Montag, 28. September 2009

Das Ende des Kabelsalats naht

Die ersten Prototypen laufen schon seit einigen Jahren, jetzt scheint die Technologie serienfähig zu werden: Elektronische Geräte, die man ohne Kabel aufladen kann, ganz simpel, indem sie in der Nähe, also innerhalb der elektromagnetischen Reichweite des “Netzgerätes“ platziert werden. An der letzten CES im Frühling dieses Jahres wurden bereits einige solche Technologien demonstriert. Wie Forbes Magazine jetzt berichtet, wird nun einer der ganz grossen Hersteller auf den vorerst nur langsam fahrenden Zug aufspringen. Dell wolle in Kürze einen Laptop auf den Markt bringen, der ohne Kabel Elektrizität tanken soll. Das Gerät heisst Latitude Z und wird nicht billig sein, wie Forbes schreibt:
“The Latitude Z will cost a great deal more than the typical $1100 business laptop and is aimed at business executives, lawyers and the like for whom appearances count. Dell doesn't have to sell a lot of this product to succeed with it -- just as General Motors can win with an oversexed sports car if it merely draws shoppers to the showrooms.”
Mit anderen Worten: Das Gerät ist ein Prestigeprojekt und soll auch als solches vermarktet werden – etwa wie ein Porsche. Falls aber der kabellose Dell-Laptop schliesslich auf den Markt kommt und funktioniert, wird er der Technologie zum Durchbruch verhelfen – unter anderem, weil wir uns alle schon lange wünschen, den lästigen Kabelsalat loszuwerden. Andere Hersteller werden nicht abseits stehen und die Technologie wird sich schnell weiterentwickeln. In einigen Jahren wird das Aufladen per Kabel der Vergangenheit angehören. Noch besser: Persönliche Gadgets werden immer genug Saft haben, weil sie, erstens, mit viel besseren Akkus ausgerüstet sein werden (an denen in Forschungslabors weltweit gearbeitet wird), und zweitens, weil sich diese Akkus an unzähligen Orten drahtlos werden aufladen lassen, ohne dass man sie aus der Tasche nehmen muss. Bis es soweit ist, wird es noch eine Weile dauern. Dass es soweit kommen wird, dessen sind wir uns sicher!
Nachtrag: Jetzt hat Dell das kabellose Notebook offiziell vorgestellt, und auch der Spiegel berichtet darüber.

Freitag, 25. September 2009

Brauchen Sie einen Consultant? Wohl kaum!

Seit dem Untergang der Swissair haben Management-Consultants in der Schweiz etwas an Ansehen eingebüsst. Das Beratungsgeschäft ist aber immer noch enorm einträglich, obwohl es schon immer Skeptiker gab, die sich nicht von teuren Büros, gut sitzenden Anzügen und hohen Spesenrechnungen blenden liessen. Nun bekommt die Branche einen Schlag versetzt, der besonders wehtut, weil er von einem der Ihren kommt.

The Management Myth: Why the Experts keep getting it wrong“ (Der Management Mythos: Wieso die Experten immer die gleichen Fehler machen) heisst der Titel eines Buches, das alle Vorurteile, die je gegen Management-Berater geäussert wurden, zu bestätigen scheint. Geschrieben hat es Matthew Steward, ein promovierter Philosoph, der für mehr als 10 Jahre als Management-Berater die Welt bereiste und dabei den Bossen der grössten Weltkonzerne mitteilte, was gut für sie sei. Er verdiente dabei viel Geld, entwickelte gleichzeitig einen Geschmack für handgefüttertes Japanisches Rind und super-seltene Trüffel, wusste aber eigentlich nicht, worum es ging: “Es war immer so, dass ich weniger über das Geschäft wusste, als die Leute, die ich darin zu beraten hatte“, gibt er freimütig zu. Der Nutzen für die Beratenen scheint denn auch eher beschränkt gewesen zu sein. Zitat aus dem Tagesanzeiger:

“Bis zu 100 Millionen pro Jahr haben Grosskonzerne für die Strategieberater hingeblättert. Um den wahren Nutzen seiner damaligen Dienste für die Unternehmen zu erklären, vergleicht Stewart sie mit jener von «Schamanen, die Hühner vergiften und Wahrsagern, die aus Innereien Erkenntnisse gewinnen». Diese heidnischen Zauberer zeigen, dass es nicht auf das Treffen der richtigen Entscheidung ankomme. Viel wichtiger sei, dass eine Entscheidung akzeptiert werde. Dazu brauche es eine höhere Autorität, die sie sanktioniert. Darin liege der wahre Wert der Berater. Ihnen sei bewusst gewesen, schreibt Stewart, dass es vor allem darauf ankam, das Gebaren einer heiligen Priesterkaste anzunehmen – allerdings in einer modernen Form.“

Es bleibt abzuwarten, ob und wie die Consulting-Branche auf das Buch reagieren wird. Dass es sich zumindest kurzfristig rufschädigend auswirken könnte scheint klar zu sein. So geht in der Presse bereits das böse Wort vom “Management-Beratungsschwindel“ um. Ganz neu ist diese Erkenntnis allerdings nicht: Der Kolumnist der Atlanta Business News zitiert den Gründer der berühmten Boston-Consulting Gruppe mit den Worten:

“Können sie sich etwas Unvorstellbareres denken, als dass Leute, die gerade frisch von der Schule kommen, den Managern der erfolgreichsten Unternehmen sagen, wie sie ihr Geschäft zu leiten haben, und dass diese Unternehmen auch noch Millionen von Dollars dafür bezahlen…?”
Die Frage war wohl eher rhetorisch gemeint.

Samstag, 19. September 2009

Auf digitaler Spurensuche

Wir alle kennen Sat-Nav, und viele Autofahrer würden ohne die digitalen Wegweiser ihren Weg gar nicht mehr finden. GPS-Systeme werden aber in unzähligen andern Anwendungen benutzt. Jetzt steht die Technologie vor einem Quantensprung: Empfänger und Sender werden immer kleiner und billiger, GPS-Tracking-Geräte immer populärer. Das Verfolgen von digitalen Fährten via GPS hat gesellschaftsveränderndes Potential: Bald gibt es kein Verstecken mehr.

Stellen Sie sich vor, sie sind geschäftlich mit dem Auto unterwegs, und ihr Vorgesetzter weiss immer genau, wo sie sich aufhalten. Auf die Minute und auf die Sekunde genau, sowohl zeitlich wie örtlich. Für viele Angestellte ist dieses Überwachungsszenario bereits Realität: Aussendienstmitarbeiter, Lastwagenchauffeure, Kuriere oder Streifenpolizisten gehören zu jenen Berufsgruppen, die schon heute vielerorts per GPS kontrolliert werden. Nun schwappt die Überwachungswelle auch in den Privatbereich über. Solange es darum geht, den Aufenthaltsort von Fido ausfindig zu machen, ist das ja nicht problematisch. Schwieriger wird es schon, wenn dem Nachwuchs eine Uhr oder sonst ein Gadget (zum Beispiel ein Handy) angehängt wird, dass die Dauerüberwachung per GPS möglich macht.
Fazit eines Testberichts einer GPS-Kinderuhr des britischen Herstellers Lok8u:

“Kurzum: Die Uhr ist wie eine elektronische Fußfessel, nur hübscher verpackt. In England ist sie ziemlich kontrovers aufgenommen worden, wie man sich denken kann."
Ganz heikel wird es dann, wenn GPS-Logging Gadgets jemandem untergejubelt werden, ohne dass diese Person davon weiss. Szenarien gibt es viele: eifersüchtige Partner, misstrauische Eltern, oder Bosse, die ihre Angestellten an der kurzen Leine halten wollen. Das rasant wachsende Angebot an günstigen GPS-Tracking und Logging-Gadgets zeigt, dass die Nachfrage durchaus vorhanden ist – Datenschutzbedenken hin oder her. GPS-Chips kosten heute nur noch einige wenige Dollar und sind so klein, dass sie sich problemlos buchstäblich überall einbauen lassen: Handys, Kameras, Laptops, Autos und sogar Kleidungsstücke mit Chips werden bereits angeboten. Das Angebot wird weiter wachsen, der Anspruch verschiedenster Organisationen, Institutionen und Mitmenschen auf die Lokalisierung anderer Menschen wird ebenfalls grösser werden. Schrumpfen wird hingegen die Privatsphäre derjenigen, deren digitale Spuren verfolgt werden.

Freitag, 18. September 2009

Preisfrage: Webkonferenzen oder Reisen?

Geschäftsreisen sind auch im digitalen Zeitalter notwendig, obwohl Videokonferenzen und andere Internet-unterstützte e-conferencing-Methoden gerade während der mageren Jahre aus Kostengründen oft eingesetzt werden. Nun gibt es einen Lichtblick für Reisende, die sich nicht mit virtuellen Meetings zufriedengeben können oder wollen: Die Krise drückt weltweit massiv auf die Hotelpreise.

Laut Hotel Price Index von hotels.com sind die Hotelpreise in den ersten sechs Monaten dieses Jahres im Vergleich zum Vorjahreszeitraum weltweit um ganze 17 Prozent gesunken. Die Krise hat dazu geführt, dass die stärksten Preiseinbrüche seit der Einführung des Hotel Price Indexes im Januar 2004 zu verzeichnen waren. In Europa, den USA sowie in Mittel- und Südamerika stürzten die Hotelpreise im Frühling/Sommer 2009 deutlich unter die Preisniveaus von 2004 ab. Damit haben die Hotelzimmerpreise den tiefsten Stand seit fünf Jahren erreicht.
Der Hotel Price Index von Hotels.com ist eine regelmäßig veröffentlichte Studie über die Entwicklung der Hotelpreise in den wichtigsten Städten weltweit. Dabei werden die weltweit von Hotels.com-Kunden tatsächlich gezahlten Preise pro Hotelzimmer und Nacht erfasst. Die Studie erfasst die Buchungsdaten von 78’000 Hotels an über 13’000 Standorten.
Wer trotzdem lieber zuhause bleiben will, hat heute zahlreiche Möglichkeiten, per PC und Internet zu konferieren. Webkonferenzen sind tatsächlich günstig und einfach zu arrangieren. Einen kleinen Haken hat die Sache mit dem Zuhausebleiben allerdings – der Duft der grossen weiten Welt wird durchs Web noch nicht übertragen.

Montag, 14. September 2009

Windows Vista: Doch nicht so schlecht? Ein Nachruf

Man weiss es, weil man es gelesen und gehört hat: Finger weg von Windows Vista - das Betriebssystem sei klobig, unstabil und generell benutzerunfreundlich. So sehr, dass MS-Konkurrent Apple in den USA sogar mit Vista-Anti-Werbung für die eigenen PC Werbung machte. Doch jetzt, wo Windows 7 vor der Tür steht, hab auch ich endlich mal Vista ausprobiert – allerdings gezwungenermassen. Das Resultat: Vista ist gar nicht (mehr) so schlecht wie sein Ruf.
Die Havarie kam völlig unerwartet. Gerade noch hatte mein siebenjähriger IBM Thinkpad R50 perfekt funktioniert, dann erschienen auf dem Bildschirm plötzlich nur noch schwarz-weisse Hieroglyphen. Das war es dann. Die Diagnose beim Spezialisten ergab, dass das Motherboard, also das Herz meines PC, den Geist aufgegeben hatte. Immerhin war die Festplatte unbeschädigt, wichtige Daten gingen nicht verloren. Der neue Laptop war schnell gefunden: Ein HP der G-60-Serie, leider nicht mit XP, sondern nur mit Windows Vista erhältlich. Da mir der Verkäufer versicherte, dass meine bisherigen Office 2003 Programme und andere Software problemlos mit Vista laufen würden (und da es sich bei diesem PC nicht um mein primäres Arbeitsinstrument handelt), habe ich zugegriffen. Installation und Konfiguration dauerten nicht lange – nun läuft die Maschine und macht sogar Spass – mit Schnelligkeit und Benutzerfreundlichkeit. Natürlich war es anfänglich lästig, dass die Benutzeroberflächen und Menus nicht den gewohnten XP-Look hatten. Relativ schnell kam aber die Erkenntnis, dass Vista nicht so schlecht ist, wie sein Ruf. Wenn jetzt Windows 7 hält, was es verspricht, kann das Arbeiten am PC ja richtig heiter werden:
“Windows 7 läuft so angenehm, wie man sich das nach dem soliden Windows XP eigentlich schon von Vista erwartet hätte. Das System macht einen schnellen Eindruck, im 7-Tage-Test gab es keinen einzigen Aussetzer. Der Desktop wirkt vor allem dank der erneuerten Taskleiste sehr viel aufgeräumter als bisher. Die mitgelieferte Software beschränkt sich auf das Wesentliche, lässt sich aber im
Internet leicht ergänzen. Wer als Windows-Anwender noch bei XP ist, geht anders als bei Vista kaum ein Risiko ein, vom Wechsel aufs neue System enttäuscht zu
werden.“
Dass Windows Vista bei den Usern nie richtig ankam, lag nicht nur am Produkt. Die meisten Anwender sind Gewohnheitstiere – Neuerungen und Änderungen am PC werden wenn immer möglich gemieden. Die Systeme sind schon so komplex genug. In einem Yahoo-Forum zum Thema Vista brachte es ein Teilnehmer auf den Punkt:
“Ich finde Vista bei weitem nicht so schlecht wie es von Manchen gemacht wird. Außerdem wurde bei jedem Windows am Anfang gemotzt und gejammert. Sobald sich die Leute dran gewöhnt haben, kommt dann wieder einen neue Version und dann geht das Gejammer von vorne los…“

Sonntag, 13. September 2009

Die Medien, das Internet und die Glaubwürdigkeit

Das digitale Zeitalter setzt den “alten“ Medien schwer zu. Zeitungen und Fernsehstationen verlieren Leser, Zuschauer und Werber, unter anderem deshalb, weil immer mehr Medienkonsumenten finden, dass sie sich im Internet besser und präziser informieren können. Eines ist sicher: Einseitige, ungenaue oder unausgewogene Berichterstattung wird im Web gnadenlos aufgedeckt – wenn man weiss, wie man da zuverlässige Informationen finden kann.

Das Internet sei ein “Dschungel der Mittelmässigkeit“, voll von “Schwachsinn und Schrott“, gab kürzlich der Chef des grössten Schweizer Verlages, Michael Ringier, zum Besten. Man kann es ihm nicht mal übelnehmen. Ringier ist nicht der einzige Verleger, der versucht, seinen Laden digitaltauglich zu machen, bevor allzu viele Leser in den weitgehend kostenlosen, unendlichen Dimensionen des Web-Dschungels mehr Nutzen finden, als in den traditionellen Zeitungen. Weitaus grössere und angesehenere Zeitungen als der “Blick“ mühen sich ab, einen Weg zurück in die vor-digitale Profitabilität zu finden – die New York Times ist nur eines der zahlreichen illustren Opfer der neuen Realität. Gründe für die Einbussen der “alten“ Medien gibt es einige. Zum Beispiel die Tatsache, dass die Gesellschaft immer stärker fragmentiert ist: Jede Interessengruppe hat ihren Blog, jeder Ideologe seine Video-Kolumne. Doch es gibt einen noch wichtigeren Grund: Das Internet zeigt gnadenlos auf, dass die Medien nicht ganz so genau sind, wie sie es sein möchten. Da lesen wir zum Beispiel heute im Tagesanzeiger:
“30'000 Menschen versammeln sich am Samstag in Washington, um gegen Barack Obamas Politik zu demonstrieren.“
30'000 ist eine ziemlich genaue Zahl. Trotzdem würde es dem Tagi wohl niemand übelnehmen, wenn sich herausstellen würde, dass es sich um 35'000 oder gar 40'000 Demonstranten gehandelt hätte. Umsomehr als die NZZ es nicht wagt, eine bessere Schätzung aufzustellen:
“Mehrere zehntausend Demonstranten haben in Washington gegen die Politik von Präsident Barack Obama protestiert.“
Unklar wird die Lage für jene User, die auch noch andere Zeitungen lesen – was dank Internet heute problemlos möglich ist. Zum Beispiel die britische Daily Mail:
“Up to two million people marched to the U.S. Capitol today […] as they protested the president's health care plan and what they say is out-of-control spending.”
Haben wir das richtig gelesen? Bis zu zwei Millionen Menschen waren da am Protestieren? Nicht nur 30'000, nicht “einige Zehntausend“? Ausser der Mail haben auch andere Medien von mehr als einer Million Demonstranten berichtet, neben zahlreiche Blogs auch eine der grossen US-Fernsehstationen. Doch die meisten Medien beliessen es bei der Formulierung von “einigen Zehtausend“ (“tens of thousands of conservative protesters“), auch nachdem klar geworden war, dass es sich eher um einige Hunderttausend gehandelt hat. Doch wie viele Demonstranten waren es denn nun wirklich? Eine kurze Google-Suche führt uns zu Charlie Martin, einem Computer Wissenschaftler aus Colorado, der die Zahl errechnen will:
"I did a back-of-envelope based on the photos and reports. A pretty dense crowd is about 1.8 people per square meter, and the National Mall alone is about 125 hectares, 1.25 million square meters. So that would be 2.3 million people…”
Ob es sich nun um 500’000, 1’000’000 oder 2’300'000 Demonstraten gehandelt hat, wissen wir nicht. Klar ist, dass es nicht 30'000 und auch nicht nur einige 10'000 waren. Was beweist: Vertrauen ist gut – Kontrolle ist besser. Und das Internet macht’s möglich!

Freitag, 11. September 2009

Die Schweiz: wieder mal nicht gut genug

Uns Schweizern ist es wichtig, dass wir gut bedient werden, sei es im Gastgewerbe oder im Laden. Schliesslich kommen Dienstleistungen einfach besser an, wenn sie nicht nur kompetent, sondern auch freundlich geliefert werden, ob im Hotel oder in der IT-Branche: Doch genau da hapert es in der Schweiz immer noch, wie neulich wieder ein prominenter Kritiker festgestellt hat.

Der Kritiker heisst Tyler Brûlé und ist, wie er selber vielfach betont hat, ein grosser Fan der Schweiz. Der Style Guru, Verleger, Designer und Kolumnist für die Londoner Financial Times, war wieder mal in St. Moritz zu Gast, und vergleicht den dortigen Standard mit dem Service, den er kurz darauf während eines Aufenthalts in Como erlebt hat. Titel der Kolumne: “Warum Schweizer von Italienern lernen sollten“. Zitat:

“Für ein Land mit wenigen anderen kostbaren Industriezweigen, sollte das erst kürzlich neu aufgestellte Engadiner Fremdenverkehrsbüro zügig ein Dienstleistungstreffen einberufen, um die Leute daran zu erinnern, wie sie ihre Lachmuskeln trainieren und - in extremen Fällen - wie sie sich ihre finsteren Blicke aus dem Gesicht treiben können. Es ist eine recht einfache Rechnung: Wenn dein einziger Umsatzerlös der Tourismus ist, musst du Leute an Bord haben, denen das Geschäft der Dienstleistung Freude bereitet. Aber im Gebirge ist es schwierig, gutes Personal für saisonale Arbeit zu finden und zu behalten, höre ich Sie sagen? Dann ist es an der Zeit, das Modell neu auszurichten und eher einen Zwölf-Monate-im-Jahr-Business-Plan aufzustellen als zweimal im Jahr für ein paar Monate die Umsätze nach unten entschwinden zu sehen. Gleichzeitig sollte man intensiver daran arbeiten, mehr Leute von der anderen Seite der Grenze ins Land zu bringen, um die Faulenzer zu ersetzen. Jene Leute also, die offensichtlich wenig dafür tun, ein Geschäft zu erhalten, und vieles dafür tun, dass Gäste nicht mehr wieder kommen möchten.“
Die Kritik von Brûlé muss ernst genommen werden und beweist, dass unzufriedene Kunden ihre Erlebnisse gerne und öfter weitererzählen, als zufriedene (in diesem Fall erschien die kritische Kolumne in der Financial Times, auf Spiegel Online und bei merian.de). Das gilt längst nicht nur für die Tourismusindustrie. Kundenzufriedenheit ist für alle Branchen von grösster Wichtigkeit. Experten wissen: Neue Kunden zu gewinnen kostet viel Geld. Es lohnt sich, bestehende Kunden so gut zu bedienen, dass sie zu Stammkunden werden. Wer Dienstleistungen erbringt, muss lernen, nett zu sein. Womit wir wieder ganz am Anfang wären: Uns Schweizern ist es wichtig, dass wir gut bedient werden…

Dienstag, 8. September 2009

Die Schweiz: wieder mal ganz oben

Endlich stehen wir wieder mal ganz an der Spitze einer positiven Rangliste, sogar noch vor den USA. Es geht um die Gesamtwertung des sogenannten Global Competitiveness Reports des World Economic Forum (WEF). Die USA sind in diesem Wettbewerb der Wettbewerbsfähigkeit vom ersten auf den zweiten Rang zurückgefallen, Singapur, Schweden und Dänemark platzieren sich auf den Rängen drei bis fünf.
Grund zum Feiern? Wieso nicht!
Allerdings ist die zur Rangliste gehörende Analyse, die vorwiegend auf Statistiken basiert, mit Vorsicht zu geniessen. Zitat aus der NZZ:

“Getrübt wird das positive Bild laut der WEF durch den vergleichsweise tiefen Anteil der Hochschulabsolventen an der Gesamtbevölkerung. Die Schweiz nimmt hier lediglich Platz 46 ein. Obwohl diese Lücke in der Schweiz über die Einwanderung gefüllt werde, sollten Anstrengungen zur verstärkten Förderung der höheren Ausbildung unternommen werden, heisst es im Bericht.“
Wer für längere Zeit im Ausland gelebt hat, zum Beispiel in Nordamerika, weiss, dass die Zahl der Hochschulabschlüsse nicht viel über die Leistungsfähigkeit und Kompetenz der Wirtschaft aussagt. Das Schweizer System, in dem auch KMU bei der Lehrlingsausbildung eine äusserst wichtige Rolle spielen, hat enorme Vorteile. Das zeigt sich spätestens dann, wenn kompetente Handwerker gefragt sind – ob in der IT- oder in der Tourismusbranche. Ich persönlich bevorzuge ganz klar einen Installateur (oder einen Küchenchef), der in der Schweiz eine Lehre abgeschlossen hat, im Vergleich zu dem vor allem in Nordamerika verbreiteten “Spezialisten“, der nach einem High-School-Abschluss und einem einjährigen Kurs am Community-College, oder nach einem meistens praxisfernen Kurs an der Universität, sein Diplom in Empfang nehmen durfte.

Freitag, 4. September 2009

Endlich: ein Notebook mit zwei Bildschirmen…

Wer’s nicht braucht, für den mag es tönen wie ein Witz. Wer aber gewohnt ist, am Pult mit zwei oder drei Monitoren zu arbeiten, versteht zumindest das Bedürfnis nach diesem Multi-Screen Laptop. Das Gerät kommt aus Alaska und soll noch vor Ende Jahr auf den Markt kommen.

Die Maschine, von der kürzlich Prototypen vorgestellt wurden, soll weltweit das erste Notebook sein, das mit zwei vollwertigen und gleichgrossen Screens ausgeliefert wird. (Lenovo hat zwar im letzten Jahr einen Dual-Screen Laptop vorgestellt. Dieser macht es nur möglich, den Haupt-Monitor mit einem kleineren Zusatzteil zu vergrössern.) Das Spacebook der amerikanischen Firma gScreen soll ein immer stärker wachsendes Bedürfnis nach Notebooks mit Mehrfachmonitoren stillen. Wie der Londoner Telegraph bemerkt, seien solche Geräte vor allem in der Finanzindustrie gefragt. Zitat aus Golem.de:
“Das Spacebook 005 soll zwei identische 15,4 Zoll große Displays mit
LED-Hintergrundbeleuchtung besitzen, die seitlich auseinander geschoben werden.
Beide Displays sitzen im zusammengeschobenen Zustand übereinander, das rechte
vor dem linken. Die Grundfläche des Notebooks ist damit nicht wesentlich größer
als bei einem Gerät mit einem Display, nur der Deckel ist viel dicker. Der
Prototyp eines Spacebook 003 genannten Gerätes mit 13,3 Zoll großen Displays
soll es so insgesamt auf eine Bildschirmdiagonale von 24 Zoll bringen.“

Gemäss gScreen Firmenblog sei man zwar mit dem Produktionsplan im Rückstand. Man plane aber immer noch, im vierten Quartal die ersten Geräte auszuliefern – und zwar über Amazon. Auch die Schweiz ist auf der Liste der Länder, wo das Multiscreen-Spacebook ausgeliefert werden soll.

Dienstag, 1. September 2009

Software auf Abruf – doch nicht so günstig?

Das neudeutsche Wort heisst SaaS (Software as a Service), und dem Konzept wurde eine grosse Zukunft vorhergesagt. Jetzt zeigt eine Untersuchung von Gartner, dass zahlreiche Unternehmen, vor allem auch KMU, nicht mit den SaaS-Lösungen zufrieden sind.

SaaS wurde in den letzten Jahren vor allem deshalb angepriesen, weil dadurch die Server-Infrastruktur im Unternehmen im Rahmen gehalten werden kann. Mit SaaS wird auf Software durchs Netzwerk zugegriffen, genau dann, wenn sie gebraucht wird - im Gegensatz zum traditionellen Geschäftsmodell, wo eine Software (eigentlich eine Lizenz zum Gebrauch der Software) zu einem festen Preis verkauft und auf dem Computer des Kunden installiert wird. SaaS soll also die Kosten senken. Wie die Gartner-Analysten herausgefunden haben, stimmt das oft nicht. Zitat aus CIO:

“Insgesamt sind die Firmen mit SaaS-Lösungen nur mäßig zufrieden. Auf einer
Skala von eins bis sieben ermittelten die Marktforscher über alle Bereiche
hinweg einen Durchschnittswert von 4,72. […] Von den Unternehmen, die sich
entschieden, vorhandene SaaS-Anwendungen abzuschalten, hatten 67 Prozent
Schwierigkeiten bei der Integration. Die Hälfte kritisierte die hohen
Service-Kosten für SaaS und ein Drittel die geringe Flexibilität der
Anwendungen, etwa im Hinblick auf Prozessanpassungen. Den Marktforschern zufolge
widersprechen diese Ergebnisse diametral der allgemeinen Einschätzung und dem
Selbstbild der Anbieter, SaaS könne IT-Kosten senken oder sei problemlos
integrierbar.“
Schon im Februar dieses Jahres war eine Gartner-Studie publiziert worden, die den SaaS-Euphorikern einen Dämpfer aufsetzte. Die Dienstleistung bringe nur kurzfristig Vorteile, hiess es da. Langfristig könne SaaS sogar teurer sein, als gekaufte Software.