Montag, 30. März 2015

Internet-Trolle, Anonymität und Ehrlichkeit

Das Internet liebt die Anonymität. Aber Anonymität führt zu schlechtem Benehmen, Oft zu sehr, sehr schlechtem Benehmen. Das wiederum führt dazu, dass sogenannte Trolle in Kommentarspalten oder auf Twitter die Sau raus lassen und damit anständige User vertreiben. Was tun? Twitter will das Problem mit einer Filtersoftware lösen.


Bezahlen, um zu kommentieren. Eine Methode, um Trolle auszubremsen.
Trolle, also Internet-User, die sich nicht zu benehmen wissen und andere Teilnehmer im Internet unter dem Deckmantel der Anonymität beschimpfen und bedrängen, sind schon lange ein Problem. Nicht nur auf Twitter, wo vor allem prominente User oft belästigt werden, sondern auch in den Kommentarspalten zu News-Artikeln, wo die Anwürfe oft sehr persönlich werden. Um die Diskussionen im Web auf einem zivilisierten Niveau zu halten, haben verschiedene Anbieter verschiedene Massnahmen getroffen. Zahlreiche Zeitungen verlangen zum Beispiel von ihren Lesern, dass sie ihren echten Namen angeben, wenn sie kommentieren wollen (z.B. die NZZ) und moderieren die Beiträge auch noch. Das führt zu zwei Problemen: Es werden falsche Namen angegeben, und es dauert zu lange, bis die Kommentare im Web erscheinen. Die Massnahmen funktionieren also nur beschränkt.
Eine bessere Idee hatten die Betreiber des Internet Magazins Tablet: Sie verlangen Geld von jenen Lesern, die ihre Artikel kommentieren möchten. Die Kosten werden abgestuft: Einen Tag lang zu kommentieren kostet 2 Dollar, einen Monat 18 und ein Jahr 180 Dollar.
Ist das vielleicht ein Geschäftsmodell für die leidenden Internet-Medien?
Wir zweifeln daran. Immerhin ging die Anzahl der Kommentare bei Tablet Magazine stark zurück – und das Troll-Problem ist wohl gelöst.
Nun hat auch Twitter einen Lösungsansatz gegen Trolle präsentiert. Dieser basiert allerdings nicht darauf, dass Twitter-Nutzer sich zu erkennen geben müssen, sondern auf einem Software-Filter, der beleidigende und Anstössige Tweets ganz einfach entfernen soll. Zitat aus heise.de:
“Wie genau diese Filteroption funktioniert, ist noch nicht bekannt. Dass Twitter aber verstärkt gegen Beschimpfungen und Trolle vorgehen will, wurde schon vor Wochen angekündigt. Hintergrund sind in jüngster Zeit bekannt gewordene öffentliche Kampagnen gegen einzelne Nutzer oder Nutzergruppen. Beispielsweise hatte die Tochter des verstorbenen Schauspielers Robin Williams Twitter verlassen, nachdem sie dort zum Teil übel beleidigt worden war…“
Natürlich gibt es auch User, denen derartige Massnahmen nicht gefallen – und zwar nicht deshalb, weil sie selber Trolle sind. Bei der NZZ befürchtet zum Beispiel Adrienne Fichter, dass sich derartige Filter als Gefahr für Whistleblower herausstellen, die unlauteres geschäftliches Gebaren von Unternehmen vermelden…“.
Als ob das nur anonym möglich wäre.
Tatsächlich wird verbreitet für die Anonymität im Internet argumentiert  - oft nicht schlüssig und oft auch abstrus. So schreibt zum Beispiel Maik Werther im Tagesspiegel:
“Auch in der Anonymität kann Ehrlichkeit liegen, ein User bietet ein Abbild seiner selbst an. Wie realistisch das im Abgleich zur wirklichen Person ist, wird auch ein Klarname nicht ändern können. Nicknames haben eine lang anhaltende Tradition, insbesondere innerhalb der Newsgruppen- und Chatkultur. Grundsätzlich muss daher unterschieden werden zwischen Anonymität und Pseudonymität.
Ein Kommentarschreiber, der unter Pseudonym schreibt, gibt seine reale Person zwar nicht preis, ist jedoch nicht zwingend anonym. Vielmehr kreiert er in einer virtuellen Gesprächsrunde eine alternative Identität, mit der er sich sowohl als Realperson schützt als auch klar Position beziehen kann und sich gleichzeitig die Chance offenhält, sein Agieren mit kreativen Möglichkeiten zu versehen, die er im Realen nicht hat…“
Ob sich der Twitter-Filter bewährt, wird sich zeigen. Sicher ist aber, dass auch weiterhin massenweise User mit einer “alternativen Identität“ im Internet unterwegs sein werden.


Donnerstag, 26. März 2015

“Ich hasse Geoblocking aus tiefstem Herzen“

Es ist zwar erst eine Absichtserklärung, aber immerhin. Die EU-Kommission, also jenes Organ, das als De-facto-Gesetzgeber für die Europäische Union wirkt, will Geoblocking innerhalb der EU abschaffen. Es ist zu hoffen, dass sich auch die Schweiz an diesem Unterfangen beteiligen wird. Es ist höchste Zeit, mit dem zumeist völlig sinnlosen blockieren von Videoinhalten auf dem Internet aufzuhören. Zudem könnte auch der Online-Handel von einer solchen Liberalisierung profitieren.

Geoblocking beim SRF: Zumeist wird aus völlig unersichtlichen Gründen blockiert.
Wer viel per Internet Videos konsumiert, kennt das Problem: Es taucht sowohl bei Youtube-Videos  als auch beim Anschauen von Videos auf TV-Videotheken wie SRF auf. Geoblocking im Internet wird dann angewandt, wenn ein Fernsehsender nur berechtigt ist, Inhalte in gewissen Regionen auszustrahlen – zum Beispiel, weil diese Inhalte von auswärtigen Produktionsfirmen produziert wurde, die gerne andernorts zusätzliches Geld damit verdienen möchten. Sehr oft sind die Blockaden allerdings eher lächerlich: Wer zum Beispiel im Ausland die Schweizer Tagesschau anschaut, darf die meist nur sekundenlangen Ausschnitte von Schweizer Sportereignissen nicht sehen – sie werden blockiert. Wer allerdings geschädigt würde, wenn sich ein Tourist derartige Inhalte in einem Hotelzimmer im Ausland ansieht, ist unklar. Dasselbe gilt auch für zahlreiche Krimi oder Serienproduktionen dieser Fernsehsender.
F1, ARD oder ZDF auf.
Kein Wunder, dass der für den digitalen Binnenmarkt zuständige Vizepräsident der EU-Kommission, Andrus Ansip, jetzt zu Protokoll gab, dass er Geoblocking “aus tiefstem Herzen hasse“ und verlangt, dass derartige Einschränkungen dringend abgeschafft werden. Zitat  aus der FAZ:
“Das “veraltete“ Geoblocking und ein digitaler EU-Binnenmarkt könnten „nicht zusammen existieren“, sagte Ansip. Die EU wolle „all die Zäune und Mauern“ abschaffen, „die uns im Internet den Weg versperren“. Menschen müssten sich „im Netz ebenso frei über Grenzen hinweg bewegen können wie in der Wirklichkeit.“ Ausnahmen beim Geoblocking werde es voraussichtlich aber weiter geben, wenn  nationale Gesetzgebung dies vorschreibe, räumte Ansip ein und nannte als Beispiel Online-Glückspiele.“
Dass die EU endlich etwas gegen Geoblocking unternehmen will, hat weniger mit dem Anschauen von Videos als mit der Förderung des Binnenmarktes zu tun, dessen Funktionieren durch eine enorme Zahl von Vorschriften, Bestimmungen und Regeln eingeschränkt wird. Dazu gehört auch Geoblocking. Golem.de zitiert Günther H. Oettinger, EU-Kommissar für die digitale Wirtschaft und Gesellschaft. Dieser kritisiere einen "Flickenteppich von jeweils 28 unterschiedlichen Regelungen für Telekommunikationsdienstleistungen, Urheberrechte, IT-Sicherheit und Datenschutz“:
“Nur 15 Prozent der Verbraucher kauften online in anderen EU-Mitgliedstaaten, weil die Versandkosten oftmals höher seien als der Preis des Produkts selbst. Durch geografische Sperren würden viele EU-Bürger automatisch zu Anbietern vor Ort umgeleitet, die andere Preise verlangen. Eine solche Diskriminierung dürfe es in einem Binnenmarkt nicht geben.“
Zum in unserer Überschrift zitierten Kommentar des EU-Kommissars Ansip möchten wir noch beifügen: Wir auch!




Montag, 23. März 2015

Social-Media-Selfie: Facebook wächst, Twitter stagniert, Meerkat explodiert

Sie sind mit grosser Vorsicht zu geniessen, die Social-Media-Trends, die regelmäßig das Absterben des Facebook-Booms oder die kommende Twitter-Tsunami voraussagen. Abgesehen davon, dass seit den Börsengängen dieser Firmen immer auch handfeste finanzielle Interessen hinter solchen Prognosen stehen, sind es immer nur Momentaufnahmen – sozusagen Social-Media- Selfies – die mit solchen Zahlen präsentiert werden. Trotzdem sind sie momentan sehr interessant – vor allem wenn ihnen Millionen von Verlinkungen und Klicks als Basis zugrunde liegen.

Zu füh den Niedergang vorhergesagt: Facebook geht es gut!
Genau so ist das beim Bitley-Index, der zu diesem Zweck monatlich mehr als 600 Millionen  Links im Web und acht Milliarden Klicks auf diese Links auswertet. Die neusten Zahlen zum Thema Social Media, veröffentlicht im Februar dieses Jahres, betreffen das vierte Quartal des letzten Jahres und fallen einigermassen überraschend aus. Das wichtigste Ergebnis: Der vielerorts vorausgesagte Niedergang von Facebook hat sich in eine kräftige Wachstumsrate verwandelt, die vor allem durch mobile Anwender getrieben wird. Twitter hingegen, schon immer eine mobile App, scheint das Interesse der Anwender weniger zu fesseln als auch schon.
Das sind die genauen Zahlen:
Facebook konnte einen totalen Nutzungszuwachs von 8,6 Prozent verzeichnen, bei den mobilen Nutzern betrug der Zuwachs sogar 30,2 Prozent. Die Facebook-Nutzung am Desktop-PC ging um 20 Prozent zurück, am Tablet blieb sie sich gleich.
Ganz anders bei Twitter.
Da fiel die Gesamtnutzung um ganze 4,9 Prozent, mobil um 2,5 Prozent, am Desktop und am Tablet um je gute 10 Prozent.
Für Twitter ist das ein herber Rückschlag. Er kommt allerdings nicht ganz unerwartet, wenn man die Twitter-Nutzerprofile und die Entwicklung der vergangenen Monate berücksichtigt. So hat die Fotoplattform Instagram (übrigens eine Facebook-Tochter) Twitter schon im letzten Jahr überholt, was die Zahl der User betrifft.
Twitter lässt das Versenden von Nachrichten zu, die nicht länger als 140 Zeichen sind und wird vorwiegend von Menschen benutzt, die den Dienst dazu benutzen, ihre (kurz gefasste) Meinung zu allem und jedem in die Welt heraus zu twittern. Politiker, Künstler und vor allem Journalisten lieben Twitter – unter anderem deshalb, weil die Plattform es erlaubt, Meinungen im digitalen Raum zu verbreiten und mittels digitalem Echo zu verstärken – und zwar in ungemein kurzer Zeit. Bei weitem am populärsten ist Twitter in den USA, während die Nutzerzahlen in der Schweiz und in Deutschland hinterherhinken. Wer auf Twitter eine grosse Fangemeinde hat, kann diese mit dem Dienst schnell und unkompliziert erreichen – ganz ähnlich wie auf Facebook . Facebook-Einträge sind in der Regel länger und weniger vergänglich als Tweets, und es scheint, als ob Facebook-User loyaler sind, als Twitter-User.
Wie gesagt: Bei diesen Zahlen handelt es sich um Momentaufnahmen. Neue Dienste werden kommen, und die althergebrachten in den Schatten stellen – oder weiter wachsen lassen. Wie zum Beispiel die Video-App Meerkat, die es erlaubt, auf einfachste Weise Live-Videostreams zu versenden. Die Anwendung scheint einzuschlagen wie eine Bombe  – Twitter allerdings scheint sich eher davon bedroht zu fühlen und hat den Zugriff der App auf die Twitter-Plattform vorläufig eingeschränkt.

Was die Rendite von Twitter betrifft, sieht es trotz hohen Aktienpreisen eher düster aus: Einige Analysten prognostizieren, dass Twitter in diesem Jahr profitabel werden könnte – wenn man optimistische Annahmen zugrunde legt. Facebook ist da schon weiter: Die Anleger freuen sich über kräftige Gewinne, was sich auch in den Aktienpreisen niederschlägt.


Donnerstag, 19. März 2015

Online-Buchungen: Kayak und TripAdvisor finden am besten

Das Online-Buchen von Reisen und was so alles dazugehört ist eine riesige Internet-Erfolgsstory. 42 Prozent aller Reisen werden heutzutage so gebucht. Eine grosse Rolle bei derartigen Buchungen spielen die wichtigen Hotelvergleichsportale, die versprechen, dabei zu helfen, das beste Angebot zu finden. Vergleich.org hat geprüft, ob dieses Versprechen erfüllt wird.

Bewertungen von Kunden (hier auf TripAdvisor): Eines der wertvollsten Tools bei der
Hotelbuchung.                                                                        Screenshot via TripaAdvisor
Die Tester von vergleich.org haben die Vergleichsportale Trivago, Kayak, Momondo, Discavo und TripAdvisor auf Vollständigkeit, Bedienkomfort und Angebotsumfang geprüft. Das Resultat: Auch der Testsieger findet nur in 67 Prozent der Fälle den besten Preis.
Wenn es darum ging, den günstigsten Preis für ein Hotel zu ermitteln, schnitt das amerikanische Unternehmen Kayak am besten ab. In über 67 Prozent der Fälle zeigte die Suchmaschine den günstigsten Zimmerpreis an. Allerdings braucht Kayak für die Suche vergleichsweise lange. Wer's eilig hat, wird also enttäuscht.
Auf dem zweiten Platz landete TripAdvisor mit einer Bestpreis-Rate von 52 Prozent. Besonders gut hier: die umfangreichen Kundenwertungen nicht nur zum Hotel selbst, sondern auch für umliegende Restaurants und Nachtclubs. Unentschlossene Reisende finden so wertvolle Tipps. Allerdings: in der Ergebnisliste stehen ganz oben nicht immer die günstigsten Angebote. Reisende sollten genau hinschauen.
Weil kein Hotel-Vergleichsportal für sich allein überzeugt hat, empfiehlt Reiseexperte Stefan Häusler: "Reisende sollten immer mindestens 2 Portale nutzen - wir empfehlen die Kombination aus Kayak und TripAdvisor". Reisende würden dann "in 81 Prozent der Fälle den besten Preis finden".

Gerade bei einer Hotelbuchung geht es ja bei Weitem nicht immer nur um den billigsten Preis. Deshalb empfiehlt es sich tatsächlich, die Beschreibungen und Bewertungen anderer User auf Portalen wie TripAdvisor zu berücksichtigen. Allerdings tut man gut daran, nicht alles für bare Münze zu nehmen, was gelobt und kritisiert wird. Wenn ein Hotel zum Beispiel 300 sehr gute oder ausgezeichnete Bewertungen hat, darf man eine Handvoll schlechter Kritiken ruhig ignorieren – es gibt immer Kunden, die äusserst schwierig sind. Was die Preisunterschiede in den Angeboten der einzelnen Buchungsportale betrifft, haben wir die Erfahrung gemacht, dass diese meistens unwesentlich sind. Wer mit gesundem Menschenverstand an eine digitale Buchung herangeht, hat deshalb gute Aussichten auf Erfolg.


Montag, 16. März 2015

Smartphone - oder eher Dummphone?

Dass die übermässige Nutzung von Smartphones der menschlichen Intelligenz nicht zuträglich ist, wird durch wissenschaftliche Studien untermauert. Das Schlagwort “Digitale Demenz“ macht schon seit längerer Zeit die Runde – auch wir haben darüber berichtet. Eine neue Kanadische Studie hat nun bestätigt, dass die ständige Verfügbarkeit von digitalen Informationen denkfaul macht und sich womöglich sogar negativ auf die Intelligenz der Nutzer auswirkt.

Eines der zahlreichen Bücher, dass sich mit dem Einfluss 
digitaler Medien auf das Gehirn befasst. Bild Amazon
Das menschliche Gehirn ist äussert anpassungsfähig. Es ist zum Beispiel so flexibel, dass es Fakten nicht mehr oder nur eingeschränkt abspeichert, wenn es weiss, wo es diese Fakten abrufen kann. Diese Tatsache wurde schon vor mehreren Jahren durch ein Team um die Psychologin Bettsy Sparrow an der Columbia Universität in den USA wissenschaftlich nachgewiesen, und die Experten streiten sich darüber, ob die Verfügbarkeit eines externen digitalen Gedächtnisses positiv oder negativ zu werten ist:
“Sparrows Studie zeigt, wie flexibel unser Gehirn ist, wenn es um die Anpassung an unsere Werkzeuge geht", zitiert Technology Review den Autor Nicolas Carr , dessen Buch The Shallows: What the Internet Is Doing to Our Brains gerade für den Pulitzerpreis nominiert ist. Allerdings sieht Carr diese Anpassung nicht positiv: "Es ist wirklich wichtig, dass es einen Unterschied zwischen externem und internem Gedächtnis gibt", sagt er. "Wenn man etwas nicht verinnerlicht, dann wird das Verständnis weniger persönlich, weniger unverwechselbar und in letzter Konsequenz oberflächlicher."
Sparrow selbst sieht diesen Prozess hingegen positiv. Unser Gedächtnis passe sich dem Internet an, genau wie es sich in der Vergangenheit auch an andere "Technologien" angepasst habe, beispielsweise an das geschriebene Wort.“
Die Forscher an der Kanadischen Universität in Waterloo sehen die ständige Verfügbarkeit von Google und Co. auf mobilen Geräten nicht positiv – im Gegenteil:
“Mit Smartphones haben User ständig all das Wissen im Internet griffbereit. Das bedeutet eine Versuchung, Infos einfach zu suchen, anstatt tatsächlich zu denken. Drei Studien mit insgesamt 660 Teilnehmern haben gezeigt, dass dieser Versuchung vor allem jene Menschen erliegen, die normalerweise eher intuitiv vorgehen. Sie werden also denkfaul und setzen stattdessen auf das Smartphone als Gehirn-Erweiterung. Im direkten Vergleich dazu verbringen Personen mit ausgeprägten kognitiven Fähigkeiten, die eher zu analytischem Denken tendieren, viel weniger Zeit mit der Smartphone-Suche. Smartphone-Googeln macht den Forschern zufolge denkfaul, möglicherweise aber noch mehr als das. "Unsere Forschungsergebnisse stützen einen Zusammenhang zwischen intensiver Smartphone-Nutzung und geringerer Intelligenz", erklärt Gordon Pennycook, einer der Forscher. Dass Smartphones dumm machen, wollen die kanadischen Psychologen so aber zumindest noch nicht sagen. Denn ob es wirklich zu einer Intelligenzminderung kommt, sei eine ungeklärte Frage, an der noch weiter geforscht werden müsse. Das Team hält es jedenfalls für möglich, dass sich Smartphone-bedingte Denkfaulheit negativ auf den Alterungsprozess auswirkt…“
Das sind schlechte Aussichten, und wenn man sich näher mit dem Thema befasst, werden sie nicht besser. Manfred Spitzer, der Autor des Buches “Digitale Demenz“ gab in einem Interview Folgendes zu Protokoll:
“Studien belegen, dass jemand gegoogelte Inhalte mit geringerer Wahrscheinlichkeit im Gehirn abspeichert als jemand, der sie auf andere Weise sucht. Oder etwa bei der Orientierung: Wir lagern sie an das Navigationsgerät im Auto aus - und dürfen uns nicht wundern, dass wir selbst immer schlechter navigieren. Ähnliches gilt für Geburtstage, Telefonnummern, Kopfrechnen oder die Rechtschreibung. Passiert weniger im Gehirn, lernt man weniger, und die Gehirnwindungen bilden sich weniger aus. […] Bei uns verbringen Jugendliche täglich doppelt so viel Zeit mit Medien als mit dem gesamten Schulunterricht. Als Folge werden wir oberflächlicher, gehen Dingen weniger auf den Grund, zudem wuchern Aufmerksamkeitsstörungen und Vereinsamung, da direkte Sozialkontakte durch Social-Media abnehmen.“

Sonntag, 15. März 2015

Online Handel in der Schweiz: lieber Rechnung als Kreditkarte

Der Online- und Versandhandel wächst in der Schweiz kräftig weiter; im letzten Jahr wurden damit 6,7 Milliarden Franken Umsatz erwirtschaftet. Das entspricht einem Wachstum von 7,2 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Am liebsten bestellen die Schweizer Konsumenten Heimelektronik, Mode und Schuhe. Diese Zahlen sind einer Erhebung des Verbandes des Schweizerischen Versandhandels, der GfK und der Schweizerischen Post zu entnehmen.  Eine schweizerische Besonderheit ist die Bezahlart: 84 Prozent der Konsumenten bezahlen am liebsten gegen Rechnung.

Online- und Versandhandel wachsen schneller als der übrige Detailhandel in der Schweiz.
                                                                                                Quelle: VSV, GfK, Die Post
Im Jahr 2014 wurden in der Schweiz Waren für 6,7 Milliarden Franken von Privatpersonen im Online-Versandhandel bestellt, davon:
 - 4'950 Millionen Franken von Unternehmen (B2C)in der  Schweiz,
- 850 Millionen Franken von Auktionsplattformen/Marktplätzen (C2C).
 - 900 Millionen Franken im Ausland (B2C/C2C).
Zusätzlich wurden für 200 Millionen Franken Waren an Paketstationen im Ausland abgeholt, die online bestellt worden waren.
Der Online- und Versandhandel wuchs damit erneut stärker als der klassische Handel und macht mittlerweile 6,8 Prozent des gesamten Detailhandelsvolumens in der Schweiz aus. Während im Bereich Lebensmittel erst 1,7 Prozent des Gesamtvolumens online eingekauft werden, bestellen die Schweizer Konsumenten bereits 12,3 Prozent anderer Produkte online.
Ein Umsatzvolumen von total 1,46 Milliarden Franken macht den Bereich Heimelektronik umsatzmässig zum beliebtesten Online- und Versandhandelssegment. Mittlerweile werden 24 Prozent des gesamten Heimelektronik-Volumens im Online-Handel erzielt. An zweiter Stelle folgt der Bereich Mode und Schuhe. Dieser Bereich konnte auch 2014 zulegen und setzt mittlerweile 1,34 Milliarden Franken um (nach Retouren). Eine weitere Schweizer Eigenheit ist der starke Online- und Versandhandelsanteil im Bereich Food: 2014 wurde für 780 Millionen Franken Lebensmittel, Wein und Kaffee online bestellt.
Rund 88 Prozent aller Transaktionen werden mittlerweile online abgewickelt, 15 Prozent davon mit mobilen Endgeräten.
Trotz sehr hoher Online-Bestellquoten bevorzugen Schweizer Konsumenten immer noch den Kauf gegen Rechnung. Gemäss Erhebung bezahlen 84 Prozent der Kunden beim Online-Einkauf in der Schweiz gegen Rechnung. Im europäischen Vergleich sind die Schweizer damit Spitzenreiter. Erst 12 Prozent  der Kunden zahlten 2014 mit Kreditkarte oder PayPal.



Sonntag, 8. März 2015

Aufwachsen mit der digitalen Nabelschnur

Dieser Tage traf sich die Avantgarde der Mobilfunkindustrie in Barcelona zum jährlichen Mobile World Congress um die Trends der Kommunikation von morgen auszurufen. In den Kinderzimmern ist man entsprechend ausgerüstet: Aufwachsen ohne die digitale Nabelschnur zum Internet ist schon gar nicht mehr normal. Was das für die Kinder von heute längerfristig im zukünftigen Erwachsenenleben bedeutet, wird sich herausstellen.

Die Zahlen sind einigermassen beeindruckend: Nur noch 7 Prozent der 9- bis 14-Jährigen hat keinerlei Internetzugang, gerade mal 16 Prozent besitzen kein eigenes Handy! Das hat eine aktuelle Umfrage unter 11‘000 Kindern der obgenannten Altersgruppe in Deutschland herausgefunden.
"Damit beobachten wir einen konstanten Anstieg der Ausstattung von Kindern mit Mediengeräten: 2007 waren erst 68 Prozent der Kinder mit eigenem Handy unterwegs, 2011 waren es 79 Prozent und heute hat im Prinzip jedes Kind Zugriff auf ein Handy", sagt Christian Schröder von der LBS-Gruppe, welche die Studie durchgeführt hat. Die Sozialforscher fanden zudem heraus, dass internetfähige Smartphones unter Kindern enorm auf dem Vormarsch sind. In der 4. Klasse müssen noch drei von fünf Schülern darauf verzichten, in der 7. ist es nur noch einer von fünf.
Damit sind Kinder heute schon fast vollständig an die mobile Kommunikation angeschlossen. Je älter sie werden, desto mehr Mediengeräte befinden sich in ihrem Besitz und desto häufiger gehen sie ins Internet. Meist gehen Kinder am eigenen PC oder über das Smartphone ins Internet, um auf diesem Wege Kontakte zu pflegen oder neue Freunde zu finden. Dabei nutzen jüngere Kinder eher den Computer und ältere lieber ihr Smartphone.
Ein Viertel der 9- bis 14-Jährigen gibt übrigens an, per Internet neue Freunde zu finden. In erster Linie sind es ältere Kinder, Kinder mit Migrationshintergrund und diejenigen, die über das Smartphone ins Internet gehen, die Online-Bekanntschaften schließen.

Die Hoffnung, dass das Netz auch als Lernquelle genutzt wird, bestätigt sich allerdings nicht: Obwohl das Internet die mächtigste Wissensquelle in der Geschichte der Menschheit darstellt, sind die meisten der befragten Kinder der Meinung, höchstens "manchmal" etwas Wichtiges im Internet zu lernen.

Donnerstag, 5. März 2015

Wenn Kunden lügen, um ihre Daten zu schützen

Datenschutzverletzungen rund um Verlust, Diebstahl oder Überwachung bestimmen weiterhin die Schlagzeilen, und die Sicherheit ihrer Daten stellt für Endverbraucher inzwischen ein wichtiges Kriterium bei Kaufentscheidungen dar. Es darf angenommen werden, dass sich hier in Zukunft der Spreu vom Weizen trennen wird: Online-Händler, die das volle Vertrauen ihrer Kunden geniessen, werden prosperieren, die anderen werden Mühe haben. Eine neue Symantec-Studie zeigt nämlich, dass 57 Prozent der Europäer besorgt darüber sind, dass ihre Daten nicht sicher sind und 59 Prozent gaben an, dass sie in der Vergangenheit bereits mit entsprechenden Problemen konfrontiert wurden .

Sie Symantec-Studie zeigt: User habe Angst um ihre Daten; sie
beginnen ihr Verhalten entsprechend zu ändern..
Erste Anzeichen dafür, dass wir uns im Verhalten der Kunden an einem Wendepunkt befinden, gibt es bereits: Die Symantec-Studie hat aufgedeckt, dass 44 Prozent der Befragten es vermeiden, persönliche Daten online zu stellen, um ihre Privatsphäre zu schützen. Einer von drei Befragten lügt sogar und macht bewusst falsche persönliche Angaben, damit die echten Informationen privat bleiben. Angesichts dieser Zahlen erstaunt allerdings das immer noch weitgehend sorglose Verhalten einer Mehrheit der Konsumenten: Obwohl nur 24 Prozent glauben, dass ihre Daten bei Onlinehändlern sicher sind, verhalten sie sich nicht entsprechend. Online-Shopping nimmt weiter zu, und nur einer von vier Käufern nimmt sich die Zeit, Geschäftsbedingungen vollständig durchzulesen, ehe die persönlichen Daten geteilt werden. Drei von zehn Online-Nutzern geben sogar ihre E-Mail-Adresse heraus, wenn sie finanziell davon profitieren. 
Händler können das Bedürfnis nach Datenschutz zu ihrem Vorteil nutzen, indem sie sicherstellen, dass ihre Abläufe absolut sicher sind und die Kunden das auch wissen. 86 Prozent der Online-Einkäufer geben nämlich an, dass Datensicherheit ein wichtiger Aspekt bei ihrer Wahl eines Onlineshops ist – noch vor der Qualität der Produkte und dem Kundendienst. Unternehmen sollten für Kunden transparenter machen, wie sie für Datensicherheit sorgen; Sicherheit müsse ein Teil der Wertschöpfungskette eines Unternehmens sein und intern als notwendige Kundengewinnungsmassnahme und nicht als Kostenverursacher verstanden werden, teilt Symantec mit. Die Studie zeigt übrigens, dass Konsumenten beginnen, den Wert ihrer Daten einzuschätzen: 23 Prozent schätzen den Wert ihrer Informationen gar auf 1‘000 Euro und mehr.



Montag, 2. März 2015

Aufladen - so ganz nebenbei

Der Akku ist die schwache Stelle unserer mobilen Geräte, und deshalb gibt es unzählige Initiativen und Projekte, die sich damit befassen, die Lebensdauer von Akkus und Batterien zu verlängern. Bislang ist allerdings der grosse Durchbruch ausgeblieben und es bleibt uns nichts anderes übrig, als unsere Geräte bei jeder Gelegenheit aufzuladen. Der Möbelhersteller Ikea kommt nun mit einer neuen Möbellinie auf den Markt, die das Problem ganz anders angeht: hier wird so ganz nebenbei und ohne Kabel aufgeladen.

Ikea-Möbel zum kabellosen Laden: Dafür hat jetzt auch der Nachttisch
ein kabel...                                                                           Bild Ikea
Ikea bietet ab dem 15. April 2015 Tische und Lampen an, bei denen eine kabellose Ladefunktion für Smartphones und Tablets integriert ist. Diese eingebauten kabellosen Ladestationen sind laut Ikea Pressemitteilung “Teil eines langfristigen Engagements, das in Zukunft weitere innovative Lösungen bringen soll“.
Aus Untersuchungen und Besuchen bei Menschen zu Hause wisse man, dass Kabelsalat unbeliebt sei, teilt Ikea mit. Genauso unbeliebt, wie leere Akkus, weil das richtige Ladegerät gerade nicht zur Hand sei.
Die Technologie, die für die Ikea-Ladestationen verwendet wird,  geht auf die Zusammenarbeit mit dem globalen Zertifizierungsstandard Qi zurück. Qi bietet eine Zertifizierung durch eine unabhängige Drittpartei für Produkte mit kabelloser Ladefunktion an. Da zum heutigen Zeitpunkt noch nicht alle Smartphone-Modelle über den Qi-Standard verfügen, wird Ikea zusätzlich Ladeschalen anbieten. Die neue Design-Kollektion, bei der Tische und Lampen in Ladestationen verwandelt werden, wurde von Designern wie dem Schweden David Wahl entworfen.

Die Ikea-Ladestationen, eingebaut in ganz normale Möbel des täglichen Gebrauchs, werden wahrscheinlich Schule machen. Wir können uns vorstellen, dass diese Einrichtung zum Beispiel bei Büromöbeln zum Quasi-Standard werden wird. Ikea ist allerdings nicht die erste Firma, die entsprechende Produkte anbietet.
Einen möglichen Nachteil haben die eingebauten Ladestationen allerdings: Sie geben elektromagnetische Strahlung ab - die Energie muss ja transportiert werden - aber nur in geringer Reichweite und nur, wenn gerade ein Gerät aufgeladen wird.
Wer sich keine neue Möbel kaufen will, aber trotzdem per Möbelstück aufladen möchte, kann seine bestehende Einrichtung nachrüsten. Die Anleitung dazu findet man hier.