartphone-Aposteln, wie in anderen Ländern. Zwar setzt Google mit dem neuen Telefon kaum neue Massstäbe, wie es Apple mit dem iPhone tat, aber das Gerät, mit dem Android-Betriebssystem, scheint bei den meisten Testern anzukommen. Es könne sich gut gegen aktuelle Smartphones behaupten, schreibt zum Beispiel der Spiegel:
“Es hat eine höhere Auflösung als das iPhone, mehr Funktionen als Palms Pre und modernere Software als Motorolas Milestone. Außerdem ist es gefällig, aber nicht auffällig, gestaltet. Es ist schlank, aber nicht dünn, und hat mit 130 Gramm gerade das richtige Gewicht. Auffällig ist allerdings der 1 GHz schnelle Snapdragon-Prozessor von Qualcomm, der darin seine Arbeit verrichtet. […] Abgerundet wird der Funktionsumfang des Nexus One, indem es alle aktuellen Mobilfunkstandards unterstützt, per W-Lan und Bluetooth vernetzbar ist und über eine 5-Megapixel-Kamera verfügt.“
Interessant neben den technischen Daten auch das digitalpolitische Gewicht, dass die Fachjournalisten dem Nexus-Launch zuschreiben. Die NZZ zum Beispiel, sieht mit dem Direktverkauf des Gerätes und der Lancierung des Google-Voice-Services einen direkten Angriff auf die Mobilfunkanbieter:
“Die Stossrichtung ist klar: Die Mobilfunkanbieter sollen zu reinen Verbindungsdienstleistern degradiert werden, die lediglich die Konnektivität ins Internet garantieren. Die Dienstleistungen, die dann darüber benutzt werden – von Telefonieren über E-Mail bis hin zu Spielen –, werden vom Plattformbetreiber kontrolliert.“
Inside-it.ch sieht das Smartphone gar als PC-Killer:
“Damit stellt sich die Frage, wofür in Zukunft überhaupt noch PCs (Notebooks und ihre Verwandten sind mitgemeint) nötig sein werden: Die Daten wird man (bei Google) im Internet speichern. Ebenfalls von dort werden die Programme für Büro und Kommunikation kommen. […] Das Smartphone (samt Spracherkennung und Kamera) wird zum zentralen Interface, auf dem man Zugangsdaten und Links zu den benützten Programmen und Daten verwaltet. Was dann noch fehlt sind einzig ein grosser Bildschirm, eine gute Maus und eine ebensolche Tastatur. Dafür braucht es weder PC noch Notebook, ein Kabel oder allenfalls eine kleine "Docking Station" genügt vollauf.“
Und schliesslich ist da noch InformationWeek, das im Nexus One eine Waffe sieht, die Google zum Online-Detailhändler machen soll, der sich Amazon als Konkurrenten vorgenommen hat:
“The real significance of the launch of the Nexus One is what it says about Google's commitment to online retailing and the company's apparent aim to broaden its competition with Amazon.”

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