Freitag, 13. Februar 2015

Bitcoin: Gier, Naivität und Tränen

Betrügerische Anlagesysteme nach dem Schneeball- oder Pyramidenprinzip gibt es, seit Geld die Welt regiert und das kapitalistische System es möglich macht, mit Anlagen Geld zu verdienen. So ist es eigentlich nicht verwunderlich, dass auch die Kryptowährung Bitcoin für derartige Betrügereien benutzt wird. Im aktuellsten Fall entstanden dadurch grosse Verluste.

Bitcoin hat schon bessere Zeiten gesehen, wird aber immer noch hoch gehandelt: gestern
gemäss Google Finance für 207 Franken pro Bitcoin.            Screengrab via Google Finance 
Die Gründe dafür, dass Schneeball- oder Pyramidensysteme, im angelsächsischen Sprachraum  auch Ponzi-Systeme genannt, so viele bereitwillige Opfer finden, die sich freiwillig von ihrem Geld trennen, sind seit jeher genau die gleichen: Naivität und Gier. Die Betreiber solcher Betrügerischen Anlagesysteme versprechen immer aussergewöhnlich hohe Renditen – oft sind diese zu gut, um wahr zu sein. Trotzdem funktioniert das System – auch im aktuellsten Fall. Zitat aus der Welt:  
“In Hongkong haben Betrüger offenbar monatelang mit dem Stichwort "Bitcoin" Anleger gelockt, nur um mit dem investierten Kapital zu verschwinden. Die von den Tätern betriebene virtuelle Börse MyCoin wurde Anfang dieser Woche überraschend dichtgemacht. Die Nutzer können keine Überweisungen mehr tätigen und haben keinen Zugriff mehr auf ihr angelegtes Kapital. Es sei zu befürchten, dass rund drei Milliarden Hongkong-Dollar (circa 342 Millionen Euro) verloren seien, sagte der örtliche Abgeordnete Leung Yiu-chung."
Die Gewinne, die den Möchtegern-Spekulanten versprochen wurden, lagen gemäss Presseberichten bei 200 bis 300 Prozent…
Es sind also durchaus nicht nur Urner-Bergbauern und knorrige Handwerker, die reihenweise auf Anlagebetrug hereinfallen (Stichwort European Kings Club), und sich gegen verrückte Renditeversprechungen von ihrem hart verdienten Geld trennen. Auch fortschrittliche Bürger des digitalen Zeitalters, die immerhin so gut informiert sind, dass sie einigermassen über die Kryptowährung Bitcoin Bescheid wissen, sind nicht vor derartigem Ungemach gefeit. Und obwohl Bitcoins durchaus immer noch weltweit zahlreiche Anhänger haben, welche die digitale Währung auch kaufen, gibt es viele Mythen und Verschwörungstheorien. Eine davon: Das ganze Bitcoin-System sei ein Schneeballsystem. Davor warnt die Zentralbank in Estland die Verbraucher. Für Währungshüter sei die Cyberwährung ein Graus, schreibt das Handelsblatt:
“Aufseher und Banken warnen zunehmend vor Bitcoins und anderen digitalen Währungen - aus der Sorge heraus, dass damit Finanzkriminalität erleichtert wird. Die schwedische SEB, der grösste nordische Währungshändler, hat Anfragen von Kunden eine Absage erteilt, Konten zur Bitcoin-Verwaltung einzurichten. Und Nordea Bank, die grösste Bank Skandinaviens, rät ihren Kunden dazu, es sich genau zu überlegen, bevor sie Bitcoins anfassen.“

Dem Tipp zur Vorsicht können wir uns anschliessen – er gilt allerdings nicht nur für digitales Geld. Dass allerdings die Währungshüter sich jetzt gemeinsam auf Bitcoin einschiessen, verwundert eigentlich nicht – schliesslich handelt es sich dabei um genau jene Währung die sie nicht hüten oder kontrollieren können.


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