Mittwoch, 5. Februar 2014

Die Hassliebe der Narzissten

Zehn Jahre gibt es Facebook schon, das perfekte Tool der Neidgesellschaft. Gemäss eigenen Zahlen zählt das soziale Netzwerk über eine Milliarde registrierte Nutzer - wenn man die gefälschten, unechten oder sonst illegitimen Konten nicht abzieht, die immerhin gegen 10 Prozent der Gesamtzahl ausmachen sollen. In der Schweiz gibt es rund 3 Millionen Nutzer. Facebook ist von einem Studenten-Tool zu einer Börsenkotierten Firma geworden, die verrückte 130 Milliarden Dollar Wert ist. Die interessanteste Frage, die sich heute stellt, ist jene nach der Zukunft. Wird Facebook die nächsten 10 Jahre als milliardenschweres Unternehmen überleben? Oder wird es überaltern, uncool werden, Nutzer verlieren und enden wie MySpace?

Es deutet vieles daraufhin, dass Facebook an seinem zehnten Geburtstag den Zenit schon überschritten hat. Vor allem junge Anwender wenden sich ab, hört man; Teenager wollen sich nicht mit Papi und Mami im gleichen digitalen Umfeld tummeln. Wer kann es ihnen verübeln. Trotzdem ist es heute äusserst schwierig, eine Prognose für die nächsten 10 Facebook-Jahre zu erstellen Twitter hin oder her.  Interessante Berichte zum Thema gibt es aber allemal. Zum Beispiel vom Spiegel-Online Amerika-Korrespondenten, der selber nicht so richtig weiss, wieso er mitmacht:
“Facebook hat mich zu einem Narzissten gemacht. Oder besser, es hat den Narzissten in mir hervorgebracht. Gleichzeitig rege ich mich natürlich über den offenen Narzissmus anderer auf. Facebook ist zu einer Doku-Soap geworden, die ich hasse, bei der ich aber mitspiele […]. "Time" hat ein Onlinewerkzeug veröffentlicht, das berechnen soll, wie viel Zeit man auf Facebook verschwendet hat. Mein Ergebnis: 169 Tage, sechs Stunden und 35 Minuten. Fast ein halbes Jahr, verschluckt im blauen Loch. Darüber denke ich jetzt mal nach und teile das dann.“
Auch bei zeit.de stellt man sich die Frage: "Wollen wir wirklich noch einmal zehn Jahre mit Facebook verbringen?“
“Heute sind wir dank Facebook mittendrin im Leben der anderen und finden es völlig normal: Wir sehen, wie Bärbel aus der achten Klasse durch Venedig läuft und dass Jörg am Wochenende wieder mit den Fußballern saufen war. Wir bekommen mit, wie so mancher Beziehungsstatus zwischen Freitag und Montag von "Single" zu "In einer Beziehung" und wieder zu "Getrennt" wechselt. Je mehr obskure Freunde und Likes man bekommt, desto satisfaktionsfähiger glaubt man zu sein. Deine Schwiegermutter ist Facebook beigetreten – jefällt ma! Lieschen Müller hat zum fünften Mal ein Foto einer veganen Currywurst gepostet – jeht ab! Oversharing heißt der Begriff für das Teilen privater Details mit einer Öffentlichkeit, und nach einer aktuellen Umfrage geht es 36 Prozent aller Nutzer auf den Keks. Davon abhalten tut es trotzdem nur die Wenigsten.“
Die NZZ fokussiert mehr auf die wirtschaftliche Seite des Geburtstagskinds:

“Mark Zuckerbergs Vermögen entspricht heute etwa dem Bruttosozialprodukt Nepals. Die neusten Geschäftszahlen stimmten die Anleger froh, Facebook wächst. Zurzeit erobert das Netzwerk gerade den Markt der Nutzer mobiler Geräte. Die seit Anfang 2012 an der Börse gehandelte Aktie wird allseits zum Kauf empfohlen. Facebook macht aus Nutzerdaten Dollars. Doch die eigentliche Währung ist die Treue seiner Nutzer. Solange diese ihre Daten zur Verfügung stellen, läuft die Maschinerie lustig weiter. Doch das Internet ist ein Haifischbecken motivierter Jungunternehmer, wie Mark Zuckerberg selbst einer ist. Und die Konkurrenz versucht mit aller Kraft, dem Giganten den Rang abzulaufen…“

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