Mittwoch, 24. März 2010

Geld verdienen in der "Freeconomy"

Es ist noch nicht so lange her, da bestimmte der Preis eines Produktes dessen Wert – oder wie die Amerikaner sagten: “You get what you pay for“. Diese Zeiten scheinen endgültig vorbei zu sein. Im digitalen Zeitalter sind viele Dienstleistungen und auch Produkte völlig gratis und trotzdem nicht schlecht. Wie kann man in diesem Umfeld, der sogenannten “Freeconomy“, trotzdem noch Geld verdienen?

Die Kostenlos-Mentalität hat gesiegt. Der für ältere Generationen noch völlig selbstverständliche Gedanke, dass es zwischen dem Preis eines Produkts und seinem Wert einen engen Zusammenhang gibt, hat sich, gerade bei der jungen Generation, total verflüchtigt. Vieles, was für sie im Leben wirklich wichtig ist, zum Beispiel Musik, Videos oder Facebook, bekommen sie völlig kostenlos. Vielen Branchen scheint damit, früher oder später, das Schicksal bevorzustehen, das die Musikindustrie an den Rand des Untergangs gebracht hat. Trotzdem gibt es Firmen, die geradezu grossartig beweisen, wie auch in diesem Umfeld enorm viel Geld verdient werden kann. Zum Beispiel Google. Die Firma wird immer reicher und erfolgreicher, obwohl sie den Kosnumenten eine breite Auswahl an Dienstleistungen völlig umsonst anbietet. (Dieser Blog zum Beispiel wird auf einem Server von Google gehostet – was uns keinen Rappen kostet.)
“Die Gratis-Mentalität hat gesiegt. Höchste Zeit, daraus ein gutes Business zu machen.“
Das ist der Übertitel der neusten Ausgabe von GDI Impuls, dem Wissensmagazin für Wirtschaft, Gesellschaft und Handel, des Gottlieb Duttweiler Instituts. Zahlreiche Artikel namhafter Autoren versuchen aufzuzeigen, wie Unternehmen die Kostenlos-Falle umgehen können. Nils Winkler erklärt, wie Anbieter von Online-Spielen Gewinne machen. Annette Ehrhardt und Stefan Beeck zeigen neue Wege für das Preismanagement auf, und Anja Dilk besuchte ein erfolgreich wirtschaftendes Restaurant, in dem die Gäste selbst entscheiden, wie viel sie bezahlen. Eine Perspektive weit über die aktuelle unternehmerische Gewinn- und Verlustrechnung hinaus eröffnet der Beitrag von Michael Böhm. Er vergleicht die heutige Datenpiraterie mit dem Freibeuter-Boom des 16. und 17. Jahrhunderts, der auch als pure Gesetzlosigkeit begann und doch eine der Keimzellen des liberalen Kapitalismus darstellt. Die Freeconomy könne deshalb eines Tages ebenfalls zu einer neuen Wirtschafts- und Gesellschaftsordnung beitragen.
Das Heft erscheint viermal jährlich und kann über das GDI Gottlieb Duttweiler Institute bezogen werden. Es ist definitiv nicht Teil der beschriebenen Gratiskultur – das einzelne Heft kostet 35 Franken.
Artikelzusammenfassungen können hier gelesen werden und sind gratis.

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