Zu dieser Theorie des Kanadischen Kommunikationsforschers Marshall McLuhan ("The medium is the message") sind uns zwei aktuelle Meldungen aufgefallen. Die erste betrifft
Twitter, jenes Internet-Phänomen, das in den letzten Jahren so stark an Popularität gewonnen hat. Twitter hat ein bestimmendes Merkmal: Die Länge der verbreiteten Nachrichten entspricht etwa jener einer SMS-Nachricht. Das heisst, dass Twitter-Texte entweder kurz und konzis oder eben kurz und nichtssagend sind.
Eine Untersuchung scheint zu beweisen, dass das Zweite der Fall ist. Die Marktforscher der Texanischen Firma Peer Analytics haben den Twitter-Verkehr analysiert und herausgefunden, dass es sich bei 40 Prozent aller Tweets um "sinnloses Geplapper" ("pointless babble") handelt. 37 Prozent der Tweets gingen hin und her, wurden also immerhin als Kommunikationsform eingesetzt. Immerhin 9 Prozent aller Tweets wurden weitergeleitet (was, wie jeder Empfänger von weitergeleiteten Mails weiss, auch nicht viel über deren Qualität aussagt). Der Rest war Werbung, Spam und News. In denn USA beteiligen sich laut Nielsen Company immerhin
10 Prozent der aktiven Internet-User am Twitter-Phänomen. Wer nun automatisch annimmt, dass es sich bei den meisten dieser Anwender um junge Leute handelt, die sowieso meistens im Kurzformat kommunizieren, hat sich getäuscht. Nur ganze 16 Prozent sind unter 25 Jahre alt. Zum Vergleich: 20 Prozent der Twitterer sind über 55 Jahre alt.Das sieht bei anderen Social-Networking-Sites anders aus. Eine Umfrage in England hat ergeben, dass sich viele Jugendliche bei der Kommunikation im Net
wohler fühlen, als im richtigen Leben - vor allem wenn sie über sich selbst sprechen (schreiben). Zitat aus einem Artikel des London Telegraph:
"A survey of British MySpace users aged 14 to 21 found that 36 per cent found it
easier to talk about themselves online than in the real world and thought their
online friends knew more about them than their off-line ones.In their real life
social scene, nearly three quarters (72 per cent) of youngsters said they felt
"left out" and that they did not fit into any particular social group.And more
than four fifths (82 per cent) reported moving between four or more different
groups of friends as they found it more and more difficult to be accepted."
Die Jugendlichen finden es also leichter, im digitalen Umfeld akzeptiert zu werden, als in der harschen Wirklichkeit. Deshalb sind sie Online auch gesprächiger als im richtigen Leben. Mag darin ein Rezept liegen, um mit der MySpace-Generation zu kommunizieren? Oder könnte es heissen, dass die Social-Network-Kinder im richtigen Leben immer Kommunikationsschwierigkeiten haben werden?
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen