Sonntag, 29. Juni 2014

Handys aus der Urzeit

Werbung kann zwar unglaublich lästig sein, gibt aber oft auch einen wunderbaren Einblick in vergangene Zeiten. Anfang der 80er-Jahren mussten wir uns noch eine Telefonkabine suchen, wenn wir unterwegs telefonieren wollten. 1984 brachte dann Motorola das DynaTAC auf den Markt. Das erste kommerziell verfügbare mobile Telefon generierte einen Werbespot, der den potentiellen Anwendern genau erklärte, wofür so ein Ding gut sein könnte. Eines der Verkaufsargumente: Das “Handy“ war nur knapp ein Kilogramm schwer.

Die Anfänge der mobilen Kommunikation waren derartig umständlich, dass es heute nicht nur informativ, sondern auch witzig ist, die damaligen Werbespots anzuschauen. Von denen gibt es selbstverständlich unzählige, und einige davon stehen auf YouTube zur Verfügung. Zum Beispiel jener von 1984, der das erst, kiloschwere Motorola Mobiltelefon populär machen sollte. So erklärt der Sprecher im Werbespot mit sonorer Stimme: “Mit dieser revolutionären Technologie könnte es möglich werden, dass immer mehr Menschen eine Telefon im Auto haben oder sogar eines, das sie mittragen können…“. Da hatte er nicht unrecht!


Noch verrückter sieht das mobile Telefon aus, das Radio Shack 1990 auf den Markt brachte. Dabei handelt es sich um einen Koffer mit einem Telefonhörer (der aussieht, als ob er eine Autobatterie enthält). Der Werbespot betont ausdrücklich, wie mobil das Gerät sei: auf den Golfkurs, aufs Boot oder ins Restaurant – wo man das Ding möglichst auf den Tisch stellt, damit alle sehen, das man auch beim Essen telefonieren kann.


Wer noch mehr Retro-Spots sehen will (in Englisch) findet sie hier. 


Mittwoch, 25. Juni 2014

Die Herren des Internets

Der Herr der Ringe war gestern, heute gibt es interessantere Dinge, als ein Ring, der alle beherrscht – das Internet zum Beispiel. Obwohl sich die meisten von uns immer noch (schwach) an ein Zeitalter ohne Internet erinnern können, gehen wir heute davon aus, dass es überall vorhanden ist, immer funktioniert und uns den digitalen Lebensstil ermöglicht, an den wir uns so schnell und intensiv gewöhnt haben. Die Internet-Infrastruktur ist hochkompliziert und muss gewartet und geschützt werden, und da schliesst sich dann der Kreis mit J.R. R. Tolkien wieder: Die Herren des Internets wären auch in einem fantastischen Buch nicht fehl am Platz.

Einer der Schlüssel zum Internet? Die ICANN-Crypto-Officer haben alle je
zwei dieser Schlüssel in ihrer Obhut. 
Sie heissen “Crypto-Officers“, und sie halten die Schlüssel zum Internet, beziehungsweise dessen Adresssystem unter ihrer Kontrolle. Sie gehören zur ICANN, der Internetverwaltungsorganisation, die das Domain Name System (DNS) kontrolliert. Dieses System wandelt Namen in Zahlen um, und macht sie so im unendlich grossen weltweiten Internet erst auffindbar. Wikipedia beschreibt die Aufgaben von ICANN wie folgt:
Zu den Aufgaben der ICANN gehört die Durchführung der IANA-Funktion, die folgendes umfasst:
  • Zuteilung von IP-Adressblöcken an die fünf Regional Internet Registries, damit diese kleinere Adressbereiche an die Local Internet Registries zuteilen können.
  • Zuteilung von Nummern und Bezeichnern, die von Netzwerkprotokollen verwendet werden, etwa Portnummern oder die Zeitzonen-Datenbank.
  • Zuteilung von Top-Level-Domains an Domain Name Registries, damit diese Domain-Registrierungen von Domain-Name-Registraren verwalten.
Daneben koordiniert die ICANN den Betrieb der Root-Nameserver und betreibt selbst einen davon.“
Dieses System ist also das Nervenzentrum, wenn nicht sogar das Gehirn des Internets. Das Magazin der Süddeutschen Zeitung hat kürzlich in einer faszinierenden und sehr lesenswerten Reportage über eine  "Sicherheitszeremonie" berichtet, die regelmäßig durchgeführt wird, um dessen Schutz zu gewährleisten. Zitat:
“Eine Gruppe von Technikern, genannt »Crypto Officers«, besitzt Schlüssel für ein Schließfach. Darin befinden sich Computer, die sich nur starten lassen, wenn eine bestimmte Zahl dieser Schlüsselträger anwesend ist. Die Schlüssel sind über die Welt verteilt, und die Schlüsselträger dürfen nie im selben Flugzeug reisen – damit im Falle eines Absturzes nicht alle tot sind. Sieben Schlüssel gibt es für Culpeper an der amerikanischen Ostküste. Zur Sicherheit steht an der Westküste ein fast identisches Datenzentrum mit sieben anderen Schlüsselträgern. Für die Zeremonie müssen mindestens drei Schlüsselträger alle drei Monate abwechselnd in Ost und West zusammenkommen, um einen sogenannten Masterschlüssel zu erzeugen, einen digitalen Code, der die Einträge des DNS-Servers aufs Neue absichert – sonst könnten Hacker Millionen von Websites kapern und Schadsoftware verbreiten. Für den höchst unwahrscheinlichen Fall, dass allen 14 Schlüsselträgern etwas zustößt (oder beide Rechenzentren zerstört werden), gibt es noch sieben »Recovery Key Share Holders« mit speziellen Speicherkarten, die das System im Notfall an einem geheimen Ort wiederherstellen könnten..."

Freitag, 20. Juni 2014

Routinierte Shopper haben höhere Ansprüche

Konsumenten, die häufig online einkaufen, stellen hohe Erwartungen an ihr Online-Shopping-Erlebnis. Website-Gestaltung und Benutzerfreundlichkeit stehen dabei unter besonderer Beobachtung. Mit anderen Worten: Solche Kunden erwarten durchgängig einen reibungslosen Ablauf. Menschen, die nicht viel in Online-Läden einkaufen, legen dafür mehr Wert auf die Sicherheit beim Einkaufen.

Die dunklere Kurve zeigt das Verhalten der routinierten Online-Shopper, im
Vergleich mit jenen, die nur selten im Internet einkaufen (zum Vergrössern
bitte anklicken).
Online-Shopper, die häufig, also mindestens einmal monatlich, online einkaufen, stellen besonders hohe Anforderungen an Sortiment, Service und Handhabung eines Online-Shops, wie eine Studie des ECC Köln  zeigt. Kunden erwarten vom ersten Besuch auf der Website bis hin zu Check Out und Lieferung einen reibungslosen Ablauf. Der gesamte Kaufprozess unterliege mittlerweile extrem hohen Anforderungen und Online-Händler seien gefordert, ein Höchstmass an Praktikabilität zu bieten – insbesondere, wenn sie auch die so genannten Heavy Shopper zu echten Fans machen wollen, sagen die Mitverfasser der Studie vom IFH Köln.
Konsumenten, die häufig online shoppen, messen vor allem Kriterien aus den Bereichen Websitegestaltung und Benutzerfreundlichkeit eine höhere Bedeutung zu. So haben ansprechende und ausführliche Produktpräsentationen und -beschreibungen, eine übersichtliche Menüführung, gute Such- und Filterfunktionen sowie ein übersichtlich gestalteter Warenkorb für Konsumenten, die mindestens einmal monatlich online einkaufen, eine signifikant höhere Bedeutung, als für Kunden, die eher seltener, nämlich nur ein- bis zweimal jährlich oder weniger auf dem Internet einkaufen. Ähnliche Ergebnisse zeigen sich auch für die Erfolgsfaktoren „Bezahlung“ und „Versand und Lieferung“. Interessant ist, dass die Kriterien “Ratenzahlung“ und “Umtausch und Abholung im Laden“ jenen Befragten, die nur selten online einkaufen deutlich wichtiger sind, als den routinierten Online-Kunden. Das hängt damit zusammen, dass die seltenen Kunden ein viel grösseres Sicherheitsbedürfnis aufweisen.
Auch  der  Blick  auf  die  Kundenbindung offenbart Unterschiede:  Sowohl  bezüglich
Wiederkaufabsicht als auch bei der Weiterempfehlungsbereitschaft erzielen die häufigen Online-Käufer unter den Befragten höhere Werte. Konsumenten, die für ihren Einkauf vergleichsweise häufig auf das Internet zurückgreifen, haben demnach durchaus bevorzugte Online-Shops.
Holger Lendner vom an der Studie beteiligten E-Commerce-Anbieter Hermes NexTec meint zu wissen, was es braucht um anspruchsvolle Kunden langfristig an einen Onlineshop zu binden:
“Solche Kunden sollten bei jedem Besuch neu inspiriert und begeistert werden. Dies lässt sich etwa über wöchentlich wechselnde Onsite-Kampagnen mit neuen Produkten, Stories mit passenden Produktverlinkungen sowie personalisierten Produktempfehlungen erreichen…“
Wir gehen davon aus, dass auch das Sicherheitsgefühl der Kunden sehr viel zur Loyalität beiträgt. Ist ein Kunde aufgrund seiner Erfahrungen davon überzeugt, dass er in einem Onlineshop sicher einkaufen kann, wird er immer wieder dahin zurückkehren – wenn das restliche Shopping-Erlebnis stimmt.



Dienstag, 17. Juni 2014

Im Social Web ist das Vergessen ein heisser Trend

Die IT-Kapazitäten auf dieser Welt sind so mächtig geworden, dass es kein Problem mehr darstellt, jegliche Daten in vielfacher Ausführung auf irgendwelchen Servern zu speichern, zumindest vorläufig für immer. Genau diese Speicherwut hat dazu geführt, dass es immer mehr Anwender gibt, die ihr Recht auf das Vergessen einfordern. Der Europäische Gerichtshof hat ihnen kürzlich, was Suchmaschinenresultate anbelangt, Recht gegeben. Ob’s was nützt, wird sich zeigen. Da ist die Generation Y schon schlauer: die verschickt Messages und Bilder, die sich nach dem Anschauen selber zerstören.

Das Snapchat-Logo: Nachrichten die verschwinden, wie von Geisterhand.
Mehr als 700 Millionen sich selbst löschende Nachrichten und Bilder, sogenannte Snaps, werden täglich verschickt und lösen sich danach im unendlichen digitalen Raum auf. Genau das ist der Grund dafür, dass Snapchat so enorm populär geworden ist. Anwender müssen nicht für ihr Recht auf Vergessen vor Gericht gehen, sondern wissen, dass ihre Nachricht kein Bestehen hat. Das verleitet natürlich zum Versenden gewagter Bilder. Zitat aus dem Handelsblatt:
“Snapchat ist vor allem unter Teenagern beliebt und dient der schnellen, oberflächlichen Kommunikation – teils auch, um anzügliche Aufnahmen zu verschicken, was in den USA als „sexting“ bezeichnet wird. Trotz gravierender Sicherheitsmängel verbreitet sich die App rasant…“
Die ganz Grossen im Internetgeschäft wollen nicht länger hintenanstehen, nachdem sie versucht haben, Snapchat zu kaufen und vom gerade mal 24jährigen Gründer Evan Spiegel einen Korb erhalten haben. Facebook scheint schon weit fortgeschritten zu sein, mit einer ähnlichen App, wie Manager Magazin berichtet:
“Mit seinem milliardenschweren Übernahmeangebot konnte Mark Zuckerberg bei Snapchat-Gründer Evan Spiegel nicht landen. Jetzt hat der Facebook-Gründer eine eigene Alternative zur populären Foto-Versende-App entwickelt. Am Samstag war die App "Slingshot by facebook " wenige Minuten in Apples App-Store verfügbar. Sie wurde jedoch kurz darauf wieder zurückgezogen. […] Den Berichten zufolge erlaubt es "Slingshot", mit Zeichnungen oder Kommentaren versehene Fotos und Videos zu verschicken. Diese zerstören sich nach dem Betrachten nicht selbst, sondern erst dann, wenn der ursprüngliche Versender sie entfernt. Zudem soll sich ein zugesandtes Foto nur dann öffnen lassen, wenn man mit einem eigenen darauf regiert.“
Unterdessen haben sich bereits mehr als 40‘000 Menschen bei Google gemeldet, die einen Link in ihre Vergangenheit gelöscht haben möchten. Ob es viel nützen wird, bleibe dahingestellt. Zitat aus der NZZ:
“Allerdings ist fraglich, inwiefern ein solches Recht im Netz überhaupt durchsetzbar ist: Erstens betrifft das Urteil zwar alle Suchmaschinenbetreiber, nicht aber soziale Netzwerke wie Facebook oder Twitter, die ihrerseits personenbezogene Daten archivieren. Zweitens ist das nun gefällte Urteil insofern bedingt, als dass nur «unter bestimmten Voraussetzungen» Links zu heiklen Inhalten gelöscht werden müssen. Ob diese Bedingungen erfüllt sind, ist im Einzelfall zu prüfen; Informationen zu Personen des öffentlichen Lebens etwa könnten ausgenommen sein. Drittens bewirkt das EuGH-Verdikt nicht, dass die Inhalte selbst gelöscht werden – sie werden nur nicht mehr durch Suchmaschinen indexiert. Wie Telefonnummern, die nur aus dem Telefonbuch gelöscht wurden, existieren die Websites mit den persönlichen Inhalten weiterhin. Diese und etwaige Kopien vollumfänglich zu löschen, ist technisch gar nicht möglich.“
Die Vergangenheit wird wohl noch eine Weile mit uns bleiben – auch wenn es ein klein wenig länger geht, bis sie uns einholt.









Mittwoch, 11. Juni 2014

Wie Sie die Generation Y (vielleicht) erreichen können

Eigentlich sollte es ja nicht schwierig sein, die Generation Y, auch Millennials genannt, zum Konsum zu verleiten; schliesslich sind die Kinder dieser Generation in einer Gesellschaft aufgewachsen – oder wachsen immer noch auf -  in der Image, Selbstverwirklichung und Hedonismus zuoberst auf der Prioritätenliste stehen. Dazu kommt eine extreme technologische Affinität – und voila, da haben wir sie, jene User, die immer das neuste Smartphone oder Tablet besitzen – ganz zu schweigen vom coolen Outfit natürlich.

Skype: Microsofts bevorzugte Marketingplattform um die Millenials zu erreichen.
Nicht schlecht wenns funktioniert - schliesslich gehören die beiden Unternehmen
ja zusammen.
Ganz so einfach scheint es dann aber doch nicht zu sein, die Millennials mit Marketing für ein Produkt oder eine Dienstleistung zu gewinnen. Das wissen alle, die schon mal die Generation Y als Zielpublikum ausgesucht haben. Dazu gehört auch die Marketingabteilung des Software-Giganten Microsoft, von dem wir in diesem Fall vielleicht etwas lernen können. Mascha Driessen von Microsoft erklärte gegenüber der Marketingwebsite persönlich.com:
"Die 'Millennials' eignen sich neue Technologien und Anwendungen sehr schnell an. Aber wenn sie etwas nicht innerhalb weniger Sekunden packt, dann sind sie für immer weg".
In einer Marketingmitteilung berichtet das Unternehmen nun über seine Anstrengungen, diese junge Generation zu erreichen:
“Für Online-Marketer stellen Millennials eine attraktive Zielgruppe dar, da sie besonders affin für digitale Kommunikation sind. Gleichzeitig erschwert ihre Vorliebe für neue Medien ihre Erreichbarkeit. Denn die Generation Y wird auch dadurch charakterisiert, dass sie verschiedene Kommunikationsplattformen auf mehreren Plattformen nutzt, teilweise gar parallel. Ihre Wechselbereitschaft zu neuen Diensten macht die Mediaselektion zur Herausforderung. Die Wahl des richtigen Kanals, um Millennials zu erreichen, ist eine Schlüsselfrage. Die Streuung über diverse Plattformen hinweg wird als ineffizient empfunden…“
Microsoft sieht den (hauseigenen) Internet-Kommunikationsdienst Skype als Lösung zu diesem Problem: Während die Nutzung von Facebook oder ähnlichen Diensten innerhalb dieser Altersgruppe stagniere oder abnehme, habe Skype in den vergangenen drei Jahren weltweit einen Zuwachs um 28 Prozent verbucht. Knapp ein Viertel aller Skype-Nutzer des vergangenen Jahres waren zwischen 18 und 24 Jahre alt. Millennials verbrächten einen signifikanten Teil ihrer Zeit auf Skype: Im Schnitt 30 Minuten pro Verbindung und 150 Minuten pro Monat – insgesamt addiert sich das zu acht Milliarden Stunden jährlich!
Doch warum ist Skype bei Millennials so beliebt? Microsoft nennt vier auf Marktforschung basierende Faktoren:
·      Vertrauenswürdig: Millennials vertrauen Skype, weil sie in einer geschützten Umgebung kommunizieren können, ohne dass sich persönliche Mitteilungen unerwünscht öffentlich verbreiten.
·      Mobil: Millennials sind häufig unterwegs und Skype eine der am weitesten verbreiteten mobilen Kommunikationsplattformen weltweit. Mehr als ein Drittel der weltweiten 340 Millionen Skype-Anwender nutzt den Messaging-Dienst mindestens einmal im Monat auf einem mobilen Endgerät.
·      Verfügbarkeit: Skype ist auf den Endgeräten verfügbar, die Millennials am meisten verwenden. Mit Versionen für Android, iOS, Windows Phone, Xbox sowie einer Reihe von SmartTVs lässt sich Skype stets dort nutzen, wo die junge Zielgruppe es am liebsten tut.
·      Flexibel: Telefonieren, Video, Chat und In-Mail gibt es bei Skype aus einer Hand. Millennials kommunizieren und tauschen Inhalte auf vielfältige Weise. 


Sonntag, 8. Juni 2014

Die Angst der Schweizer Händler vor der ausländischen Konkurrenz

Auch im Onlinehandel ist es nicht anders, als es früher schon war, lange bevor es Internet und digitale Shops gab: Die Konkurrenz entwickelt sich rasend schnell. Im digitalen Zeitalter zeigen allerdings ausländische Anbieter eine enorme Kraft. Wie eine neue Schweizer Studie zeigt, fühlen sich die einheimischen Anbieter vor allem von dieser ausländischen Online-Konkurrenz bedroht. Für Schweizer Händler gilt es, eine Position zu finden, bevor der Markt im E-Commerce-Sektor gänzlich neu verteilt ist.

Lokale Anbieter haben gegenüber ausländischen Händlern durchaus
Trümpfe in der Hand - zum Beispiel kurze Lieferzeiten.
Die Situation im Schweizer E-Commerce wird seit fünf Jahren vom Online-Zahlungsverarbeiter Datatrans und der Fachhochschule Nordwestschweiz unter die Lupe genommen. Deren neuster E-Commerce-Report Schweiz wartet mit interessanten Erkenntnissen auf, und zwar aus der Sicht der Anbieter. Zwei Drittel der Schweizer Händler, die sich an der umfangreichen Studie (die hier heruntergeladen werden kann) beteiligt haben, sehen ausländische Anbieter als bedrohliche Konkurrenz. Nicht zu Unrecht, wie die Verfasser der Studie erläutern: Expansive ausländische Onlineanbieter hätten ein enorm hohes Leistungsniveau entwickelt; viele Schweizer Anbieter hätten durchaus Mühe, mitzuhalten. Gemäss Studie profitieren die ausländischen Konkurrenten vor allem von Grössenvorteilen infolge ihrer multinationalen Ausrichtung. Ein wichtiger Erfolgsfaktor von Unternehmen wie Zalando, sei die Wachstums- statt Ertragsorientierung ihrer Kapitalgeber. Sie könnten höhere Investitionen tätigen, da sie international ein grösseres Ertragspotenzial haben. Dann ist da noch Amazon, der Online-Laden der anstrebt, schlichtweg alles im Angebot zu haben. Doch auch 20 Jahre nach der Gründung schreibt das Unternehmen keine im Verhältnis zum Umsatz angemessenen Gewinne, wächst aber global immer weiter, und ein Ende dieses Wachstums ist selbstverständlich nicht abzusehen.
Was tun?
Die Nähe zum Kunden, ein besseres Verständnis seiner Bedürfnisse, bessere Kommunikation und eine Steigerung der eigenen Leistungsfähigkeit seien die Antworten der Schweizer Anbieter auf die internationale Herausforderung, erklären die Verfasser der E-Commerce-Studie. Allerdings halten sie auch fest, dass die Schweiz auf der Liste der expansionswilligen Anbieter nicht ganz oben stehe, davon profitierten die einheimischen Akteure.
Ein regelrechtes Wettrüsten findet gemäss der Studie auf der Ebene der E-Commerce-Logistik statt: Konsumenten nutzen Abhol- und Rückgabemöglichkeiten in Geschäften. Dadurch sparen sie Versandkosten; Händler profitieren davon, dass Kunden in ihr Geschäft kommen. Reine Onlineanbieter ziehen mit verkürzten Lieferzeiten nach und bieten ihren Kunden mehr Optionen, wie sie die Ware empfangen können. Noch kann in vielen Branchen die Mehrheit der Kundenanforderungen mit einer Lieferzeit von 48 Stunden erfüllt werden. Auf fünf Jahre gesehen geht der Trend aber zur Lieferung am nächsten Tag, wie es in der Elektronikbranche bereits heute üblich ist. Im Supermarktsegment sind ja bereits Lösungen anzutreffen, welche die Lieferung am Bestelltag ermöglichen.



Mittwoch, 4. Juni 2014

"Brauchen wir ein neues Internet?"

Wie viel Vertrauen haben Sie noch in die Datensicherheit im Internet? Edward Snowden hat mit seinen Enthüllungen über die digitalen Spionagetätigkeiten der US-Regierung nicht dazu beigetragen, dass sich die Benutzer des Internets sicherer fühlen. Tatsächlich hat sich der Vertrauensverlust der User seit den ersten Veröffentlichungen über den Abhörskandal noch einmal beschleunigt. Nur eine kleine Minderheit glaubt noch daran, dass Ihre Daten im Netzt sicher sind.

Die Verunsicherungskurve zeigt stetig nach oben.               Graphik BITKOM
Das Internet ist für die zivilisierte Welt immens wichtig geworden. Die Wirtschaft hängt genauso davon ab, wie das persönliche Wohlergehen einer grossen Mehrheit der Weltbürger (stellen Sie sich vor, wie sich ihr Leben verändern würde, wenn Sie plötzlich wieder vollständig ohne digitale Kommunikation und Internet auskommen müssten). Trotz dieser enormen Wichtigkeit besteht die Gefahr, dass das Internet immer mehr zum digitalen Schmuddelquartier verkommt, wo man sich lieber nicht aufhält, weil man sich da nicht sicher fühlt – eine virtuelle No-Go-Zone sozusagen. Abgesehen von Edward Snowden, der der Welt eindrücklich demonstriert hat, dass nichts und niemand vor der riesigen Abhörindustrie der amerikanischen Behörden sicher ist, vergeht kaum ein Tag, an dem nicht von Hackerangriffen, kompromittierten Kreditkartendaten, gestohlenen Passwörtern und verseuchten E-Mails berichtet wird. Auf der anderen Seite wird eher selten von verhafteten oder gar verurteilten Hackern berichtet, die bei ihren Verbrechen ertappt wurden und dafür teuer bezahlen müssen. Kein Wunder, dass die Benutzer der globalen digitalen Infrastruktur sich nicht mehr sicher fühlen. Das Vertrauen in die Verwalter unserer Daten schwindet kontinuierlich. Das zeigt auch die neuste Studie des deutschen Hightech-Verbandes Bitkom. Danach halten inzwischen 86 Prozent der Internetnutzer ihre persönlichen Daten im Internet für unsicher. Zum Vergleich: Noch im Jahr 2011 waren es nur 55 Prozent. Laut Umfrage misstrauen aktuell 71 Prozent der Internetnutzer Staat und Behörden beim Umgang mit ihren persönlichen Daten. Im Jahr 2011 war es mit 40 Prozent noch eine Minderheit, die staatlichen Stellen misstraute. Ähnlich schlecht ist das Ergebnis für die Wirtschaft: 67 Prozent der befragten Internetnutzer misstrauen der “Wirtschaft allgemein“, wenn es um den Umgang mit ihren Daten im Web geht. Im Jahr 2011 war es mit 46 Prozent ebenfalls weniger als die Hälfte. Auch hier haben sich die Werte innerhalb des vergangenen Jahres kontinuierlich verschlechtert.
Dass der Vertrauensverlust im Zusammenhang mit der Sicherheit digitaler Daten auch auf die Wirtschaft abgefärbt hat, ist nicht verwunderlich, aber sicherlich nicht gut fürs Geschäft.
Was also tun?

Selbst eine professionelle Branchenorganisation wie Bitkom scheint eher ratlos zu sein, was mögliche Gegenmassnahmen anbelangt. Deren Präsident Dieter Kempf zieht denn Schluss, dass “ Die politische Aufarbeitung der NSA-Affäre weitergehen muss“. Ob das eine wirksame Medizin gegen den Vertrauensverlust der User sein kann, ist zu bezweifeln. “Arte.tv“ kommt da der Realität wohl schon näher. Über dem Interview mit Wikipedia Gründer Jimmy Wales zum Thema Datensicherheit im Internet prangt nämlich der Titel: “Brauchen wir ein neues Internet?“ 


Sonntag, 1. Juni 2014

Dank Smartphones (noch) leichter Geld ausgeben

Die zunehmende Nutzung von Smartphones führt laut einer europaweit durchgeführten breit abgestützten Studie über die Mobiltelefonnutzung bei vielen Usern zu "Spontaneinkäufen".  Doch unsere Handys verleiten uns nicht nur zum schnellen Geldausgeben; immer mehr Anwender erledigen auch ihre Bankgeschäfte mit dem Smartphone. Eine Folge dieses Verhaltens: Cash ist längst nicht mehr King – die Generation E-Commerce gewöhnt sich daran, ohne Bargeld auszukommen.

Immer mehr User nutzen das Smartphone
als Einkuafs- und Bankassistenten, wenn
sie unterwegs sind.   Screenshot UBS-App
Wir wissen längst, dass uns das Handy viel Geld kostet. Allein das Abonnement kann pro Jahr leicht auf über 1000 Franken zu stehen kommen, im Extremfall auch auf vielmehr. Nun bestätigt eine grosse europäische Studie des FinanzdienstleistersING, dass das Smartphone fast die Hälfte der User zu Spontankäufen verleitet: Mehr als 139,5 Millionen Europäer kaufen inzwischen regelmässig über das Mobiltelefon ein. 42 Prozent dieser Nutzer sagen, dass sie regelmässig "spontan" einkaufen.  Zuoberst auf der Liste der spontanen Verführer stehen dabei Kleider, Elektronik und Games. Sogar Lebensmittel gehören, zwar weiter unten auf der Liste, zu den spontan gekauften Produkten. Am schnellsten zum digitalen Einkaufswagen greifen übrigens die Briten.
Hand in Hand mit dem spontanen Geldausgeben geht auch das mobile Banking per Smartphone. Hier sind die Niederländer führend; fast die Hälfte von ihnen führen Bankgeschäfte über ihr Smartphone durch.
(Gerade das mobile Banking gerät allerdings immer wieder in die Negativschlagzeilen, weil digitale Wegelagerer wieder mal Lücken in Smartphone-Betriebssystems ausgemacht haben, mit dem sie an Passwörter und Kontodaten kommen können; dies scheint allerdings dem Enthusiasmus der User keinen Abbruch zu tun.)

Dieser zunehmende Enthusiasmus für das mobile Management von Geld trägt laut der ING-Studie auch dazu bei, dass in Europa immer weniger Bargeld benutzt wird. Fast die Hälfte der Europäer erklären, dass sie Bargeld heute weniger oft als noch vor 12 Monaten benutzen und immerhin 40 Prozent sagen, dass sie kaum mehr Bargeld benutzen. Das verwundert eigentlich nicht: Regierungen und Finanzistitute fördern des Bargeldlosen Umgang mit Geld, wenn auch aus unterschiedlichen Gründen. Dem Staat ermöglicht das bargeldlose Zahlen die bessere Kontrolle über steuerzahlende Bürger, Finanzinstitute  schätzen die Sicherheit und die Spesen, die das bargeldlose Zahlen abwirft. Auch der User profitiert: Wer einmal für längere Zeit im Land der Plastikkarten über dem grossen Teich gelebt hat, weiss, dass man sich sehr schnell daran gewöhnen kann, ohne Bargeld auszukommen...