Im Falle eines 15jährigen Mädchens im Amerikanischen Bundesstaat North Carolina ist das ganz schön schief gegangen. Das Resultat: Millionen von Youtube-Usern, die sich daran ergötzen, wie ihr Vater, ein IT-Spezialist, den Laptop-PC des Mädchens mit mehreren Schüssen aus seiner automatischen Faustfeuerwaffe zerstört (die Zerstörungsszene beginnt nach 7 Minuten und 10 Sekunden Video) und dabei das Image des wilden Amerikaners weltweit noch ein wenig aufpoliert.
Die Schülerin hatte auf ihrer Facebook-Page eine lange Nachricht deponiert, wo sie sich über ihre Eltern beklagte (in einer Sprache, die nicht ganz ohne Fluchwörter auskam). Sie beschwerte sich darüber, dass sie zuhause mithelfen müsse, wenn sie von der Schule heimkehrt (in den USA ist die Schule schon am frühen Nachmittag aus). Und schliesslich schlug sie vor, dass ihre Eltern sie für ihre Mithilfe bezahlen – zum Beispiel wenn sie ihr eigenes Bett mache.
Das war dem Vater dann doch zu viel, und er griff zur HD-Kamera – und zur Pistole. Das Ziel: der PC der Tochter. Das resultierende Video stellte er auf YouTube, wo es in weniger als drei Tagen mehr als 12 Millionen Zuschauer anzog. (Man darf davon ausgehen, dass sich diese Zahl vervielfachen wird.)
Seine Aktion hatte Folgen. Die Polizei tauchte bei ihm zuhause auf – zog aber schnell wieder ab, nachdem sie sich mit den beteiligten Parteien unterhalten hatte. Auch das Sozialamt, Abteilung Kinderschutz, liess sich nicht viel Zeit bis zu einem Besuch und zog sich schnell wieder zurück. Selbstverständlich gab es auch Kommentare auf Facebook und YouTube, und zwar Zehntausende davon. Das Überraschende daran: Die meisten Kommentatoren, darunter viele Teenager, stellen sich auf die Seite des Vaters. Das hat sicher damit zu tun, dass die Eltern des Mädchens durchaus zivilisierte, nicht unsympathische Leute sind. Die Mutter ist Veterinärin, der Vater, wie gesagt, ein IT-Spezialist, der seine Motivation ausführlich darlegt, bevor er den PC “erschiesst“.
Uns scheint es allerdings, dass diese Art der öffentlichen Erziehung, per Facebook und YouTube, auch im digitalen Zeitalter, wenig Sinn macht – mit oder ohne Pistole. Wir gehen davon aus, dass der Vater (und wohl auch die Tochter) ihre Aktionen, die das ganze Theater ausgelöst haben, früher oder später bereuen werden. (Zum Beispiel weil sich heute Morgen bereits die ersten TV-Stationen vor dem Haus der Familie installiert haben...)
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