Mittwoch, 23. Dezember 2009

Hochkonjunktur für Panikmacher

Nein, es geht hier nicht direkt um den globalen Klimawandel – obwohl die obige Schlagzeile nicht schlecht zum Thema passen würde. Vielmehr wollen wir uns an den Jahreswechsel zum Jahr 2000 erinnern, als uns unzählige Y2K-Untergangspropheten das Leben schwer gemacht haben.

Gemäss späteren Schätzungen investierte die Wirtschaft weltweit fast 500 Milliarden Franken in Massnahmen, die eine Katastrophe beim Millenniumswechsel verhindern sollten. Tatsächlich aber stellte es sich bald heraus, dass Panik und Hype übertrieben waren. Zwar passierten weltweit kleinere Missgeschicke, weil gewisse Computeruhren nicht richtig umschalteten, es vielen aber keine Flugzeuge vom Himmel und auch Atomkraftwerke explodierten nicht. Es zeigte sich, dass Länder, die viel weniger in Gegenmassnahmen investiert hatten, beim Jahrtausendwechsel keine grösseren Probleme hatten als jene, die vorbeugend sehr viel Geld ausgaben. Das führte dazu, dass sich viele Y2K-Proponenten nach dem Neujahrstag eher still hielten. Das Wall Street Journal stufte die Geschehnisse als “Ende-der-Welt-Kult“ und als “den grössten Schabernack des Jahrhunderts“ ein.
Und wenn man dem deutschen Wikipedia-Eintrag zum Thema glauben darf, profitierte mittelfristig nicht einmal die IT-Industrie vom ganzen Theater:

“Durch die Hardware- und Softwareaktualisierungen, die zur Verhinderung des Y2K-Problems getätigt wurden, waren im Jahr 2000 viele Anwender mit aktuellen Plattformen ausgerüstet. Das löste in der folgenden Vierjahresperiode – vier Jahre sind die Lebensdauer eines gängigen Bürogerätes - einen Einbruch beim Verkauf neuer Systeme und eine spürbare Rezession im Informatikbereich aus.“
Der Spiegel publizierte schon am 3. Januar 2000, also nur drei Tage nach dem Jahreswechsel, einen Artikel, der die Vorgänge kritisch beleuchtete. Zitat:
“Die Katastrophe blieb aus. Weltweit wird ein weitgehend reibungsloser Start ins neue Jahrtausend gemeldet. Einen schweren Stand haben inzwischen Y2K-Spezialisten und -Warner. Der aufkeimenden Panik folgte Erleichterung - und dann Irritation. Hat die Weltwirtschaft 300 Milliarden Dollar in eine Hysterie "investiert?"
Heute, fast zehn Jahre später, hat die Welt die Y2K-Panik weitgehend vergessen. Kein Wunder: Schliesslich gibt es genügend andere Themen über die man in Panik geraten kann, wenn man will.



Apple nutzte den Y2K-Wirbel, um für die neusten Macintosh-Computer zu werben. Der Werbespot zeigt HAL, den bösen Computer aus dem Film 2001: A Space Odyssey, der sich für die Folgen von Y2K entschuldigt. Der Spot wurde während der Superbowl-Halbzeit im Jahr 1999 zum ersten Mal gezeigt.

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