Amazon,
der grösste Internethändler der Welt, liegt gegenwärtig im Clinch mit verschiedenen
grossen Verlagen. Es geht um die Preise von E-Büchern, die Amazon billiger
verkaufen möchte. Dabei nutzt der Konzern seine Grösse als Händler für eine starke
Verhandlungsposition. Auch andere Grosskonzerne werfen ihr Elefantengewicht in
die Waagschale, wenn es darum geht, Anteile in den digitalen Märkten zu
gewinnen. Der amerikanische Detailhandelskoloss Walmart zum Beispiel, hat ein
Mittel entdeckt, mit dem Kunden einfach zu gewinnen sind: den bedingungslosen kostenfreien
Versand von Waren.
Amazon will, dass E-Bücher künftig billiger verkauft werden. Viele Autoren und Verlage sehen in dieser Forderung eine Bedrohung der "Buchkultur" |
Experten
gehen davon aus, dass dies im Internethandel zum Standard werden könnte. Denn, abgesehen
von der enormen Grösse des Walmart-Konzerns, weiss man, dass der kostenfreie
Versand, wie er seit kurzem von Walmart in Kanada angeboten wird, einer der wichtigen
Entscheidungsfaktoren der Online-Kundschaft darstellt. Craig Patterson, ein Detailhandelsanalyst,
sieht die anderen Onlinehändler unter Entscheidungszwang: “Wenn ein Unternehmen
wie Walmart den bedingungslosen kostenfreien Versand einführt, werden andere
Detailhändler versuchen, mitzuhalten – zum Beispiel durch dich Schaffung von
Mehrwert oder besseren Service für Ihre Kunden.“ Während Walmart die
Versandkosten absorbieren könne, sei es für kleinere Händler eine
Herausforderung, das Gleiche anzubieten, ohne ihre Preise zu erhöhen, sagte er
gegenüber der Zeitung National Post.
Mit
anderen Worten: Der Druck auf die kleinen Händler wird sich weiter erhöhen. Walmarts
Begründung für das grosszügige Angebot:
“It’s not about an e-commerce channel, or about a store channel anymore. It’s really about the customer in the middle. If they want to buy online, if they want to buy on the phone, if they want to buy in store, we want to make sure we’re servicing them. (Es geht nicht mehr um den Channel; ob E-Commerce- oder Ladengeschäft. Ob unsere Kunden Online oder am Telephon oder im Laden einkaufen wollen, wir wollen einfach sicherstellen, dass wir sie bedienen)“.
Walmart
ist nicht der einzige Internetgigant, der im digitalen Konkurrenzkampf
hemmungslos seine Grösse in die Waagschale wirft. Auch Amazon, der grösste
Onlinehändler der Welt (mit einem Umsatz von rund 75 Milliarden US-Dollar im
letzten Jahr) wird gegenwärtig dafür kritisiert, dass er sich im Buchhandel
benehme wie der Elefant im Porzellanladen:
“Mehr als 900 Schriftsteller, darunter berühmte Autoren wie Stephen King oder John Grisham, haben das Vorgehen des Onlinehändlers Amazon im Streit um E-Book-Preise scharf verurteilt. […] Sie kritisierten, dass Amazon in der Auseinandersetzung mit dem Verlag Hachette etwa die Auslieferung gedruckter Bücher verlangsamt sowie keine Vorbestellungen angenommen habe. Der Internethändler will niedrigere Preise für digitale Bücher durchsetzen. […]Amazon konterte den Vorstoss der Schriftsteller mit einem eigenen offenen Brief. Darin heisst es unter anderem, Literatur müsse günstiger werden, da sie mit vielen anderen Medien im Wettbewerb stehe. «Bücher konkurrieren mit mobilen Spielen, Fernsehen, Filmen, Facebook, Blogs, kostenlosen Nachrichten-Websites und mehr.» Das Unternehmen verwies auch erneut auf frühere Berechnungen, wonach mit niedrigeren E-Book-Preisen wie 9.99 Dollar viel mehr Bücher verkauft würden als etwa bei 14.99 Dollar, sodass Schriftsteller und Verlage am Ende sogar mehr verdienen würden…“
Es wird
wohl nicht das letzte Mal sein, dass einer der ganz grossen Onlinehändler seine
Marktmacht durchzusetzen versucht und dabei die Verbraucher auf seiner Seite wähnt;
tiefe Preise werden ja tatsächlich allseits geschätzt. Das Internet verändert
den Detailhandel grundlegend. Im Buchhandel hat es allerdings schon vor vielen
Jahrzehnten massive Umwälzungen gegeben, wie die Einführung von Taschenbüchern
vor dem zweiten Weltkrieg. Die Konsumenten liebten diese neuen, billigen
Bücher, viele Autoren hassten sie - auch solche, die anderweitig eine enorme
Weitsicht aufwiesen, wie zum Beispiel George Orwell...
Ich liebe Walmart :)
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