Freitag, 25. September 2009

Brauchen Sie einen Consultant? Wohl kaum!

Seit dem Untergang der Swissair haben Management-Consultants in der Schweiz etwas an Ansehen eingebüsst. Das Beratungsgeschäft ist aber immer noch enorm einträglich, obwohl es schon immer Skeptiker gab, die sich nicht von teuren Büros, gut sitzenden Anzügen und hohen Spesenrechnungen blenden liessen. Nun bekommt die Branche einen Schlag versetzt, der besonders wehtut, weil er von einem der Ihren kommt.

The Management Myth: Why the Experts keep getting it wrong“ (Der Management Mythos: Wieso die Experten immer die gleichen Fehler machen) heisst der Titel eines Buches, das alle Vorurteile, die je gegen Management-Berater geäussert wurden, zu bestätigen scheint. Geschrieben hat es Matthew Steward, ein promovierter Philosoph, der für mehr als 10 Jahre als Management-Berater die Welt bereiste und dabei den Bossen der grössten Weltkonzerne mitteilte, was gut für sie sei. Er verdiente dabei viel Geld, entwickelte gleichzeitig einen Geschmack für handgefüttertes Japanisches Rind und super-seltene Trüffel, wusste aber eigentlich nicht, worum es ging: “Es war immer so, dass ich weniger über das Geschäft wusste, als die Leute, die ich darin zu beraten hatte“, gibt er freimütig zu. Der Nutzen für die Beratenen scheint denn auch eher beschränkt gewesen zu sein. Zitat aus dem Tagesanzeiger:

“Bis zu 100 Millionen pro Jahr haben Grosskonzerne für die Strategieberater hingeblättert. Um den wahren Nutzen seiner damaligen Dienste für die Unternehmen zu erklären, vergleicht Stewart sie mit jener von «Schamanen, die Hühner vergiften und Wahrsagern, die aus Innereien Erkenntnisse gewinnen». Diese heidnischen Zauberer zeigen, dass es nicht auf das Treffen der richtigen Entscheidung ankomme. Viel wichtiger sei, dass eine Entscheidung akzeptiert werde. Dazu brauche es eine höhere Autorität, die sie sanktioniert. Darin liege der wahre Wert der Berater. Ihnen sei bewusst gewesen, schreibt Stewart, dass es vor allem darauf ankam, das Gebaren einer heiligen Priesterkaste anzunehmen – allerdings in einer modernen Form.“

Es bleibt abzuwarten, ob und wie die Consulting-Branche auf das Buch reagieren wird. Dass es sich zumindest kurzfristig rufschädigend auswirken könnte scheint klar zu sein. So geht in der Presse bereits das böse Wort vom “Management-Beratungsschwindel“ um. Ganz neu ist diese Erkenntnis allerdings nicht: Der Kolumnist der Atlanta Business News zitiert den Gründer der berühmten Boston-Consulting Gruppe mit den Worten:

“Können sie sich etwas Unvorstellbareres denken, als dass Leute, die gerade frisch von der Schule kommen, den Managern der erfolgreichsten Unternehmen sagen, wie sie ihr Geschäft zu leiten haben, und dass diese Unternehmen auch noch Millionen von Dollars dafür bezahlen…?”
Die Frage war wohl eher rhetorisch gemeint.

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