Mittwoch, 22. April 2015

Zeig mir deine Augen, Bürger!

Was früher nur in Science-Fiction-Filmen wie Steven Spielbergs “Minority Report“  vorkam, breitet sich auch jenseits der Leinwand sehr schnell aus, seit vor acht Jahren das Patent der Verwendung von Iris-Bildern für die biometrische Identifikation ausgelaufen ist. Die Iriserkennung ist nun auch für biometrische Pässe vorgesehen. Ausserdem haben Forscher jetzt ein Gerät entwickelt, mit dem die Iris aus mehr als zehn Metern Entfernung “gelesen“ werden kann. Nach dem Motto: Zeig mir dein Auge, und ich sage dir, wer du bist.

Die Welt wird immer kleiner, und Rechtsvollzugsbehörden überall auf dem Globus suchen nach Möglichkeiten, die Identifikation von Menschen schnell und einfach durchzuführen. Iris-Erkennung passt in dieses Schema und wird demzufolge schon vielerorts eingesetzt. Allerdings nicht wie im Science-Fiction-Film, wo Passanten auch im Vorbeigehen mal schnell auf Distanz identifiziert werden, sondern immer noch mit relativ starken Einschränkungen, was den Abstand vom Auge zum Messgerät betrifft.. Heutigen kommerziellen Geräten für die Iriserkennung sei gemein, dass der Abstand zwischen Messgerät) und Auge auf etwa 0,2 bis 1 Meter beschränkt ist und die Erkennung eine Kooperation durch den Benutzer erfordert – er müsse aktiv in Richtung der Kamera schauen, schreibt Wikipedia.
Möglich gemacht hat den Einsatz dieser Überwachungstechnik die enorme Entwicklung der Computertechnologie der letzten Jahre. Die Rechenleistung auch mobiler Geräte ist heute so gross, dass die notwendige Augenvermessung problemlos vorgenommen werden kann. So wird auch an den bestehenden technischen Mindestabständen kräftig gerüttelt, und Prototypen die leistungsfähiger sind, funktionieren bereits. Die aktuellste Demonstration dieser Art gaben Forscher der Carnegie Mellon University in den USA, deren Iris-Scanner Personen aus bis zu zwölf Metern Entfernung identifizieren kann (wie das untenstehende, englischsprachige Video der Wissenschaftler zeigt). Ein Einsatzbereich für das Gerät sehen die Wissenschaftler bei der Polizei. Gesetzeshüter sollen mit dem neuen Scanner in der Lage sein, vom Streifenwagen aus Autofahrer zu identifizieren – es soll schon reichen, dass der Verkehrsteilnehmer in den Rückspiegel schaut.
Bis dieser Iris-Scan auf Distanz breit einsetzbar ist, wird es noch eine Weile dauern. Bestehende Geräte werden aber bereits in vielen Ländern eingesetzt – und zwar nicht nur dort, wo die persönliche Freiheit und Menschenrechte grossgeschrieben werden:
“Das derzeit weltweit größte Projekt mit biometrischer Iriserkennung ist das indische “Aadhaar“-Programm. Es dient der Erfassung aller etwa 1,2 Milliarden im Land lebenden Personen, um ihnen für staatliche und rechtsgeschäftliche Zwecke eine eindeutige Personenkennziffer zuordnen zu können. Eine Kombination von Iris- und Fingerabdruckerkennung soll dabei die Feststellung und Vermeidung von mehrfachen oder falschen Identitäten ermöglichen.
Bei der ersten Massenanwendung in der Einwanderungskontrolle der Vereinigten Arabischen Emirate ab 2002 gab es Versuche von illegalen Einreisenden, die Identifikation durch Iris-Scan zu vermeiden. Mithilfe medizinischer Augentropfen weitet sich die Pupille und die Iris zieht sich zusammen, so dass vorübergehend die Wiedererkennung verhindert ist. Daraufhin wurde das System so verändert, dass eine erweiterte Iris automatisch als solche erkannt wird und der Iris-Scan an der Person nach einigen Stunden wiederholt werden kann.“

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