Dienstag, 13. November 2012

Sex, Lügen und Gmail

Die Wahlen sind vorbei, der bisherige Präsident darf im Weissen Haus bleiben – und schon pfuscht der erste Skandal der neuen alten Regierung  ins Konzept. Die Geschichte hat alles, was der Medienzirkus liebt: Sex, schöne Frauen, mächtige Männer und unzählige Verschwörungstheorien. Aber der Skandal zeigt auch, wie die digitalen Medien beim Betrügen helfen – und wie schwierig es ist, digitale Spuren zu verwischen.

Terroristen, Generäle und wir benutzen Gmail - den Email-Service
von Google.
Inzwischen weiss es die ganze Welt: Ein früherer General und jetziger CIA-Chef, äussert angesehen und geachtet, wird beim Fremdgehen erwischt und tritt zurück. Das Verhältnis mit seiner Biografin kommt direkt nach den Präsidentschaftswahlen an die Öffentlichkeit. Der US-Sicherheitsapparat war den beiden allerdings schon lange auf der Spur. Dass in diesem Zusammenhang nun auch noch der Oberbefehlshaber der internationalen Truppen in Afghanistan (ISAF) beim virtuellen Fremdgehen erwischt wurde, macht die Geschichte natürlich nur noch spannender…
In unserem Blog interessieren wir uns aber nicht für die vulgären, sondern für die digitalen Details der Geschichte – und die sind auch ganz interessant. Die Akteure haben nämlich demonstriert, wie schwierig es ist, per E-Mail zu kommunizieren und keine Spuren zu hinterlassen, auch wenn man sich dessen bewusst ist und verschiedenste Verschleierungsmethoden angewandt hat. Zitat aus dem Spiegel:
“Das FBI erhält verschiedene IP-Adressen. Einige davon gehören zu bestimmten Hotels. Wer war zu dem Zeitpunkt dort, wer kann die E-Mails über diese Internetverbindung abgeschickt haben? Nach mehreren Wochen, so berichtet es das "Wall Street Journal", stoßen die Ermittler schließlich auf Paula Broadwell, die Petraeus-Biografin.
Sie haben nun einen Verdacht und beantragen bei einem Gericht einen Durchsuchungsbeschluss, um sich in sämtliche E-Mail-Konten Broadwells einzuklinken. So gelangen sie auch an einen anonymen E-Mail-Account bei Google - es liegt nahe, dass es der Account ist, von dem die Drohungen an Kelley geschickt wurden. Wie auch immer: Das FBI liest nun alles mit.Die Ermittler stoßen in dem anonymen Google-Account auf "anzügliche" E-Mails, die sich Broadwell mit einem zunächst unbekannten Mann schreibt. Auch dieser Mann nutzt einen Account bei Google. Zum Teil, so berichtet es dieNachrichtenagentur AP, schicken sich die beiden nicht einmal E-Mails. Stattdessen loggen sie sich nacheinander im selben Account ein, schreiben eine Nachricht, speichern sie aber nur im Entwürfe-Ordner, ohne sie abzuschicken. Loggt sich dann später der jeweils andere ein, kann er die Nachricht dort lesen.
Das ist ein gängiger Trick, um verräterische Spuren im Web zu vermeiden. Es gibt dann keine E-Mails, die irgendwo landen und deren Header man auf IP-Adressen überprüfen könnte. Im Prinzip ist es eine alte Spionagetechnik: ein toter Briefkasten, ins Internet übersetzt. Mit Hilfe anonymer E-Mail-Accounts und nicht abgeschickter, sondern nur im Entwürfe-Ordner gespeicherter Nachrichten sollen auch Qaida-Terroristen wie 9/11-Chefplaner Chalid Scheich Mohammed mit ihren Gefolgsleuten kommuniziert haben.“
Alles schlau ausgedacht, aber umsonst. Die Katze ist aus dem Sack und die Affäre in der Öffentlichkeit. Bemerkenswert erscheint uns die Tatsache, dass der ebenfalls im Netz der Ermittler hängen gebliebene General John Allen seiner Verehrten (dabei handelt es sich nicht um die gleiche Dame, wie im Falle Petraeus) über 20‘000 E-Mails in zwei Jahren geschickt hat – das wären dann so zwischen 20 und 30 E-Mails am Tag… Auch Generäle scheinen viel Zeit am PC und am Smartphone zu verbringen.

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