Donnerstag, 6. November 2014

Apple-SIM: Praktisch und konsumentenfreundlich - aber die Telcos wollen nicht

Apple hat Marktmacht, ist eine der erfolgreichsten und innovativsten Firmen der Welt und hat eine prall gefüllte Kriegskasse: 160 Milliarden US Dollar in Cash, um genau zu sein. Wenn Apple etwas will, erreicht das Unternehmen in der Regel sein Ziel. Jetzt scheint Apple die Mobilfunkbranche im Visier zu haben: Man strebt an, mit einer eingebauten universalen Apple-SIM-Karte die herkömmlichen, Telco SIM-Karten zu verdrängen. Die Idee ist brillant, konsumentenfreundlich und technisch seit einiger Zeit realisierbar. Doch es sieht so aus, als ob die grossen Telcos ihre SIM-Hoheit nicht so einfach aufgeben werden.

"Eine SIM-Karte, viele Optionen." So bewirbt Apple den iPad mit dem neuen
universellen Apple-SIM.
Als Apple vor kurzem den iPad Air 2 vorstellte, gab sich das Unternehmen sehr zurückhaltend, obwohl das Gerät eine revolutionäre technische Neuerung enthält, die noch zu Steve Jobs Zeiten auf die Schiene gestellt wurde: das universale Apple-SIM. Apple müsse die Rache der Mobilfunkbetreiber fürchten, schrieb Benedikt Fuest in der Welt nach der Einführung des Geräts, deshalb die Zurückhaltung:
“Die Mobilfunkbetreiber haben allen Grund zur Sorge, denn das Apple-SIM erlaubt es den Nutzern, individuelle Kurzzeit-Datenpakete für verschiedene Mobilfunknetze einzukaufen. Die Nutzer müssen dazu nur auf dem Gerät auswählen, welchen Provider sie für welchen Zeitraum nutzen wollen, die Abrechnung übernimmt wiederum Apple.
[…]
Damit aber drängt sich Apple direkt in die Kundenbeziehung zwischen Mobilfunkern und deren Kunden. Schlimmer noch: Die Provider müssen sich nun erstmals direkt auf dem Gerät einem Preisvergleich miteinander stellen.
Bislang war die Hemmschwelle für den Nutzer, zu einem günstigeren Datentarif zu wechseln, relativ hoch. Sie mussten dafür eine neue SIM-Karte ordern, diese eventuell kostenpflichtig aktivieren und ins Gerät einsetzen. All das entfällt mit der dem SIM von Apple.
Stattdessen zeigen Apples Screenshots ein simples Auswahlmenü – ein Albtraum für die Provider, die bereits angesichts der ersten Patente 2011 äußerst giftig auf die Pläne reagierten.“
Da das universale Apple-SIM erst in den iPads für die USA und Grossbritannien ausgeliefert wird, kommen auch von dort die ersten Reaktionen – und sie entsprechen ziemlich genau den Vorhersagen - wie cnet.de berichtet:
"Verizon Wireless entschied sich, Apples Lösung gar nicht zu unterstützen. AT&T bindet die Apple-SIM bei der Aktivierung an das eigene Netzwerk – der Netlock ist dann nur noch durch eine andere SIM zu umgehen. Sprint setzt den Eintrag der IMEI in seiner Datenbank voraus, was den Providerwechsel zumindest erschwert. Nur T-Mobile US, der schon länger aggressiv um Neukunden werbende Netzbetreiber, erklärte seine uneingeschränkte Unterstützung der Apple-SIM. […]
In Europa unterstützt bislang nur der britische Provider EE – ein Gemeinschaftsunternehmen von Deutsche Telekom und Orange – die Apple-SIM. Beide Muttergesellschaften hingegen blieben auf Distanz.“
Bleibt also abzuwarten, ob Apple genügend Interesse daran zeigt, die eigene innovative und konsumentenfreundliche Lösung durchzusetzen, oder ob die Bemühungen im digitalen Sand verlaufen werden.
Wir tippen auf die erste Variante.



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