Freitag, 11. September 2009

Die Schweiz: wieder mal nicht gut genug

Uns Schweizern ist es wichtig, dass wir gut bedient werden, sei es im Gastgewerbe oder im Laden. Schliesslich kommen Dienstleistungen einfach besser an, wenn sie nicht nur kompetent, sondern auch freundlich geliefert werden, ob im Hotel oder in der IT-Branche: Doch genau da hapert es in der Schweiz immer noch, wie neulich wieder ein prominenter Kritiker festgestellt hat.

Der Kritiker heisst Tyler Brûlé und ist, wie er selber vielfach betont hat, ein grosser Fan der Schweiz. Der Style Guru, Verleger, Designer und Kolumnist für die Londoner Financial Times, war wieder mal in St. Moritz zu Gast, und vergleicht den dortigen Standard mit dem Service, den er kurz darauf während eines Aufenthalts in Como erlebt hat. Titel der Kolumne: “Warum Schweizer von Italienern lernen sollten“. Zitat:

“Für ein Land mit wenigen anderen kostbaren Industriezweigen, sollte das erst kürzlich neu aufgestellte Engadiner Fremdenverkehrsbüro zügig ein Dienstleistungstreffen einberufen, um die Leute daran zu erinnern, wie sie ihre Lachmuskeln trainieren und - in extremen Fällen - wie sie sich ihre finsteren Blicke aus dem Gesicht treiben können. Es ist eine recht einfache Rechnung: Wenn dein einziger Umsatzerlös der Tourismus ist, musst du Leute an Bord haben, denen das Geschäft der Dienstleistung Freude bereitet. Aber im Gebirge ist es schwierig, gutes Personal für saisonale Arbeit zu finden und zu behalten, höre ich Sie sagen? Dann ist es an der Zeit, das Modell neu auszurichten und eher einen Zwölf-Monate-im-Jahr-Business-Plan aufzustellen als zweimal im Jahr für ein paar Monate die Umsätze nach unten entschwinden zu sehen. Gleichzeitig sollte man intensiver daran arbeiten, mehr Leute von der anderen Seite der Grenze ins Land zu bringen, um die Faulenzer zu ersetzen. Jene Leute also, die offensichtlich wenig dafür tun, ein Geschäft zu erhalten, und vieles dafür tun, dass Gäste nicht mehr wieder kommen möchten.“
Die Kritik von Brûlé muss ernst genommen werden und beweist, dass unzufriedene Kunden ihre Erlebnisse gerne und öfter weitererzählen, als zufriedene (in diesem Fall erschien die kritische Kolumne in der Financial Times, auf Spiegel Online und bei merian.de). Das gilt längst nicht nur für die Tourismusindustrie. Kundenzufriedenheit ist für alle Branchen von grösster Wichtigkeit. Experten wissen: Neue Kunden zu gewinnen kostet viel Geld. Es lohnt sich, bestehende Kunden so gut zu bedienen, dass sie zu Stammkunden werden. Wer Dienstleistungen erbringt, muss lernen, nett zu sein. Womit wir wieder ganz am Anfang wären: Uns Schweizern ist es wichtig, dass wir gut bedient werden…

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