Dienstag, 12. Mai 2015

Selbstfahrende Autos und reisserische Schlagzeilen

Autos, die ihren Weg selber finden und sicher auf der Strasse unterwegs sind, ohne dass sie von einem Menschen gesteuert werden, sind seit einigen Monaten prominent in den Medien anzutreffen. Eines der bekanntesten Projekte wird von Google entwickelt, dessen selbstlenkende Autos seit längerer Zeit in Kalifornien unterwegs sind. Nun hat Google einen Report veröffentlicht, demzufolge Google Cars 11mal in kleine Unfälle verwickelt waren. 

Ein selbstfahrender Toyoto Prius Google Car auf einem Test-Parcour. Bei den Google
Cars, die in Kalifornien unterwegs sind, handelt es sich um Lexus-Geländewagen.
                                                                      Bild Wikimedia Commons, Steve Jurvetson
Google hat inzwischen 20 selbstfahrende Autos, die schon mehr als 2,7 Millionen Kilometer zurückgelegt haben. Über eine Gesamtdistanz von 1,6 Millionen Kilometer haben sich die Google Cars selbst gesteuert. In den letzten sechs Jahren kam es dabei zu elf kleinen Unfällen.
Das Wichtigste, aus menschlicher Sicht, zuerst: Bei keinem der kleinen Unfälle sei ein Mensch zu Schaden gekommen, und es seien nur kleinste Sachschäden entstanden, teilt Google mit. 
Das Wichtigste, aus technischer Sicht: Keiner der 11 Unfälle war durch eines der selbstfahrenden Autos verursacht worden. Zitat aus dem Stern:
“Sieben Mal seien andere Fahrer auf die Google-Wagen aufgefahren. Ansonsten seien sie an der Seite gestreift worden und bei einem Zusammenstoß sei ein anderes Auto an einem Stoppschild vorbeigerollt. Insgesamt habe es nur leichte Schäden an den Wagen und keine Verletzten gegeben.
"Wenn man genug Zeit auf der Straße verbringt, werden Unfälle passieren, egal, ob man in einem Auto oder einem selbstfahrenden Fahrzeug sitzt", resümierte Projektleiter Chris Urmson.“
Es sieht also ganz so aus, als ob sich die autonomen Autos von Google sicherer auf der Strasse fortbewegen, als Autos, mit menschlichen Lenkern. Trotzdem führte der Google-Bericht über die elf Blechschäden zu einigen seltsamen Schlagzeilen: “Google-Car - Autonom fahrende Autos bauen Unfälle“, titelte zum Beispiel auto-motor- und-sport.de, um sich dann im darauffolgenden Artikel selbst zu korrigieren und darauf hinzuweisen, dass es eigentlich die Anderen waren, welche die Unfälle “gebaut“ haben. Auch die Nachrichtenagentur AP titelte ihre Story ähnlich irreführend: “Google gibt 11 Unfälle mit selbstfahrenden Autos zu“, überschrieb die Agentur ihren ersten Bericht zum Thema. In einer späteren Version wurde der Titel dann abgeändert: “Selbstfahrende Autos können Unfällen auf Kaliforniens Strassen nicht ausweichen“ hiess es da, schon etwas treffender.
Tatsächlich dürfen alle selber lenkenden Autofahrer davon ausgehen, dass die autonomen Autos sehr sicher sind, wenn sie auf der Strasse anzutreffen sind. In den USA sind tausende von Anwälten dafür gerüstet, dass eines der selbstfahrenden Google Autos einen Unfall baut – um dann millionenschweren Schadenersatz vom Millionenkonzern Google zu verlangen.
Wie es sich so anfühlt, in einem selbstfahrenden Auto mitzufahren – und zwar in Zürich, beschreibt der Tagesanzeiger in einem Bericht über das Projekt, an dem auch die Swisscom beteiligt ist. Der Titel sagt eigentlich schon alles: “ Ruckelig, defensiv, Grün abwartend“. Diese Fahrweise könnte unserer Ansicht nach zum Problem werden, so lange in den andern Fahrzeugen auf der Strasse noch (oft gehetzte) Menschen am Steuer sitzen.

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