Wie viel
Vertrauen haben Sie noch in die Datensicherheit im Internet? Edward Snowden hat
mit seinen Enthüllungen über die digitalen Spionagetätigkeiten der US-Regierung
nicht dazu beigetragen, dass sich die Benutzer des Internets sicherer fühlen.
Tatsächlich hat sich der Vertrauensverlust der User seit den ersten Veröffentlichungen
über den Abhörskandal noch einmal beschleunigt. Nur eine kleine Minderheit
glaubt noch daran, dass Ihre Daten im Netzt sicher sind.
Die Verunsicherungskurve zeigt stetig nach oben. Graphik BITKOM |
Das
Internet ist für die zivilisierte Welt immens wichtig geworden. Die Wirtschaft
hängt genauso davon ab, wie das persönliche Wohlergehen einer grossen Mehrheit
der Weltbürger (stellen Sie sich vor, wie sich ihr Leben verändern würde, wenn
Sie plötzlich wieder vollständig ohne digitale Kommunikation und Internet
auskommen müssten). Trotz dieser enormen Wichtigkeit besteht die Gefahr, dass
das Internet immer mehr zum digitalen Schmuddelquartier verkommt, wo man sich
lieber nicht aufhält, weil man sich da nicht sicher fühlt – eine virtuelle
No-Go-Zone sozusagen. Abgesehen von Edward Snowden, der der Welt eindrücklich demonstriert hat, dass nichts und niemand vor der
riesigen Abhörindustrie der amerikanischen Behörden sicher ist, vergeht kaum
ein Tag, an dem nicht von Hackerangriffen, kompromittierten Kreditkartendaten,
gestohlenen Passwörtern und verseuchten E-Mails berichtet wird. Auf der anderen
Seite wird eher selten von verhafteten oder gar verurteilten Hackern berichtet,
die bei ihren Verbrechen ertappt wurden und dafür teuer bezahlen müssen. Kein
Wunder, dass die Benutzer der globalen digitalen Infrastruktur sich nicht mehr
sicher fühlen. Das Vertrauen in die Verwalter unserer Daten schwindet
kontinuierlich. Das zeigt auch die neuste Studie des deutschen
Hightech-Verbandes Bitkom. Danach halten inzwischen 86 Prozent der
Internetnutzer ihre persönlichen Daten im Internet für unsicher. Zum Vergleich:
Noch im Jahr 2011 waren es nur 55 Prozent. Laut Umfrage misstrauen aktuell 71
Prozent der Internetnutzer Staat und Behörden beim Umgang mit ihren
persönlichen Daten. Im Jahr 2011 war es mit 40 Prozent noch eine Minderheit,
die staatlichen Stellen misstraute. Ähnlich schlecht ist das Ergebnis für die
Wirtschaft: 67 Prozent der befragten Internetnutzer misstrauen der “Wirtschaft
allgemein“, wenn es um den Umgang mit ihren Daten im Web geht. Im Jahr 2011 war
es mit 46 Prozent ebenfalls weniger als die Hälfte. Auch hier haben sich die
Werte innerhalb des vergangenen Jahres kontinuierlich verschlechtert.
Dass der
Vertrauensverlust im Zusammenhang mit der Sicherheit digitaler Daten auch auf
die Wirtschaft abgefärbt hat, ist nicht verwunderlich, aber sicherlich nicht
gut fürs Geschäft.
Was also
tun?
Selbst
eine professionelle Branchenorganisation wie Bitkom scheint eher ratlos zu
sein, was mögliche Gegenmassnahmen anbelangt. Deren Präsident Dieter Kempf
zieht denn Schluss, dass “ Die politische Aufarbeitung der NSA-Affäre weitergehen
muss“. Ob das eine wirksame Medizin gegen den Vertrauensverlust der User sein
kann, ist zu bezweifeln. “Arte.tv“ kommt da der Realität wohl schon näher. Über
dem Interview mit Wikipedia Gründer Jimmy Wales zum Thema Datensicherheit im
Internet prangt nämlich der Titel: “Brauchen wir ein neues Internet?“
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