Das Internet ist ein Ort ohne Grenzen – oft auch, was das Benehmen der User angeht. Gefördert durch die Anonymität des unendlichen digitalen Raums, lassen viele Anwender sämtliche Hemmungen fallen, wenn sie ihre Meinung äussern. Das ist nicht nur unzivilisiert, sondern auch äusserst unkonstruktiv. Aber lässt es sich irgendwie verhindern?
Im deutschsprachigen Raum ist es noch nicht ganz so schlimm, wie im englischsprachigen Teil des Internets, doch grossartig sind die Umgangsformen auch hier nicht – im Gegenteil. Bei Meinungsverschiedenheiten, zum Beispiel mit Autoren von Zeitungsartikeln oder mit Politikern, sind ganz persönliche und oft auch wüste Beschimpfungen an der Tagesordnung. Personen des öffentlichen Lebens werden in anonymen e-Mails beschimpft, oft sogar bedroht. Das Internet zeigt seine unzivilisierte Seite ohne Hemmungen.
Woran liegt das? Wissen die User nicht was sich gehört?
Wenn das so ist, wird ein neues Buch, mit dem sich die Kommunikationsexpertin Martina Dressel wieder einmal bei uns gemeldet hat, die Situation verbessern. Der Klappentext erklärt:
“Es schien so, als würden moderne Kommunikationstechnologien die Grundlagen zwischenmenschlicher Kommunikation und Rhetorik in den Hintergrund drängen. Doch per E-Mail und in sozialen Netzwerken wird heute inflationär statt zielführend kommuniziert. Hektische Betriebsamkeit, Missverständnisse und fehlende Umgangsformen werden beklagt. Martina Dressel zeigt, wie es gelingt, im Web 2.0. so zu kommunizieren, dass Struktur und Zielführung einerseits sowie ein konstruktives Miteinander andererseits vorherrschen.“
Das Buch ist tatsächlich eine Bereicherung für Leute, welche die digitale Kommunikation ernst nehmen. Es ist ansprechend geschrieben und bietet viele gute Tipps, besser zu kommunizieren, die durchaus nicht nur im digitalen Raum Gültigkeit haben. Zum Beispiel:
“Wertungen von Personen, jegliches Abstempeln oder Schubladendenken sowie Vermutungen zum Motiv sind komplett fehl am Platz. Weit besser als Ihre Bemerkungen an einen bestimmten Typ von Person zu reichten, für den sie den anderen halten (oder als den Sie den anderen gedanklich “eingeordnet“ haben) ist es, sich darauf zu beziehen, was die Person getan hat beziehungsweise aktuell tut. Und damit ist das gemeint, was Sie aktuell von der Tätigkeit der Person sehen und hören können…“
Wir sind davon überzeugt, dass dieses Buch allen Usern neue Anstösse zur Kommunikation geben könnte – allerdings sind wir genau so sicher, das es wahrscheinlich nur von jenen Leuten gelesen werden wird, die den Umgang mit ihren Mitmenschen jetzt schon ernst nehmen und etwas dazulernen möchten. Die kommunikativen Grobiane hingegen, die schon von ihrer grossen Zahl her das Potenzial hätten, die Autorin sehr, sehr reich zu machen, werden das wohl nicht tun. Leider!
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