Montag, 5. Januar 2015

E-Mails, die alle lesen dürfen

Der grosse Sony Hack und seine Folgen zeigt, dass es ein Problem ist, wenn E-Mails, die nur für einen bestimmten Adressaten gedacht sind, plötzlich veröffentlicht werden. Peinlichkeit und rote Köpfe sind die Folgen - im besten Fall. Im schlimmsten Fall kann die Angelegenheit sehr teuer werden. Was also tun? Sie könnten zum Beispiel Ihren Firmen-internen E-Mail-Verkehr noch besser absichern. Oder aber, sie machen quasi jedes E-Mail quasi jedem Mitarbeiter zugänglich. Dass es funktioniert, zeigt die amerikanische Startup-Firma Stripe, die digitale Zahlungsformen entwickelt.

Auf Anhieb tönt es verrückt: Alle E-Mails die in der Firma versandt werden, werden vom jeweiligen Autor kopiert (cc) und landen dann in spezifischen E-Mail-Archiven, die mit Google-Group administriert werden. Alle diese Listen sind durchsuchbar und können von allen Mitarbeitern eingesehen werden. Gemäß einem Bericht in Wired Magazine gibt es bei Stripe im Moment 428 derartige Listen.
Die jungen Stripe-Manager die den offenen E-Mail-Verkehr eingeführt haben, sind davon überzeugt, dass dadurch die Produktivität in der Firma gesteigert wird: Wenn alle Mitarbeiter über alles informiert seien, müssten sie nicht ständig angewiesen werden, was sie zu tun hätten, argumentiert CTO Greg Brockman.
Die Initianten wissen, dass der absolut offene Umgang mit E-Mail gewöhnungsbedürftig ist. Deshalb haben sie auch eine Tippliste entwickelt, die den Mitarbeitern helfen soll, damit zurecht zu kommen. Eine der wichtigsten Empfehlungen auf dieser Liste geht dahin, dass E-Mails nicht anders geschrieben werden sollten, nur weil sie nicht mehr privat seien. Wenn man sich bemüssigt sehe, ein E-Mail für das breite Publikum umzuschreiben, sei etwas falsch gelaufen.
Selbstverständlich besteht immer noch die Möglichkeit, E-Mails zu versenden, ohne eine Kopie davon zu archivieren.  Wie oft davon Gebrauch gemacht wird, ist uns nicht bekannt. Eines ist aber sicher: Wenn E-Mail innerhalb der Firma derart offen gehandhabt wird, werden wohl viele überflüssige E-Mails nicht verschickt und viele Inhalte werden nie kreiert. Damit wird einerseits die Produktivität gesteigert und andererseits das Potential für Peinlichkeiten niedrig gehalten – womit schon mal zwei wichtige Ziele erreicht wären.


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