Donnerstag, 3. September 2015

20 Jahre Ebay: Quicklebendig oder schon fast tot?

Ebay ist einer jener Namen, die sich schon in den ersten Jahren der digitalen Revolution ins Gedächtnis vieler Anwender eingegraben hat. Jetzt ist das Online Auktionshaus, das mittlerweile mehr Gegenstände zu festen Preisen verkauft als versteigert, 20 Jahre alt geworden.  Darf man den PR-Leuten des Unternehmens glauben, dann ist das Unternehmen quicklebendig – auch die Zahlen sehen ganz gut aus. Das Echo in der Öffentlichkeit kommt allerdings zum Teil auch ziemlich negativ zurück.

Hat das Ebay-Geschäftsmodell nach 20 Jahren Staub angesetzt? Das Bild zeigt
die deutsche Niederlassung (nahe Berlin).                                                  Bild PD
Ebay sei “der lebendigste Marktplatz der Welt“ und biete ein Artikelsortiment “mit einer einzigartigen Breite und Tiefe“, teilt das Unternehmen zum Geburtstag mit. Man verbinde Millionen Käufer und Verkäufer auf der ganzen Welt und schaffe durch „Connected Commerce“ für die Menschen neue Möglichkeiten.
Tatsächlich ist Ebay bei vielen Anwendern immer noch beliebt, wie die Zahlen zum Jubiläum zeigen:
• eBay hat weltweit 157 Millionen aktive Käufer.
• Auf dem weltweiten Marktplatz befinden sich jederzeit 800 Millionen Angebote.
• Der eBay-Marktplatz zählt weltweit etwa 25 Millionen Verkäufer.
• Bei 79 Prozent der bei eBay verkauften Artikel handelt es sich um Neuware.
• eBay erzielt 59 Prozent des Umsatzes außerhalb der USA.
• In 2014 hat eBay weltweit ein mobiles Handelsvolumen von 28 Milliarden US-Dollar erzielt –
das gesamte Handelsvolumen betrug in 2014 83 Milliarden US-Dollar.
• Die Apps von eBay sind in 190 Ländern erhältlich.
• Die Apps von eBay wurden bislang 279 Millionen Mal heruntergeladen.
• 1,2 Milliarden Artikel sind bislang weltweit mobil bei eBay eingestellt worden.
• 8,2 Millionen Angebote werden weltweit jede Woche mobil neu bei eBay eingestellt.

Das ist doch ziemlich beeindruckend. Trotzdem titelt  zum Beispiel die Frankfurter Allgemeine “Nach 20 Jahren glänzt Ebay nicht mehr“ und stellt fest:
“An seinem zwanzigsten Geburtstag ist nicht viel geblieben vom alten Glanz des Unternehmens, auch Investoren und Analysten sind nicht gerade euphorisch gestimmt. Die Plattform ist mittlerweile dominiert von gewerblichen Händlern. Viele Nutzer ärgern sich über gestiegene Gebühren, die das Unternehmen verlangt anteilig am Verkaufsvolumen. Und haben sich abgewendet…“
Der Spiegel geht noch weiter und erklärt das Ebay-Geschäftsmodell als gescheitert:
“ Emotionen aber sind es, die die Bieter regelmäßig zu irrationalen Geboten veranlassen. Ökonomen, die den Menschen als Menschen akzeptieren, haben das Phänomen untersucht und nennen es "Overbidding". Sie haben untersucht, was konkret passiert, wenn man quasi Auktionsfieber bekommt: Selbst wenn auf der gleichen Seite derselbe Artikel billiger angeboten wird, nimmt man das nicht mehr wahr. Ich weiß es: Mir würde das auch passieren. Deshalb wohl habe ich immer zu wenig geboten.
Dieses Unbehagen aber ist schlecht für das Geschäftsmodell von Ebay. Ein normales Internet-Kaufhaus, das kann der fast gleichaltrige Konkurrent Amazon besser. Und auf der Suche nach Trödel und originellen Einzelstücken schlendere ich persönlich lieber über den Flohmarkt.
Selbst die Schnäppchenpreise für Restposten aus Lagerauflösungen lassen mich schon lange kalt. Solche Sachen kaufe ich lieber von jemandem, den ich persönlich treffen kann. Nur dann kann ich nämlich prüfen, ob ich ihm vertrauen kann.
Was also kann Ebay mir bieten?“

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