Wie nett ist das Internet? Und: Macht es das Leben todlangweilig? Das sind zwei aktuelle Artikel zum Thema Web, die lesenswert sind.
Der schlechte Ruf des Internets sei nicht gerechtfertigt, erklärt der Psychologe Paul Bloom im Spiegel. Dass im Web soviel Wissen grosszügig geteilt wird, sieht er als Beweis für die grosszügige Gutartigkeit der Internetgemeinde. Zitat:
“Anscheinend ruft das Internet dieselben sozialen Impulse hervor, die auch bei Interaktionen von Angesicht zu Angesicht vorkommen. Wenn sich jemand verirrt hat und Sie nach dem Weg fragt, werden Sie wahrscheinlich nicht ablehnen zu antworten oder lügen. In den meisten wirklichen sozialen Kontexten ist es ganz natürlich, dass man seine Meinung über Bücher oder Filme äussert, die man mag, oder dass man das Wort ergreift, wenn es um etwas geht, worüber man viel weiss. Das Anbieten von Informationen im Internet ist die Fortsetzung dieses alltäglichen Altruismus. Es illustriert das Ausmass der menschlichen Grosszügigkeit in unserem Alltagsleben und zeigt auch, wie die Technik diesen positiven menschlichen Zug durch wirklich nutzbringende Ergebnisse fördern und erweitern kann. Man hat schon lange gesagt, dass uns das Web klüger macht; es macht uns auch liebenswürdiger.“
Das Web als lieber Nachbar, der uns hilft, durchs Leben zu kommen… Na ja, vielleicht! Die Kommunikationsprofessorin Miriam Meckel ist auf jeden Fall nicht ganz dieser Meinung. In der NZZ vertitt sie die Ansicht, dass die digitalen Medien und berechenbar und langweilig machen. Zitat:
“Amazon schlägt uns Bücher vor, die wir lesen sollen, und die Vorschläge sind erstaunlich gut. Genius schlägt uns Musik vor, die zu unseren Vorlieben passt. Foursquare schlägt uns die Bars vor, in denen wir unsere Freunde treffen, NewsMe schlägt uns vor, was wir lesen und anschauen sollten, und Parship schlägt uns die Menschen vor, die wir künftig lieben könnten. Das alles ist sehr bequem und macht das Leben leichter. Aber es ist ein anderes Leben, als wir es bisher kannten.Die Algorithmen, die uns diese Empfehlungen und Vorschläge ausrechnen, orientieren sich in ihren Berechnungen an der Vergangenheit, an unserem zurückliegenden Verhalten. In der Auswertung riesiger Datenmengen verlängert der Computer das, was wir getan, gewollt, geliebt haben, in die Zukunft. Denn der Mensch ist ein Gewohnheitstier. Was er einmal mag, mag er oft ein Leben lang. Mithilfe der Algorithmen werden wir zu einer endlosen Zeitschleife unserer selbst, zu unserem immerwährenden Status quo…“
Das will nun ja wirklich niemand – zu seinem eigenen Status Quo werden! Deshalb: Ab ins reale Getümmel und ins richtige Leben, das immer etwa ein paar Überraschungen bereithält. Für PC und Smartphone ist dann immer noch genügend Zeit.
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