Samstag, 21. April 2012

Facebook - Trip in die Einsamkeit (ohne Auto)?

Das Leben ist dort am besten, wo die Strasse am längsten ist: Es gibt Hunderte amerikanische Roadmovies, die auf dieser Prämisse basieren. Doch das digitale Zeitalter scheint sich sogar hier kulturverändernd auszuwirken. Zahlen der amerikanischen Behörden zeigen, dass die Zahl der jungen Autofahrer signifikant rückgängig ist. Die digitale Generation trifft sich per iPhone und Facebook.

Ausriss aus dem Atlantic Magazine, Mai 2012.
Die Statistiken, über die die Financial Times berichtet, zeigen tatsächlich signifikante Änderungen im Autofahrverhalten der Amerikanischen Kids auf:
“Figures from the Federal Highway Administration show the share of 14 to 34-year-olds without a driver’s licence rose to 26 per cent in 2010, from 21 per cent a decade earlier, according to a study by the Frontier Group and the US PIRG Education Fund released this month. (Some US states allow 14-year-olds to get a learner’s permit to drive.) Another study from the University of Michigan showed that people under 30 accounted for 22 per cent of all licensed drivers, down from a third in 1983, with the steepest declines among teenagers.”
Mit anderen Worten: Der Anteil junger (14 bis 34jähriger) Fahrer ging in 10 Jahren um 5 Prozent zurück, der Anteil der unter 30jährigen in den letzten 30 Jahren sogar um mehr als 10 Prozent.
Es wird wohl schwer zu beweisen sein, dass es tatsächlich Facebook und Co. sind, die zu weniger Verkehr auf der Strasse führen. Eine faszinierende Theorie ist es aber so oder so, die in diesem Artikel der Financial Times aufgestellt wird – und sie macht sicher auch Sinn. Es ist sicher billiger, sich virtuell auf einen Chat zu treffen, als Geld für teueres Benzin und Parking auszugeben (eine Entwicklung übrigens, die sich auf Businessebene mit Video-Conferencing längst durchgesetzt hat).
Allerdings gibt es dann doch noch einige emotionelle Aspekte, die zu berücksichtigen sind. Auf diese geht ein Artikel ein, der dieser Tage im amerikanischen Magazin „TheAtlantic“ erschienen ist. Der Titel (immerhin noch mit Fragezeichen): Macht uns Facebook einsam? Wissen wir noch, was „echte“ Freunde sind?
Zitat:
“When you sign up for Google+ and set up your Friends circle, the program specifies that you should include only “your real friends, the ones you feel comfortable sharing private details with.” That one little phrase, Your real friends—so quaint, so charmingly mothering—perfectly encapsulates the anxieties that social media have produced: the fears that Facebook is interfering with our real friendships, distancing us from each other, making us lonelier; and that social networking might be spreading the very isolation it seemed designed to conquer…”
Bringt uns also Facebook gar nicht zusammen, sondern verklebt unsere sozialen Kanäle nur mit virtuellen Bekanntschaften, die uns am Ende gar noch vereinsamen lassen?
Wer weiss: Vielleicht ist es besser, mal wieder ins Auto zu sitzen und sich mit richtigen Leuten zu treffen – zum Beispiel in einer Beiz. Jene jungen Anwender, die ich kenne, machen genau das: Zwar haben Sie 980 Facebook-Freunde, treffen sich aber auch im richtigen Leben mit ihren richtigen Freunden. So wird das hoffentlich auch bleiben.

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