Dienstag, 30. Juni 2015

Sprechstunde per Internet - und die Krankenkasse bezahlt

Nun ist es also möglich, in der Schweiz einen Arzt zu konsultieren, ohne dass man dessen Praxis besucht. Eine neu lancierte Webplattform will es allen registrierten Schweizer Ärzten ermöglichen, Online-Sprechstunden durchzuführen. Die Vorteile der Plattform seien vielfältig, teilen die Initianten mit. So könne beispielsweise der Patient auch aus dem Ausland während der Sommerferien einen Arzt zuhause kontaktieren. Und auch Bewohner in abgelegenen Regionen hätten auf diese Weise einfachen Zugang zu Fachspezialisten in Zürich, Bern oder Genf, um Vorabklärungen oder Nachbehandlungen mit dem Arzt zu besprechen. Es gibt allerdings auch kritische Stimmen.

Auf deindoktor.ch sind nach Angaben der Initianten bereits rund 80 Ärzte registriert,
die bereit sind, sich Patienten per Internet anzushenen und anzuhören.      Screenshot
Der neue Service erspare einerseits dem Patienten Zeit und Reisekosten und entlaste andererseits das Wartezimmer des Arztes. Rund 80 Ärzte hätten sich bereits für den neuen Service angemeldet, darunter Allgemeinärzte, Dermatologen, Schönheitschirurgen und Psychiater, teilten die Initianten mit. Technisch wird die Arztkonsultation durch  eine sichere und zertifizierte Verbindung direkt im Browser dargestellt. Nach der Online Sprechstunde erstellt das System automatisch eine Arzt- Rechnung, die gemäss Tarmed Tarif System berechnet und bei der Krankenkasse als Rückerstattungsbeleg eingereicht werden kann. Zusätzlich wird dem Patient eine Service-Pauschale von 9,99 Franken für die Bereitstellung der Dienstleistung verrechnet. Eine zehnminütige Sprechstunde mit einem qualifizierten Arzt im Kanton Zürich kostet so zum Beispiel Franken 33,70, wovon 23,71 rückerstattbar sind. Der Arzt kann dem Patient während der Fernkonsultation auch ein elektronisches Rezept ausstellen, das vom Apotheker ebenfalls online überprüft werden kann, so dass der Patient schnell notwendige Medikamente beziehen kann.
Dr. Peter Tschudi leitet in Basel das erste Schweizerische Universitätsinstitut für Hausarztmedizin und unterrichtet dort angehende Ärzte. Seiner Meinung nach handelt es sich hierbei um eine problematische Entwicklung, wie er gegenüber dem Nachrichtenportal watson.ch erklärt:
“Ich predige meinen Studenten vom ersten Tag an, dass es für eine ordentliche Diagnose ein Gespräch und eine Untersuchung braucht. Ersteres ist meinetwegen via Webcam noch möglich, Letzteres aber auf keinen Fall.» Um entscheiden zu können, wie gut oder schlecht es einem Menschen geht, sei der Eindruck entscheidend: «Wenn ich sehe, wie ein Patient im Wartezimmer aufsteht und sich ins Sprechzimmer bewegt, kann ich seinen Zustand innerhalb von Bruchteilen von Sekunden einschätzen. Per Webcam habe ich da keine Chance», so Tschudi. Er könne sich durchaus vorstellen, dass dies einen Anreiz biete, den Doktor auszutricksen und sich so ein Arztzeugnis zu erschleichen.“
Was das Simulanten- oder Hypochonderrisiko betrifft, ist man bei den Krankenkassen, die ja den grösseren Teil der Kosten für derartige Fernkonsultationen zu bezahlen haben, weniger kritisch. Der Pressesprecher des Krankenkassenverbandes Santésuisse gegenüber watson.ch sagt:
“Sofern die Online-Sprechstunde ordnungsgemäss von einem professionellen Mediziner durchgeführt wird, halten wir das Missbrauchsrisiko nicht für höher als in einer ‹physischen› Sprechstunde. Auch da kann man gewisse Symptome simulieren, wenn man denn betrügen will.“
Ganz neu sind ja Fernkonsultationen nicht. Ähnliche Dienstleistungen gibt es auch in anderen Ländern – oft basieren sie auch auf telefonischen Gesprächen. Allerdings führen Konsultationen dieser Art eben sehr oft wieder zum althergebrachten Arztbesuch. Wenn der geringste Zweifel besteht, wird sich ein seriöser Arzt nämlich hüten, eine Ferndiagnose zu stellen…

Montag, 29. Juni 2015

HTML5 oder Flash Player? Sie entscheiden!

Google ist längst nicht mehr nur eine Suchmaschine; der Internet-Gigant hat seine langen Finger in zahlreichen anderen Online-Unternehmen – wie zum Beispiel Youtube. Schon vor neun Jahren hat Google 1,65 Milliarden US-Dollar für das Videoportal hingeblättert, das nicht einmal zwei Jahre vorher gegründet worden war. Schon damals war es Adobe, das mit seinem Flash Player die Software zum Abspielen der Youtube-Videos zur Verfügung stellte. Damit ist seit kurzem Schluss: Statt Flash Player von Adobe spielen die Videos jetzt automatisch mit HTML 5 – und das ist nicht immer ein Vorteil.

Wir alle kennen den Flash Player von Adobe und haben ihn wahrscheinlich auf unserem schon PC unzählige Male aktualisiert, um Sicherheitslücken zu stopfen. Doch was ist denn eigentlich HTML5, das Flash ablösen soll? Chip.de erklärt:
HTML5 sollte Flash Player von Adobe in den Schatten stellen - doch die Reklamationen
der User sind Litanei.                                                                              Screen Grab Youtube
“Die Initiative HTML5 wurde vor allen von Steve Jobs angefeuert. Er hatte bei Flash zu große Sicherheitsbedenken und weigerte sich, die Technik in Apples mobile Geräte zu integrieren. Jobs erklärte HTML5 zur Flash-Alternative. Bisher mussten Apps für jedes Betriebssystem einzeln programmiert werden. Mit HTML5 können Anwendungen auf allen Plattformen über den Browser ausgeführt werden. HTML5 wird direkt vom Browser interpretiert. Daher ist kein zusätzliches Programm, kein Plugin und auch kein Update erforderlich. Der größte Vorteil von HTML5 liegt bei den mobilen Endgeräten. Videos werden nicht mehr per Flash Player wiedergegeben, sondern direkt vom Browser über HTML5 abgespielt. Das spart Akku und geht deutlich schneller.“
Das sind alles sehr gute Argumente für HTML5 – aber es gibt auch Nachteile:
Flash hat noch die Nase vorn: Auf den meisten PCs ist der Adobe Flash Player installiert. HTML5 hingegen wird noch nicht von allen Browsern vollständig unterstützt. Deshalb müssen zum Beispiel Videos in mehreren Formaten bereitgehalten werden, da nicht alle Browser die gleichen Codecs unterstützen. Einheitliche Darstellung: Bei Flash können Sie entscheiden wie Ihr Player aussieht, die Darstellung bleibt in jedem Browser gleich. Bei HTML 5 kann es sein, dass es in verschiedenen Browsern zu unterschiedlichen Darstellungen kommt, die weniger funktional sind.“
Es gibt aber auch andere, praktischere Probleme mit HTML5. Obwohl nämlich HTML5 generell und vor allem von Google und Youtube als Fortschritt und Qualitätsverbesserung propagiert wird, scheinen unzählige User, die bisher mit Youtube-Videos keine Probleme hatten, plötzlich mit grossen Schwierigkeiten zu kämpfen. Die Internet-Foren sind voll von Nutzern, die sich über ruckelnde Videos beschweren, die früher mit Flash Player problemlos gelaufen sind. Da nützt es auch nichts, dass Google bei jeder Gelegenheit vollmundig die Vorteile von HTLM5 anpreist. Zwei typische Beispiele von User-Kommentaren auf dem Youtube Hilfe-Forum:
 “User BennySep sagt: HTML5 pisst mich mehr an als Flash, Flash Videos kann ich mir angucken, aber HTML5 macht Probleme, habe FF 14. Youtube sollte jedem die freie Auswahl geben, ob Flash oder HTML5!User JoeGo sagt: Bei mir kommt nur noch ein schwarzer Bildschirm. Das gehört zum neuen Google-Programm: Wie kann ich eine gut laufende Plattform wie Youtube kaputt-programmieren…"

Immerhin haben diese Anwender die Möglichkeit, ihre Videos wieder mit Flash Player anzusehen – zumindest wenn sie Google Chrome als Browser benutzen. Eine entsprechende App kann hier heruntergeladen werden. Damit bleibt alles beim Alten, und Youtube-Videos laufen auch auf älteren Computern wieder einwandfrei. Es funktioniert hervorragend; wir haben es getestet.

Mittwoch, 24. Juni 2015

Wer braucht denn noch ein Tablet?

Rund eine Million Tablets wurden im letzten Jahr in der Schweiz verkauft – das sind immerhin acht Prozent weniger als im Vorjahr. Damit ist der Tablet-Markt in der Schweiz zum ersten Mal geschrumpft und folgt einem weltweiten Trend. Es sieht so aus, als ob die von Apple so erfolgreich auf den Markt gebrachten flachen Computer ihre beste Zeit hinter sich hätten. Schuld daran sind wohl die immer leistungsfähigeren Smartphones.

Der iPad Air 2 von Apple: die Weiterentwicklung des iPads
ist elegant und leistungsfähig, scheint aber trotzdem weniger
Käufer zu finden.                                                       Bild Apple
Der weltweite Tablet-Markt verkleinert sich schon seit dem Jahr 2013 – und Apple ist von dieser Entwicklung natürlich besonders betroffen. Allerdings ist man dort über die Entwicklung wahrscheinlich nicht besonders traurig, weil gleichzeitig die Verkäufe des Mac stark zugenommen haben. Im letzten Jahr hat nun auch der Schweizer Tablet-Markt zu schrumpfen begonnen, wie dem IT-Markt-Report Weissbuch 2015 des Branchenbeobachters Robert Weiss zu entnehmen ist, das vor wenigen Tagen veröffentlicht wurde. Die massiv sinkenden Tablet-Verkaufszahlen haben sich auf den ganzen Schweizer IT-Markt ausgewirkt: Der Umsatz sank um 9,7 Prozent auf 1,77 Milliarden Franken, bei 2,75 Millionen verkauften Computern.
Doch was sind die Gründe dafür, dass Tablets plötzlich nicht mehr so gefragt sind?
Tablets sind nicht mehr neu, haben ihren Cool-Faktor definitiv schon eine ganze Weile eingebüsst. Daran mögen auch die vielen User nicht ganz unschuldig sein, die als Touristen mit ihren Tablets vor dem Kopf fast die ganze Welt unsicher machen.
Es gibt aber auch handfestere Gründe, wie das Wall Street Journal schreibt:
"Weil Smartphones immer grösser und Laptops immer dünner und leichter werden, sprechen Tablets immer weniger User an; sie sind nicht mehr notwendig im Gegensatz zum Smartphone und auch nicht so leicht tragbar. Zwar gibt es immer noch viele Anwender, die auf dem Tablet Artikel lesen oder sich Videos anschauen; trotzdem ist das Gerät für viele Konsumenten nicht mehr unbedingt nötig.“ (Übersetzung durch den Autor).
Falls Sie trotzdem nach einem neuen Tablet Ausschau halten, kommen Sie sicher auf Ihre Rechnung. Das Angebot ist riesig – und es gibt immer auch sehr günstige Geräte. Wenn Sie aber voll im Trend liegen, dann vergessen Sie den Tablet-Computer und schaffen sich ein Smartphone an, das dessen Funktionen ü
bernehmen kann…

Montag, 22. Juni 2015

Autonome Autos werden töten - aber wen?

“Autonome Autos könnten programmiert sein, Sie zu töten“. So lautet der Titel eines Artikels, der kürzlich in der britischen Zeitung “The Independent“ erschienen ist. Was verrückt tönt, macht nach dem Durchlesen der Story durchaus Sinn: Computergesteuerte autonome  Autos werden sich im Strassenverkehr im Falle eines unvermeidbaren Unfalles für  eine ethische Option entscheiden müssen – im Gegensatz zum Menschen, geben ihnen die Sekundenbruchteile während des Unfallgeschehens genügend Zeit dazu. Wird der Wagen in eine Wand gesteuert – was wahrscheinlich den Tod des Insassen zur Folge hätte, oder werden die Fahrradfahrer auf der Fahrradspur gerammt? Maschinenethiker suchen Antworten auf derartige Fragen, damit die zukünftigen Autos entsprechend programmiert werden können.

Auch Mercedes-Benz arbeitet an autonomen Autos: Er sieht gut aus, der Mercedes-
Benz F015. Wie die Programmierer des Lenk-Computers das Ethik-Dilemma lösen
werden, wissen wir nicht.                                                        Bild mercedes-benz.com
Es ist nicht ein Thema, welches das Vertrauen in autonom fahrende Autos verstärkt. Immerhin weiss man von vielen Testfahrten in Kalifornien, dass auch Autos, die diesen Namen verdienen und sich autonom von A nach B bewegen, in Unfälle verwickelt werden. Diese Unfälle, sind bis jetzt völlig harmlos verlaufen – kleine Blechschäden waren die Folge –  sie legen aber die Grundlage für das ethische Dilemma, dass die Konstrukteure solcher Fahrzeuge lösen müssen. Denn eines ist klar: Die “Intelligenz“ dieser Autos wird Situationen nicht vermeiden können, die eine “moralisch richtige“ Entscheidung notwendig machen. Doch, fragt die Welt in einem aktuellen Artikel zum Thema, wie programmiert man ein Fahrzeug ethisch, und wer bestimmt was ethisch richtig ist?
“Trifft das Auto in einer aussichtslosen Situation den Fußgänger oder den Baum? Stirbt der Fußgänger oder der Fahrer? Bislang entschied das oft der Instinkt oder der Zufall. Wer religiös ist, würde sagen: Gott hatte die Hand im Spiel. Werden die Menschen akzeptieren, dass der Computer "Gott spielt"? Das autonome Fahren wird schon in seinem Vorfeld einen enormen ethischen Handlungsdruck erzeugen. Wir werden gezwungen sein, Dinge zu entscheiden, auf die wir schlecht vorbereitet und für die wir vielleicht noch gar nicht reif sind. Das autonome Fahren könnte sich gar zum Treiber einer vollkommen anders organisierten Gesellschaft entwickeln. Wofür brauchen wir noch Verkehrsrichter? Und kann man diese Technologie nicht auch auf andere Fälle des Lebens ausweiten? Der Gedanke lässt sich ja ad Infinitum weiterspinnen: Wenn Computer die besseren Autofahrer sind, sind sie dann nicht auch die besseren Wähler?“
Die Diskussion zu diesem Thema hat eben erst begonnen, und Antworten werden nicht leicht zu finden sein. Der Philosoph und Wirtschaftsinformatiker Oliver Bendel hat kürzlich auf ictk.ch neun Thesen zum Thema autonome Autos publiziert. Er sieht das Ethik-Problem eher von der praktischen Seite:
“Autonome Autos sollten nicht zu komplexen moralischen Maschinen werden, nicht Urteile darüber fällen, ob ein junger Mensch mehr wert ist als ein alter, ein gesunder mehr als ein kranker. Sie sollten nur in einfachen Situationen über Alternativen befinden, etwa Vollbremsungen bei Menschen und grösseren Tieren einleiten, wenn kein Hintermann vorhanden ist, oder kleineren Tieren eine Chance lassen…“
Überhaupt geht Bendel davon aus, dass die Menschen es nicht akzeptieren werden, dass ein Computer im Auto direkt über Leben und Tod entscheiden wird:
“Ich denke, dass vielen Menschen sehr unwohl dabei sein wird, wenn ihr Partner oder Kind durch eine Maschine – und zwar absichtsvoll – getötet wird. Die Menschen werden auf die Barrikaden gehen.“
Es ist zu hoffen, dass der Professor Recht behält.

Donnerstag, 18. Juni 2015

Internetnutzung: Information ist gut, Shopping ist besser

Eine neue und sehr umfassende internationale Studie zeigt, dass Onlineshopping zumindest im deutschen Markt mit grossem Abstand die stärkste Motivation für die Nutzung des Internets darstellt.  Auch global ist die Anziehungskraft der Webshops enorm:  Zwar werden  weltweit immer noch die meisten Einkäufe im stationären Handel getätigt, aber mehr als die Hälfte der Befragten gab an, sie würden lieber online einkaufen. Beeindruckend: Mehr als die Hälfte der weltweit befragten User sind nahezu den ganzen Tag online. Sie nutzen das Internet hauptsächlich für den Kontakt zu anderen Personen, den Meinungsaustauch, zur Information und aus Gründen der Bequemlichkeit. Den grössten Teil ihrer Onlinezeit verbringen vernetzte Verbraucher weltweit in sozialen Netzwerken.

Aufgrund der A.T.Kerney-Studie zur Motivation und zum Verhalten
der vernetzten Konsumenten, darf man davon ausgehen, dass Online-
Shopping in Zukunft noch gewaltig zulegen wird.
                                                                            Screengrab atkearny.de
Die Zahlen dieser Studie sind gleichzeitig erhellend und einigermassen ernüchternd: Für soziale Netzwerke sieht die Zukunft demnach glänzend aus; sie scheinen die Internetuser, die ins Netz gegangen sind, auch darin halten zu können. Für den stationären Handel hingegen sieht die Zukunft eher trüb aus, wenn ein grosser Teil der Konsumenten sich wünscht, noch viel mehr online einkaufen zu können, als bisher. Wieso nicht, wenn man ja sowieso fast ständig am Netz hängt: Mehr als die Hälfte der befragten vernetzten Verbraucher gab an, praktisch permanent (mindestens zehn Mal am Tag) online zu sein. Spitzenreiter ist Brasilien mit 71 Prozent der User, Schlusslicht ist China mit 36 Prozent. Trotz des Siegeszuges des Smartphones in den vergangenen Jahren ist übrigens der PC weltweit weiterhin das bevorzugte Medium, um online zu gehen. Das gaben 64 Prozent aller Befragten an, die permanent online sind. Rund 20 Prozent verbinden sich am liebsten mit ihrem Smartphone mit dem Internet, 12 Prozent nutzen dazu regelmässig ein Tablet.
Immerhin ist es nicht nur das Einkaufen, das die User ins Netz bringt. Das Internet verhilft auch  dazu, Wissen zu gewinnen. Für Immerhin 95 Prozent der weltweit Befragten ist die Informationsgewinnung einer der wichtigsten Beweggründe für die Internetnutzung. Mit 92 Prozent Zustimmung liegt Deutschland unter dem globalen Wert, insgesamt ist dies für deutsche Verbraucher das zweitwichtigste Motiv.
Weltweit 46 Prozent aller Befragten gaben an, den grössten Teil ihrer Onlinezeit in sozialen Netzwerken zu verbringen. Einer der Autoren sagt:
“Social Networking ist ohne Zweifel eines der grossen Phänomene des letzten Jahrzehnts und nimmt eine immer grössere Bedeutung in unserem Leben ein. Markenartikelhersteller und Händler zielen stets darauf ab, dort zu sein, wo der Konsument ist. Unsere Untersuchung legt nahe, dass soziale Netzwerke genau der Ort sind, an dem sie sein sollten.“ 
In Deutschland stützen 37 Prozent der Befragten ihre Kaufentscheidung oftmals bis gelegentlich auf die Aktivitäten in ihren sozialen Netzwerken. Spitzenreiter ist China mit 95 Prozent der Konsumenten, Schlusslicht ist Grossbritannien mit 25 Prozent.
Die Studie kommt von der Unternehmensberatung A.T. Kearney. Sie untersucht die Profile und Motive der "vernetzten Verbraucher“ sowie den Zusammenhang zwischen Vernetzung und Konsum. Dazu wurden weltweit 10'000 vernetzte Verbraucher befragt, (Verbraucher, die mindestens einmal pro Woche mit dem Internet verbunden sind). Eine Zusammenfassung der Ergebnisse kann hier heruntergeladen werden (12 Seiten, PDF)

Montag, 15. Juni 2015

Alles unter Kontrolle: Auch Private wollen überwachen

Die Zahl der Überwachungskameras im öffentlichen Raum nimmt ständig zu. Die meisten Bürger gehen davon aus, dass die Fernsehüberwachung eine abschreckende Wirkung auf Kriminelle hat; Fachleute glauben allerdings, dass dieser Effekt stark überschätzt wird. Trotzdem überwachen auch Private immer öfter ihre Wohn- oder Geschäftsräume – der Markt mit WLAN-Überwachungskameras boomt.

Klein, leistungsfähig und nicht teuer: eine der beliebtesten privaten
Überwachungskameras, die Netgear Arlo.                           
Wer sich vor den Ferien im eigenen Haus oder Garten, in seiner Wohnung oder seinem Büro eine WLAN-Kamera installieren will, muss nicht mal befürchten, dass er sich die Erholung verdirbt, weil er dann ständig per Internet vom Hotel am Strand in die gute Stube zuhause schauen muss. Natürlich nicht: Eine gute Anlage übernimmt die elektronische Benachrichtigung, falls in den beobachteten Räumen unerwünschter Besuch auftaucht. Eine solche Nachricht kann an eine Sicherheitsfirma oder eine Vertrauensperson vor Ort weitergeleitet werden.
Computerbild.de und die welt.de haben jetzt die beliebtesten Überwachungskameras mit WLAN aufgelistet und erklärt, was es zu beachten gilt:
“Wer auf die Suche nach der richtigen Kamera geht, sollte am besten auf ein Modell mit WLAN nach aktuellem Standard achten: Mindestens 802.11n sollte es ein. Ihre Kamera sollte am besten mit einer E-Mail-Benachrichtigung ausgestattet sein, sodass Sie sofort Meldung erhalten, wenn sich zu Hause jemand Zutritt verschafft.Die Videoauflösung sollte nicht weniger als einfaches HD, also 1280x720 Pixel, betragen. Um den optimalen Überblick zu haben, ist ein Blickwinkel von nicht weniger als 120 Grad ratsam, am besten greifen Sie aber zu einem beweglichen Modell.Möchten Sie die Kamera draußen anbringen, muss sie zwingend zwischen -20 und +50 Grad Celsius einwandfrei funktionieren. Außenkameras liegen preislich deutlich höher als die, die nur für den Innenbetrieb freigegeben sind…“
Von den 20 Kameras, welche die deutschen Journalisten auflisten, landet die Netgear Arlo auf dem ersten Platz – ist also die beliebteste bei den Konsumenten. Genau dieses System hat auch blick.ch kürzlich getestet und herausgefunden, weshalb es so beliebt ist:
Die Basisstation wird zwar weiterhin zentral an den WLAN-Router angeschlossen. Die Kameras allerdings brauchen kein Kabel. Sie laufen mit Batterien und völlig drahtlos. Magnetische Halter können an verschiedene Positionen geklebt werden, so dass man die Kameras flexibel einsetzen kann. Dank wasserfestem Gehäuse auch draussen.“

Sowohl in den EU-Ländern als auch in der Schweiz dürfen mit privaten Kameras nur private Räume aufgenommen werden – aus Gründen des Persönlichkeitsschutzes. In der EU gibt es dazu ein Grundsatzurteil des Europäischen Gerichtshofes. Die Bestimmungen in der Schweiz werden vom Datenschutzbeauftragten des Bundes ganz ähnlich definiert.

Freitag, 12. Juni 2015

Abstottern mit Scheinrabatten: Handy mit Abo ist meistens zu teuer

Der Internet-Vergleichsdienst Comparis hat es genau ausgerechnet: In den allermeisten Fällen lohnt es sich nicht, ein Mobilfunk-Abo zu lösen, bei dem das Handy gleich mitgeliefert wird. Das neueste Smartphone für einen Franken oder sogar für null Franken – mit solchen Angeboten locken Mobilfunkanbieter Kunden an. Sie versprechen Rabatte von bis zu 900 Franken. Gratis ist das Gerät aber nicht – statt das Telefon auf einmal zu bezahlen, stottert es der Kunde einfach mit der monatlichen Handy-Abo-Rechnung ab. Für jemanden, der das Geld für ein teures Smartphone nicht auf einmal auslegen möchte (oder kann), mag das interessant sein. In fast allen anderen Fällen, lohnt es sich nicht.

Comparis.ch  hat nachgerechnet, ob die Variante «Telefon mit Abo» oder «Abo plus separat gekauftes Telefon» günstiger ist. Als Marktpreis wurde jeweils der Preis berechnet, den man im Handel für das Gerät bezahlt. Die Resultate unterscheiden sich je nach Anbieter. Ziemlich klar ist der Fall bei der Swisscom: Da kann der Kunde nämlich richtig schön Geld sparen, wenn er kein Kombinationsabo kauft, sondern sein Handy selber beschafft. Swisscom bietet unter der Marke M-Budget das «Mobile One-Abo» ohne Gerät an. Die Analyse von comparis.ch zeigt: Über 24 Monate gerechnet spart der Konsument, der sein Handy selber kauft und dann ein  M-Budget-Abo abschliesst, zwischen happigen 580 Franken und 870 Franken im Vergleich zum günstigsten Swisscom-Abo.
Ob auf dem London Eye (Bild) oder in Paris, Rom oder Prag: Cablecom-Kunden zahlen
diesen Sommer in Europa nur 30 Rappen pro Minute an Roaming-Gebühren. 
Auch bei Sunrise lohnt es sich, das Gerät getrennt vom Abo anzuschaffen (mit Ausnahme des Samsung Galaxy A5). Sunrise ist diesbezüglich kundenfreundlich mit strikter Trennung von Abos und Geräten. Es sind zwar Geräte auf Ratenzahlung erhältlich, doch der Kunde muss dafür einen Vertrag abschliessen. Vergleicht man die Gerätepreise von Sunrise mit den Preisen, die man auf dem Markt für dasselbe Gerät bezahlt, zeigt sich auch hier: Der Kunde fährt günstiger, wenn er das Gerät im Handel kauft.
Bei Salt lohnt es sich genau hinzuschauen; Gerät und Nutzungsverhalten entscheiden, was billiger ist.
In 15 von 30 Fällen ist das Gerät mit Abo günstiger, sonst teurer. Berücksichtigt man zusätzlich zu den normalen Salt-Produkten auch «Das Abo», welches nur über die Post vertrieben wird, zeigt sich ein etwas anderes Bild: Durchschnitts- und Vielnutzer fahren meistens günstiger, wenn sie das Gerät auf dem freien Markt besorgen und nicht mit einem Abo von Salt abzahlen. Bei den Wenignutzern kommt es ganz auf das gewählte Gerät an: Bei sieben Handys fährt man besser, wenn man sie in Raten mit dem Abo abbezahlt, bei drei Geräten ist es günstiger, wenn man das Handy separat kauft.
Ein interessantes Detail in diesem Comparis-Vergleich: Viele Mobilfunkanbieter werben mit hohen Rabatten, wenn das Handy in Raten bezahlt wird. Comparis nennt diese Angebote  “Scheinrabatte“ und erklärt, dass die Anbieter viel höhere Handypreise angäben, als im Handel bezahlt werden müssten.
Zusammenfassend kann gesagt werden, dass der Kunde mit dem M-Budget-Angebot von Swisscom und einem separat gekauften Gerät am günstigsten fährt. Allerdings offeriert Swisscom auch das durchschnittlichste teuerste Angebot. Und zwar bei den Abos unter der Marke «Swisscom», bei denen jeweils ein Gerät eingeschlossen ist.
Da UPC Cablecom nur fünf der zehn ausgewählten Geräte verkauft, konnte comparis.ch den Anbieter nicht in der Auswertung berücksichtigen. Bei den Geräten, die UPC Cablecom verkauft, bietet der Kabelnetz-Betreiber aber sehr gute Preise. Bei den drei Nutzerprofilen ist UPC Cablecom in 11 Fällen günstiger als alle anderen untersuchten Angebote, viermal ist UPC Cablecom nur rund 10 Franken teurer als das günstigste Angebot.
Noch ein  Wort zu diesem Anbieter – schliesslich steht die Ferien- und Reisezeit vor der Tür. Wie UPC Cablecom gestern bekanntgab, wird diesen Sommer eine Roaming-Offensive mit Preissenkungen von bis zu 80 Prozent lanciert. Per 1. Juli 2015 gilt bei Cablecom der  Roaming-Einheitstarif von 30 Rappen pro Minute; und zwar für eingehende Gespräche in der EU, für lokale Gespräche innerhalb des EU-Landes und für Gespräche aus der EU in die Schweiz. SMS und mobile Daten kosten ebenfalls nur 30 Rappen pro SMS und pro Megabyte. Vom 1. Juli bis 31. August 2015 werden diese Preise im Rahmen einer Promotion sogar noch halbiert. Da kann man nur sagen: Schöne Ferien!

Montag, 8. Juni 2015

Sie werden beobachtet - gewöhnen Sie sich daran!

Videotechnologie ist so billig und leistungsfähig geworden, dass es für quasi jeden Anwender möglich ist, qualitativ hochwertige Videos zu erstellen, die so gut wie nichts kosten. Das wirkt sich extrem negativ auf unser aller Privatsphäre aus. Überwachungskameras an Hauseingängen und Kreuzungen, in Hotellobbys, Tiefgaragen, Geschäftshäusern, Restaurants, Verkaufsläden, Banken und andernorts, wo wir noch nicht mal eine Ahnung davon haben, sind nur die Spitze des Eisbergs. Dann gibt es ja auch noch Drohnen, die die Welt von oben filmen. Und natürlich Dashcams, die bald in jedem zweiten Auto angebracht sind. Sogar im Wald gibt es Überwachungskameras, die manchmal nicht nur Füchse und Hasen, sondern ganz unerwartete Szenen aufzeichnen!

Wer auf Google nach Dashcams sucht, findet unzählige Modelle, viele
für weniger als 100 Franken.                                            Google Screengrab
Man realisiert es erst, wenn mal wieder etwas Schlimmes passiert – ein grosser Unfall, ein Terroranschlag, eine andere Katastrophe. Noch vor wenigen Jahren existierten in solchen Fällen oft keine oder nur wenige, zufällige Bilddokumente derartiger Ereignisse. Pressefotos und Fernsehaufnahmen, die kurz nach der Katastrophe angefertigt wurden, waren oft die einzigen Bildquellen. Heute ist das anders. Quasi alles ist dokumentiert – das Smartphone als Tool dafür, haben wir alle immer in der Tasche. So stehen wir also unter ständiger Beobachtung – und merken es nicht mal.
Doch dieser Raster wird in den nächsten Jahren immer enger werden, weil sich die Technologie weiterentwickelt, und weil sich die Gesellschaft nicht gegen die damit einhergehende Überwachung wehrt.
Ein Beispiel dafür sind Dashcams, die heute für weniger als 100 Franken von jedem Autofahrer gekauft und an die Frontscheibe montiert werden können. Solche Kameras laufen ständig – wer ihnen in die Quere kommt, wird aufgenommen und verliert damit potentiell seine Privatsphäre. In der Schweiz will sich jetzt immerhin der Bundesrat mit dem Thema befassen. Zitat aus dem Tagi:
“Sie filmen die Strasse, Autos sowie ­ahnungslose Passanten. Und sie filmen immer öfter. Autofahrer installieren vermehrt eine sogenannte Dashcam an ihrer Frontscheibe. Doch sind die Aufnahmen auch erlaubt? Oder verletzen sie das Persönlichkeitsrecht der Aufgenommenen? Solcher Fragen soll sich der Bundesrat jetzt annehmen. Einen entsprechenden Vorstoss hat der Ständerat gestern einstimmig gutgeheissen. Er verlangt einen Bericht über die Risiken von Dashcams, Drohnen-, Handy- und anderen Kameras…“
Eigentlich ist ja die Gesetzeslage klar: Es ist nicht erlaubt, Videos, auf denen andere Privatpersonen (Verkehrsteilnehmer) zu erkennen sind, zu veröffentlichen. Wie wirkungsvoll dieses Gesetz ist, zeigt ein Blick auf Youtube. Wer über einen weiteren Abbau der Privatsphäre besorgt ist, wird also über die neusten Anstrengungen der Gesetzgeber kaum den Atem anhalten.
Inzwischen hat die ständige Überwachung nämlich sogar im Wald Einzug gehalten, wie ein Österreichischer Politiker am eigenen Leib erfuhr:
Ein Kärntner Kommunalpolitiker ist laut ORF Kärnten bei einem Schäferstündchen im Wald fotografiert worden - von einer Kamera zur Wildbeobachtung. Abseits von Spötteleien löste dieser Fall umgehend auch eine Debatte zur Praxis der elektronischen Waldüberwachung auf, insbesondere da die Aufstellung der Geräte eigentlich genehmigungspflichtig ist und Passanten durch Schilder vorgewarnt werden müssten. Glück für den umtriebigen Politiker: Die inkriminierenden Bilder landeten vorerst nicht in der Öffentlichkeit.“


Donnerstag, 4. Juni 2015

Windows 10: Möchten Sie schon mal reservieren?

Man könnte meinen, die ganze Welt habe nur darauf gewartet, dass Microsoft endlich, endlich Windows 10 publiziert. Da dies offensichtlich nicht so ist – ich kenne niemanden, der mit angehaltenem Atem auf das neue Betriebssystem harrt – dürfen wir aufgrund der flächendeckenden Berichterstattung davon ausgehen, dass nun auch Microsoft endlich die Kunst des grossen Medienhypes  zu beherrschen gelernt hat. Da wollen natürlich auch wir keine Spielverderber sein, und erklären im Folgenden, was Sie wissen müssen.

Wer kriegt welche Version von Windows 10? Zum Vergrössern bitte auf die
Illustration klicken.                                                                  Quelle: Microsoft
Da ist doch gestern plötzlich ein neues Symbol in meinem Taskbar aufgetaucht. Dahinter versteckt sich eine Aufforderung von Microsoft, das neue Windows 10 doch bitte jetzt schon zu “reservieren“, damit es dann Ende Juli, wenn es verfügbar ist, so schnell wie möglich auf den PC geladen werden kann.
Wir habe uns dazu entschieden, vorläufig abzuwarten – unser Windows 7 Pro läuft hervorragend, und man weiss ja, dass man an einem funktionierenden System besser nicht herumfummeln soll. Millionen von Usern geht es ganz ähnlich, doch diesmal hat Microsoft strategische Massnahmen ergriffen, die uns dazu bewegen sollen, eher früher als später doch noch umzurüsten. Das Argument ist ein starkes: Wer Windows 7 oder 8 innerhalb eines Jahres nach der Veröffentlichung am 29. Juli mit der neuen Version ersetzt, kann dies gratis tun.
Doch der Reihe nach.
Die Systemanforderungen von Windows 10 sind nicht enorm:

  • Prozessor: Prozessor oder SoC mit mindestens 1 GHz
  • RAM: 1GB für 32-Bit oder 2GB für 64-Bit
  • Festplattenspeicher: 16 GB für 32-Bit-Betriebssystem oder 20 GB für 64-Bit-Betriebssystem
  • Grafik-Karte: DirectX 9 oder höher mit WDDM 1.0 Treiber
  • Bildschirmauflösung: 1024×600

In diesem Zusammenhang gibt Microsoft einige “wichtige Hinweise”, die auf der Website nachgelesen werden können. Zum Beispiel:
“Anwendungen, Dateien und Einstellungen werden während der Aktualisierung migriert. Einige Anwendungen oder Einstellungen können eventuell bei der Migration nicht berücksichtigt werden.
Antivirus- und Antimalwareanwendungen werden während der Aktualisierung durch Windows daraufhin geprüft, ob ihr Abonnement aktuell ist. Windows deinstalliert die Anwendung und behält die Einstellungen bei. Nachdem die Aktualisierung fertiggestellt ist, installiert Windows die neueste Version mit den Einstellungen von vorher. Ist das Abonnement nicht aktuell, wird die Aktualisierung Windows Defender aktivieren…“
Microsoft listet ausserdem eine ganze Reihe von nicht länger unterstützten Funktionaliäten auf – zum Beispiel gibt es in Windows 10 kein Windows Mediencenter mehr – wer DVDs abspielen will, braucht eine extra Software dazu (die aber heute schon mit den meisten PC mitgeliefert wird).
Soweit so gut.
Wir können also ab 29. Juli Windows 10 auf unseren PC laden (entweder als Upgrade) oder als neues Betriebssystem. Kosten tut’s auch nichts. Aber was hat es denn nun mit dieser Aufforderung zum Reservieren an sich?
Das Windows 10-Symbol, das gestern plötzlich im Taskbar aufgetaucht ist, ist eigentlich eine App, die beim Start überprüft, ob der PC für Windows 10 gut genug ist ausserdem wendet Microsoft damit eine Vorgehensweise an, die in der Gamingindustrie schon verbreitet ist, wie der Stern erklärt:
“Die Reservierungs-App lädt außerdem bereits Tage vor dem Marktstart Teile von Windows 10 herunter. Das hat den positiven Effekt, dass nicht alle Nutzer am gleichen Tag die Software herunterladen und so die Microsoft-Server dem Ansturm standhalten dürften. Viele Spielehersteller setzen seit Jahren auf diese Vorgehensweise. Die Installationsdatei ist "PC World" zufolge etwa drei Gigabyte groß. Die Installation beträgt je nach System 20 bis 60 Minuten.“

Montag, 1. Juni 2015

Verstopft Netflix schon bald die Datenautobahn?

Die Erfolgsstory des Videostreaming-Dienstes Netflix ist beeindruckend: In den USA ist das Unternehmen schon fast in jedem zweiten Haushalt, und weltweit beziehen zwischen 60 und 70 Millionen Abonnenten ihre Videos von Netflix. Das seien gerade mal ein Prozent aller Smartphone-User, vermerkt Reed Hasting, Gründer und Miteigentümer des Unternehmens. Das Netflix-Potential ist also absolut enorm – nur schade, dass der Erfolg jetzt schon zu Staus im Internet führt.

Mit Netflix schwappt eine Welle amerikanischer "TV-Kultur" auf Europa und die
Schweiz über. Das Angebot braucht viel Platz im Internet.                            Netflix
Auch im Internet gibt es Stosszeiten. Diese entsprechen ziemlich genau jenen Abendstunden, während denen sich die Familie im vordigitalen Zeitalter vor den Fernseher gesetzt hat, um sich anzuschauen, was von den TV-Sendern gerade serviert wurde. Heute sind diese Abendstunden dem Video-Streaming gewidmet – meistens durch Netflix. Eine neue Untersuchung des Networkspezialisten Sandvine zeigt, dass Netflix während dieser Spitzenzeiten in den USA rund 37 Prozent aller Bandbreiten auffrisst. Dazu kommen weitere Streaming-Anbieter, wie zum Beispiel HBO, die zusätzliche vier Prozent der Bandbreite für sich beanspruchen wenn’s brummt – zum Beispiel beim Start der neuen Game-of-Thrones-Saison.   
Was bedeutet dieser enorme Datenverkehr für die Zukunft des Internets?
Wissenschaftler sagen voraus, dass die Daten in etwa fünf Jahren im Stau des Internets stecken bleiben werden – falls die Entwicklung wie bis anhin weitergeht und keine technischen Verbesserungen getroffen werden. Momentan haben die Hauptstränge des weltweiten Internets, auch “Backbone“ genannt, eine Kapazität von rund 100 Terabits pro Sekunde (ein Terabit entspricht 1‘000 Gigabits). Da scheint die Streaming-Kultur jetzt schon manchmal an ihre Grenzen zu stossen.
Bei Netflix nimmt ein einstündiger Film in niedriger Auflösung etwa 1 Gigabyte in Anspruch. Wer sich das Video in HD anschaut verbraucht schon 3 Gygabyte, Ultra-HD braucht 7 Gigabyte. Kein Wunder wenn sich bei diesen Datenbezügen von Millionen von Usern mal was staut. Verschiedene Leser hätten sich nach der Einführung von Netflix über langsamere Verbindungen beklagt, berichtet beispielsweise eine grosse Österreichische Zeitung:
“Ob an den subjektiven Einschätzungen etwas dran ist, konnte nicht festgestellt werden. UPC [ein Provider] wollte auf Anfrage keine Informationen über diese Daten herausgeben. Was man jedoch im Hinterkopf haben sollte: bei Kabelanbietern werden Bandbreiten geteilt. Wenn in einer Gegend also beispielsweise viele UPC-Nutzer in den Abendstunden Netflix nutzen, sinkt die Bandbreite für die einzelnen Kunden. Ihre Internetverbindung wird langsamer.“
Auch Gamer sind von dieser Entwicklung mitbetroffen – und tragen selber dazu bei. Wie nämlich die neue Sandvine-Studie gemessen hat, kann die Neuausgabe eines Computerspiels zu gewaltigen Datenströmen führen. Beim Kriegsspiel “Call of Duty: Advanced Warfare“ nahmen die Gamer am Tag der Veröffentlichung der neusten Folge ganze 12 Prozent der Internet-Kapazitäten in Anspruch.