Golfen
in der Toscana, ein toller Flirt oder ein spontaner Trip - glaubt man den Beiträgen
in sozialen Netzwerken, geht jedes
Wochenende die grosse Party ab. Aber ist das wirklich so? Laut einer aktuellen
repräsentativen Umfrage von lastminute.de hat jeder dritte Deutsche schon ähnliche
Geschichten über Wochenend-Erlebnisse erfunden, und bei den 18- bis 24-jährigen
gibt sogar knapp die Hälfte an, sich durch erschwindelte
Aktivitäten interessanter zu machen . Deutschland ist somit im Europavergleich
absoluter Spitzenreiter der "Wochenend-Schwindler" vor Spanien,
Italien, England und Frankreich. (Die Schweiz war in der Umfrage nicht
eingeschlossen.) Der Grund für das gefälschte Leben: die Angst davor, langweilig zu
wirken oder mit den Aktivitäten der Freunde nicht mithalten zu können.
Da haben wir in England ein paar Tage mit Freunden verbracht - oder etwa doch nicht? Bild PfW |
Am Wochenende mutieren Facebook, Twitter und Co. zur digitalen Scheinwelt und zum Wettbewerb der Eitelkeiten. Einer von sechs deutschen Usern gibt nämlich zu, schon mal einen oder mehrere
Beiträge auf Social-Media-Kanälen über eine grossartige Wochenend-Aktivität
gefälscht zu haben, oder aber mit seinen Beiträgen und Bildern bewusst zu
protzen. Und es scheint sogar zu funktionieren: Jeder zehnte User wird nämlich gemäss
eigenen Angaben neidisch, wenn er die Beiträge über aufregende Aktivitäten der anderen
Nutzer in sozialen Netzwerken sieht.
Wer auf
den zahlreichen verfügbaren Social-Media-Kanälen die Aktivitäten von echten und
Möchtegern-Prominenten verfolgt, könnte schon mal unzufrieden werden: So ein
Leben in der Mietwohnung mit 40-Stundenwoche und einem beschränkten Budget ist
nun mal nicht mit dem Leben der Stars in Hollywood zu vergleichen. Da kann
schon das Bedürfnis aufkommen, die Freizeit mit Action und Abenteuern
vollpacken zu müssen. So überrascht es nicht, dass die häufigste Wochenendlüge
der Deutschen der spontane und aufregende Wochenendtrip ist, den sich immerhin
fast jeder Vierte schon einmal ausgedacht hat, um Freunde und Kollegen zu
beeindrucken. Sage und schreibe vier Prozent dieser Schwindler haben sich am
Sonntagabend nach eigenen Angaben noch schnell einen Selbstbräuner aufgetragen,
um Montagmorgen vorgeben zu können, auf Reisen gewesen zu sein.
Und was
geben die Schwindler für Gründe für Ihre Lügen an?
Ein
Viertel von ihnen “möchte nicht, dass jemand denkt, sie wären langweilig“. Fast
ein Viertel findet dass ihre Wochenenden im Vergleich zu Freunden und Bekannten
nicht gut genug seien. Jeder sechste möchte bei den tollen Wochenend-Stories
ihrer Freunde mitmachen können, und zehn bis zwölf Prozent möchten sich
beliebter machen oder sehnen sich ganz einfach nach einem aufregenderen Leben. Facebook
und Co. üben also, wie schon in früheren Studien nachgewiesen, viel sozialen
Druck aus und können durchaus auch unzufrieden machen.
Wir sind
lastminute.de dankbar für diese Umfrage – nicht weil die Marketing-Strategie
Sinn macht, sondern weil die Resultate einen lange gehegten Verdacht bestätigt
haben. Um den schwerreichen Bernie Ecclestone zu zitieren: “ Jeder ist
so ehrlich, wie er es sich leisten kann“ – das gilt auch für Facebook, Twitter
und Instagram.
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