Man gibt sich
vielerorts überrascht darüber: Twitter, das Medium für Wort gewordene Geistesblitze,
die nicht länger als 140 Zeichen sein dürfen, scheint plötzlich nicht mehr ganz
so populär zu sein, wie auch schon (zum Beispiel vor dem Börsengang, im
November 2013). Das Wachstum stockt, der Dienst wird von den registrierten
Usern weniger benutzt, und die Aktienkurse brechen ein. Ist der Reiz des Neuen
schon am Abklingen, oder ist die Twitter-Nische der quasselnden Klasse schon
voll ausgeschöpft?
Noch zwitschert das Vöglein, aber Twitter schrumpft - zumindest an der Börse. |
Den Rest erledigen dann
die Journalisten.
Für diese hat es
Twitter nämlich so einfach wie nie gemacht, ihre Thesen bestätigen zu lassen.
Will heissen: Man schreibt einen Artikel, stellt eine These auf und garniert
diese dann mit Tweets, die man im Internet so einfach finden kann, wie Sand am
Strand. Dadurch erreicht man zwei Ziele: Erstens verstärkt man seinen eigenen
Artikel in der digitalen Echokammer, und zweitens gewinnt man in gewissen
Kreisen sogar noch an Glaubwürdigkeit - schliesslich belegen die publizierten
Tweets, dass man nicht der einzige ist, der so denkt.
Eine weitere
Entwicklung, die wahrscheinlich dem Journalismus nicht zu mehr Ansehen verhelfen
wird, ist die Tatsache, dass gewisse Medien auch Tweets selber als wichtige
News behandeln, solange sie von einem prominenten Twitterer abgesetzt worden
sind.
Es scheint nun
allerdings, dass die meisten Menschen doch nicht zur quasselnden Klasse gehören
und Twitter unter anderem deshalb an seine Grenzen stösst. Zitat aus der NZZ:
“ Experten waren zuletzt durchaus davon ausgegangen, dass Twitter sich zu einer Branchengrösse wie Facebook entwickeln könnte. Das hatte den Börsenwert im Dezember bis auf 46 Mrd. $ getrieben, bei einem Umsatz von gerade einmal 665 Mio. $ im Jahr 2013. Ab Februar ging es für die Aktie steil bergab, sie hat seitdem knapp 50% ihres Wertes verloren. Alleine am Mittwoch verliert das Papier bis zu 12%. Im Mai läuft zudem bei vielen Aktionären eine Haltefrist aus. Dann könnten bis zu 489 Mio. Twitter-Aktien verkauft werden – rund 83% aller ausstehenden Papiere.“
Wir glauben nicht daran, dass Twitter sterben wird. Aber es wird an seine Grenzen stossen, genau deshalb, weil es in vielen Fällen nur als gigantische Echokammer genutzt wird. In der Zwischenzeit
wird es interessant sein, die Kurse des Unternehmens an der Börse zu verfolgen.
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